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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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der Tasche kramte und auf ihren Knien plazierte. „Nachdem ich den Gangster im KaDeWe abgeschüttelt habe, bin ich noch mal in meine Wohnung zurück, um den Computer zu holen.“ Sie schaute kurz auf. „Sie halten mich wahrscheinlich für verrückt.“
    Parker gab keine Antwort, und kurz darauf erleuchtete das blaue Licht des Screens den dunklen Innenraum des Wagens. Stolz sagte sie: „Wissen Sie, was ich habe?“
    „Nein.“
    „Einen Befehl der Gauleitung Ostpreußens vom 8. Januar ’45, im Original.“
    „Ein Befehl von Foch?“
    „Ja, höchstpersönlich von ihm unterzeichnet.“
    Er war neugierig. „Und was steht drin?“
    Sie räusperte sich und las laut und deutlich:
    An Obersturmbannführer Gommel:
    Ersten. Voraussichtlich gilt für Königsberg bald Unternehmen Grün. Deshalb haben Sie die Aktion Bernsteinzimmer durchzuführen. Abtransport von 40 Kisten Bernsteintafeln nach Metgethen – Landgut Groß-Friedrichsberg.
    Zweitens. Weitertransport mit dort aufzunehmendem Museumsgut Foch-Königsberg (100 Kisten bereits verpackt) nach dem Ihnen bekannten B I, II mit Kreuzer Emden und Bahnverbindungen.
    Drittens. Nach Ausführung der Operation sind Zugänge zu tarnen und Gebäude zu sprengen.
    Viertens. Meldung bei Ihnen bekannten Transportführer heute.
    Gezeichnet Foch, Königsberg und so weiter.
    „Also hat sich Foch das Bernsteinzimmer unter den Nagel gerissen, als er merkte, dass der Untergang nahe war“, sagte Parker. Obwohl er sich schon lange mit dem Kunstraub der Nazis im Zweiten Weltkrieg beschäftigte, war sein Interesse am Verbleib des Bernsteinzimmers immer gering gewesen. Zu sehr schien es ihm einer Fata Morgana zu gleichen, deren reales Abbild in den Flammen des brennenden Königsberger Schlosses aufgegangen war. Aber zwangsläufig war er während seiner Forschungen auf die schillernde Figur des raffgierigen und ruchlosen Gauleiters von Ostpreußen gestoßen. Selbst für die schlimmen Verhältnisse der Nazi-Herrschaft sprengte seine grenzenlose Gier nach Kunstobjekten jede Vorstellungskraft. Dass sich ein Provinzfürst vom Schlage Fochs die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen konnte, seiner Sammlung auch noch das Bernsteinzimmer einzuverleiben, lag auf der Hand.
    „Tja“, sagte Zoé. „Foch hat anscheinend die Gunst der letzten Tage Königsbergs genutzt, um das Bernsteinzimmer verschwinden zu lassen. Ganz schön gewagt, denn Hitler hatte schon seine Hand darauf gelegt. Sie wissen ja, dass die gesamte Raubkunst aus den besetzten Gebieten zunächst der Reichskanzlei gemeldet werden musste. Nur wenn Hitler ein Objekt ausdrücklich nicht für würdig befand, in die Museen seiner Geburtsstadt Linz – der neuen Reichskunsthauptstadt – zu gelangen, kamen die anderen Plünderer aus der Nazi-Chefetage zum Zug. So wollte Hitler seinen Konkurrenten, allen voran Göring, zuvorkommen.“
    Parker nickte. „Der berüchtigte Führervorbehalt. Selbst ein Kaliber wie Foch hätte es nicht gewagt, sich den Schatz aus Bernstein einfach so anzueignen. Wahrscheinlich war der Führervorbehalt auch der Grund, warum sich die Paneele im Januar 1945 noch in Königsberg befanden und noch nicht ausgelagert worden waren. Hitler hatte anscheinend bis Anfang ’45 noch nicht über das Bernsteinzimmer entschieden. Damals lief die Ardennenoffensive, der letzte verzweifelte Versuch eines Befreiungsschlags im Westen, für den Hitler nochmals Tausende von Soldaten opferte.“
    „Da blieb nicht viel Zeit für die Entscheidung über kunstvolle Bernsteinarbeiten“, murmelte Zoé. „Das Datum des Befehls passt übrigens zu den Erkenntnissen der Historiker. Foch hat seine Kunstsammlung nachweislich am 27. und 28. Januar 1945 aus Metgethen fortschaffen lassen – gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Roten Armee. Gommel hätte also ab dem 8. Januar genug Zeit gehabt, um die Bernsteinpaneele nach Metgethen zu transportieren. Das Bernsteinzimmer hätte also wie geplant zusammen mit der Foch’schen Sammlung zum Ostseehafen Pillau überführt werden können.“
    „Um dort auf die Emden verladen zu werden“, ergänzte Parker.
    „Glaube ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Die Emden hatte einen schweren Maschinenschaden und musste mit Hilfe von Eisbrechern von Königsberg nach Pillau geschleppt werden. In Pillau erfolgte dann eine aufwendige Reparatur des Schiffs, die sich über Tage hinzog. Sämtliche wichtigen Güter wurden daher in Pillau auf das Lazarettschiff … “
    „Die Wilhelm Gustloff? “,

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