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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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als plötzlich das Handy in der Manteltasche vibrierte.
    Berlin. Endlich.
    Rasch zog er das Telefon hervor und nahm den Anruf an. Er lauschte, und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
    Die Stimme aus Berlin brachte keine Erlösung. Aber es gab wenigstens eine Spur. Ein junges Mädchen, das es mit Glück und Köpfchen geschafft hatte zu entkommen. Thalberg hielt das Handy ans Ohr gepresst und schüttelte den weißhaarigen Kopf angesichts der Einzelheiten ihrer Flucht. Unglaublich.
    „Sie ist eine Amateurin, eine blutige Anfängerin. Wir haben sie innerhalb der nächsten zwölf Stunden“, sagte die Stimme am anderen Ende.
    „Sarrow!“ Thalberg machte sich nicht die Mühe, die üble Laune vor seinem Adjutanten zu verbergen. „Überwachen Sie vor allem das Hotel Adlon. Das Mädel wird an den Professor rangehen!“
    „Möglich. Ich hab schon ein paar Männer da.“
    Thalberg seufzte. Er spürte untrüglich, dass die Sache sich im Adlon entscheiden würde. Das Mädchen war höchstwahrscheinlich die Auftraggeberin der Kreifelts. Sie hatte zwar noch keinen Namen und trotz der Aufnahmen, die sie von ihr vor der Charité gemacht hatten, auch kein Gesicht, aber ein klares Profil: weiblich, um die zwanzig, zierlich, dunkelhaarig, flink, fintenreich – und Parker war ihr Schwachpunkt.
    Eindringlich sprach er ins Telefon: „Sie wird versuchen, mit Parker Kontakt aufzunehmen. Sie vertraut ihm, weil die Kreifelts ihm vertraut hat. Sie fühlt sich verfolgt, hat Angst, vielleicht sogar Panik, und sie braucht Hilfe. Deshalb wird sie früher oder später in das Hotel kommen.“
    „Wir haben die Eingänge und die Lobby unter Kontrolle“, meldete Sarrow pflichtschuldigst.
    „Das reicht doch nicht!“, fuhr Thalberg ihn schroff an. „Nehmt euch jemand vom Personal vor. Überprüft alle Gäste. Und vor allem bringt eine Wanze in Parkers Zimmer an. Ich erwarte ab jetzt stündlichen Bericht!“
    „Verstanden“, kam es knapp aus Berlin zurück.
    „Und vergesst die Tiefgarage nicht!“ Gereizt beendete Thalberg das Gespräch.
    Der Weimaraner saß brav zu seinen Füßen und starrte regungslos auf das undurchdringliche Dickicht der nahen Buchenschonung. Die Nase des Tiers bebte. Witterungen. Der Hund las in den Gerüchen des Waldes wie in einem Buch.
    Vergebens, dachte Thalberg.
    Er ließ das Handy in die Manteltasche rutschen und zündete sich misslaunig eine neue Zigarette an. Dann zog er die alte Walther P38 aus dem Holster an seinem Gürtel, lud die Waffe durch und richtete den grauen Lauf auf das Genick des Hundes.
    Das Tier war über die vermeintliche körperliche Zuneigung seines Herrn erfreut und rieb sich an der Mündung der Waffe.
    Thalberg blies den Rauch der Zigarette durch die Nase aus. Als er den rechten Zeigefinger krümmen wollte, spürte er erneut das Vibrieren des Mobiltelefons.
    Er machte keine Bewegung. Der Lauf der Pistole lag unverändert am Genick des Tiers und sein Finger am Abzug. Er ließ die Zeit verstreichen und wartete, doch das Vibrieren dauerte an.
    Schließlich nahm er fluchend die Waffe hoch und fingerte mit der anderen Hand das Telefon aus der Manteltasche. Ohne zu schauen, woher der Anruf kam, nahm er ihn an und hielt sich das Handy ans Ohr.
    „Papa, störe ich dich?“, fragte aus weiter Ferne die Stimme seiner Tochter Beate.
    „Nein, mein Kind“, antwortete er sanft, die Zigarette zwischen den Lippen. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter war Beate das einzige Lebewesen auf der Erde, für das er eine tiefe Zuneigung empfand. Seine Tochter war bereits zweiundsechzig, verheiratet und wieder geschieden, hatte selbst drei erwachsene Kinder – blieb aber unverändert sein „kleines Mädchen“.
    Er hörte, dass sie etwas trank und dann das Geräusch eines Glases, das abgestellt wurde.
    „Wein?“, fragte er.
    „Nein. Holundersaft. Was machst du gerade, Papa?“
    Er schaute auf die mattschwarze Pistole in seiner Hand, auf der sich still und leise Schneeflocken sammelten, und überlegte, was er antworten sollte.
    „Geht es dir gut, Papa?“
    „Mir geht es ausgezeichnet.“ Er hielt kurz inne, hörte ihren Atem. „Ich bin mit dem neuen Jagdhund draußen.“
    „Oh, wie schön, Papa!“
    Mechanisch glitt sein Daumen über den Sicherungshebel der Waffe. Jetzt konnte sich kein Schuss mehr lösen. „Kommst du mich besuchen, Beate?“

Kapitel 13
    Parker lag quer auf dem großen Hotelbett. Seine Lider lasteten schwer auf den Augen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sein dunkelblaues Sakko

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