Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Ahnung.“
„Also los, lassen Sie uns das Geheimnis lüften.“ Mit beiden Armen drückte er die herunterhängenden Äste beiseite und ging leicht geduckt in den Wald. Zoé folgte ihm.
Innerlich fluchte er, dass er den Rucksack mit der Taschenlampe nicht mitgenommen hatte, und hoffte, nicht allzu weit laufen zu müssen. Falkenhayn hatte versprochen, innerhalb einer Stunde zur Hütte zurückzukehren. Demnach musste sein Unterschlupf in einem zeitlichen Radius von maximal einer halben Stunde liegen. Falls sie sich wirklich auf dem richtigen Weg befanden, müssten sie bald ihr Ziel erreichen. Falls.
Nach einer Viertelstunde sah Parker in der Dunkelheit des Waldes kaum noch, wohin er seine Füße setzte, und wollte die Unternehmung schon abbrechen, aber Zoé schob ihn von hinten entschlossen vorwärts. Plötzlich schimmerte ein rötliches Licht schwach durch die Bäume, und beruhigt stellte er fest, dass sie noch immer dem Pfad folgten. Das Licht wurde stärker und stärker. Er sah bereits das Ende des Waldes nahen. „Eine Lichtung“, flüsterte er ihr zu.
„Nein“, erwiderte sie nach einer Weile. „Ein Abgrund.“
Überrascht drehte er sich zu ihr um. Ihr Gesicht wirkte in dem Dämmerlicht starr wie eine Maske. Wortlos schritt sie an ihm vorbei auf den Waldrand zu. Erst als sie aus dem Wald getreten waren, wurde Parker klar, was sie gemeint hatte. Vor ihm tat sich in einer Entfernung von wenigen Metern eine gewaltige Schlucht auf, die tief in das Tal führte. Auf der anderen Seite ragte eine fast senkrechte Bergwand steil in die Höhe. Vorsichtig machte er einige Schritte vorwärts und blickte in die Tiefe. Er spürte Zoés festen Griff an seinem Arm. Sie hielt sich nicht an ihm fest, sondern zog ihn von der ungesicherten Bergkante weg.
Das Tal lag in friedlicher Dunkelheit unter ihnen. Er hob den Blick, und auf der gegenüberliegenden Seite türmte sich schier endloses Felsgestein vor ihm auf. Es war ein atemberaubendes Schauspiel, das sich ihnen bot. Die Sonne hatte das Bergmassiv in ein feuerrotes Licht getaucht und ließ den Fels regelrecht erglühen.
„Das ist Falkenhayns Chalet“, drangen Zoés Worte an sein Ohr.
Doch er suchte das Massiv vergebens nach einer Hütte oder Ähnlichem ab.
„Es liegt links unter uns“, sagte sie. „Hier auf unserer Seite!“
Jetzt sah er es. Ein großes zweistöckiges Haus, das sich an den Abgrund schmiegte. Es war aus groben, grauen Steinen gemauert und hatte ein mächtiges Dach aus Holz und schwarzen Ziegeln. Genau wie bei der Almhütte stieg weißgrauer Rauch aus einem wuchtigen Kaminschlot in die Höhe. Eine schmale, vereiste Treppe mit einem festen Holzgeländer führte von der Bergkante nach unten zur Seite des Gebäudes.
Niemand war zu sehen.
Parker schenkte sich die Frage, woher sie wusste, dass dies Falkenhayns Haus war. Ihre Stimme hatte keinen Zweifel erkennen lassen. Und ihm war klar, dass die Antwort auf diese Frage nur in dem Berghaus zu finden war. Er drückte seinen Rücken durch und machte sich auf den Weg zur Treppe. Der Spuk musste endlich ein Ende haben. „Ich gehe in das Haus.“ Fragend schaute er sie an. „Wollen Sie lieber im Wald warten?“
„Auf keinen Fall!“ Katzenartig schlich sie an ihm vorbei und stieg die Stufen hinab. Die Treppe machte eine Biegung und geleitete sie unmittelbar bis vor eine eisenbeschlagene Eingangstür aus massiven Eichenbohlen. Die Tür war nur angelehnt, so dass Licht durch einen zentimeterbreiten Spalt nach draußen drang.
Parker sah keine Schelle. Er zögerte einen Moment und klopfte dann an die Tür.
Stille.
Nachdem sie einen Augenblick verharrt hatten, versuchte er es noch mal. Wieder keine Reaktion. Entschlossen drückte er die Tür weit nach innen auf.
Kapitel 33
Als Parker das Haus betrat, nahm er zunächst den grünen Militärmantel wahr, der an einem schmiedeeisernen Kleiderhaken hing. Dann das Gewehr, das an der Wand lehnte.
„Falkenhayns Unterschlupf“, flüsterte Zoé, die neben ihn getreten war. Sie befanden sich in der Diele des Chalets, die vollständig mit Holz verkleidet war und durch einen Eingang mit Rundbogen unmittelbar in das Wohnzimmer führte.
„Herr Falkenhayn, wir sind es“, sagte Zoé laut. „Dürfen wir eintreten?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt Parker in den Wohnbereich, ein geräumiges Zimmer, dessen ebenfalls holzvertäfelte Wände und Decke die Kulisse für alte Waffen aller Art bildeten. Parker zählte allein sechs Vorderlader, und über dem Kamin,
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