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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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auszuziehen, genauso wie die graue Flanellhose. Auch die Füße steckten noch in den schwarzen, rahmengenähten Budapestern, die über den Rand des Betts ragten. Die Hände ruhten auf seinem Oberkörper. Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft – und war doch weit davon entfernt, in einen erholsamen Schlaf zu finden.
    Wie wirre Spiegelungen rasten die Ereignisse des Tages durch seinen Kopf, immer wieder sah er die erstarrte, wachsfarbene Anne vor sich, aufgebahrt auf dem kahlen Seziertisch – ein Anblick, der jeden anderen Gedanken zerbrach und außer Trümmern nur Trauer übrig ließ. In der Finsternis seiner selbst vernahm er deutlich seinen Herzschlag. Ein dumpfer Hammer, der seinen reglosen Körper von innen bearbeitete und dabei den Rhythmus stetig steigerte, bis die Schläge laut in seinen Ohren dröhnten und in ein schrilles Pfeifen übergingen. Nie würde er dieses Pfeifen vergessen können. Er hatte es zuletzt in den Wäldern des Kosovo gehört. Vor seinem inneren Auge sah er sich im Fond des Toyota-Geländewagens sitzen, der im Schritttempo über eine Bergpiste kroch. Neben ihm hatte eine junge Übersetzerin Platz genommen. Sie stammte aus Pristina , der Hauptstadt des Kosovo, und hatte in den Vereinigten Staaten studiert. Jetzt war sie als OSZE-Beobachterin wieder in ihr Land zurückgekehrt.
    Vorne beim Fahrer hatte sich Ian Fowler, der schwergewichtige, fast siebzigjährige Leiter ihrer Mission, niedergelassen und rauchte mit grimmiger Miene, aber vor Abenteuerlust funkelnden Augen eine Zigarette nach der anderen. Bei jedem anderen hätte Parker irgendwann gegen den beißenden Qualm protestiert, doch gegen Fowlers walisischen Charme kamen selbst Parkers brennende Augen nicht an.
    Dem weiß lackierten Toyota folgte schon seit Stunden ein Transportpanzer der serbischen Armee mit leichter Bewaffnung. Solch eine unverhohlene Überwachung war zu diesen Zeiten nichts Ungewöhnliches, und Parker hatte nicht das Gefühl, den aufdringlichen Beobachtern besondere Bedeutung schenken zu müssen.
    Bis das Pfeifen erscholl und die von einem Heckenschützen abgefeuerte Panzerfaustgranate mit einem ohrenbetäubenden Knall in den vorderen Teil des Wagens einschlug. Der Toyota hob sich in die Luft, bevor er wie in Zeitlupe nach links umkippte und den Abhang hinunterstürzte.
    Der Wagen überschlug sich immer wieder, bis er durch zwei Bäume abrupt gestoppt wurde. Parker war durch den Innenraum geschleudert worden, aber bei Bewusstsein geblieben. Er registrierte, dass das Fahrzeug auf der Seite lag. Er hatte zahlreiche Prellungen erlitten, und sein rechter Arm schmerzte höllisch, aber ansonsten schien er unverletzt zu sein. Die Übersetzerin lag reglos mit dem Kopf nach unten neben ihm. Er fühlte den schwachen Puls der jungen Frau. Sie lebte.
    Dann hörte er ein Geräusch und schaute nach vorne. Der Fahrer war verschwunden. Wahrscheinlich war er bei einem der Überschläge aus dem Wagen geschleudert worden. Aber Fowler war im Wagen geblieben. Er hatte sich an dem oben liegenden Rahmen der aufgeschlagenen Beifahrertür hochgezogen und steckte gerade den Kopf aus der Öffnung. Offensichtlich stand er vollkommen unter Schock. Parker kroch schreiend zu ihm nach vorne.
    Als er ihn schon an den Beinen zu packen bekommen hatte, fielen die ersten Schüsse. Ein Zucken durchlief Fowlers Körper, und der schwere Mann sank röchelnd zurück in das Fahrzeuginnere. Plötzlich breitete sich überall Blut aus.
    Weitere Schüsse waren zu hören. Parker sah durch das zerbrochene Wagenfenster, dass mehrere serbische Soldaten in geduckter Haltung den Abhang heruntergelaufen kamen. Andere hatten sich hinter Bäumen verschanzt und feuerten aus ihren Kalaschnikows auf einen unsichtbaren Gegner.
    Parker schrie nach Hilfe, aber seine Worte drangen durch den Krach der Kalaschnikows nicht durch. Verzweifelt winkte er den Serben zu und zeigte auf seinen schwerverletzten Begleiter, doch die Soldaten reagierten nicht. Fowlers Hemd war bereits tiefrot verfärbt, und Parker wurde gewahr, dass er in einer dunkelroten Blutlache kniete. Ihm war klar, dass der Waliser sofort ärztliche Hilfe brauchte. Verzweifelt stürzte er zur Hintertür des Toyotas. Sie klemmte. Mit aller Kraft trat er dagegen, und die Tür sprang auf. Ungeachtet der wilden Schießerei kletterte er heraus und rief um Hilfe. Wild gestikulierend und schreiend kam ein Soldat auf ihn zugelaufen: „Danger, danger – stay in the car!“
    Bevor Parker etwas sagen konnte, traf ihn ein

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