Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
in ein einziges Grinsen.
„Haben Poss und Ryst es ins Erzgebirge gebracht?“, schaltete sich Parker ein.
Falkenhayn ließ einen weiteren Schluck russischen Schnaps durch seine Kehle rinnen. Er genoss die Aufmerksamkeit, die Zoé und Parker ihm jetzt schenkten, sichtlich, doch seine Lippen blieben verschlossen.
„Wir wissen, dass Ryst ein Mann von Gauleiter Foch war“, sagte Parker. „Poss wiederum gehörte zu den engsten Vertrauten des Gauleiters in Sachsen, Martin Mutschmann, dem Spießgesellen von Foch. Und Poss kannte genug gute Verstecke im Erzgebirge, da er selbst von dort stammte.“
„Und was schließen Sie daraus, Herr Professor?“ Falkenhayns kaltes Lächeln blieb.
„Dass Foch die ganze Zeit die Fäden in der Hand hatte.“ Parker zuckte mit den Achseln. „Vielleicht sogar bis zu seinem Tod.“
„Gut möglich, junger Mann.“ Der Alte schien sich bestens zu amüsieren. „Wirklich sehr gut vorstellbar, Ihre Theorien.“
Zoé strich sich die Haare zurück und ließ sie dann auf ihre Schultern fallen. „Wir brauchen einen echten Beweis dafür, dass das Bernsteinzimmer wirklich in Weimar oder Reinhardsbrunn angekommen ist.“
Falkenhayn vollführte eine abweisende Geste. „Nichts zu machen. Von mir kriegen Sie nichts mehr. Sie haben die Intarsie gesehen, der Professor ist Zeuge – das war es!“
Zoé drehte sich ratlos halb um ihre eigene Körperachse. Sie musste den alten Mann zum Reden bringen, sonst war alles umsonst gewesen. Durchdringend schaute sie Falkenhayn an. „Sie waren selbst einer von Fochs Männern. Sie haben den Transport damals nach Weimar begleitet, richtig?“ Mit ihren Augen nagelte sie ihn auf der Holzbank fest. „Vor was oder wem haben Sie jetzt noch Angst? Foch ist genauso tot wie Poss und Ryst. Reden Sie endlich!“
Falkenhayns Miene zeigte einen traurigen Ausdruck, der sie traf wie ein Pfeil und eine merkwürdige, unerwartete Regung von Mitgefühl hervorrief, die sofort wieder verschwand, als seine Augen sich unter den wilden Brauen zu zwei Schlitzen verengten. „Ich war kein Handlanger von Erich Foch, merken Sie sich das!“
Sie schnappte sich einen Holzschemel und setzte sich direkt vor ihn. „Verstehen Sie doch“, sagte sie sanft. „Keine seriöse Zeitung druckt einen Artikel auf einer solch dünnen Faktenlage.“ Sie fasste den alten Mann am Arm. „Hören Sie, Anne Kreifelts war meine Freundin. Sie ist umgebracht worden, weil sie mir bei der Suche helfen wollte. Auch Benjamin Parker und ich wären gestern beinahe den Mördern in die Hände gefallen – und noch immer befinden wir uns in Lebensgefahr. Dennoch sind wir durch ganz Deutschland gereist, nur um Sie zu treffen und Ihre Geschichte zu hören. Lassen Sie uns jetzt nicht im Stich. Wir brauchen Ihre Hilfe. Erzählen Sie uns die Wahrheit. Die ganze Geschichte von Anfang bis Ende.“ Sie atmete schwer aus. „Ich bitte Sie.“
Falkenhayn schnaufte. Ein leichter Glanz trat in seine Augen, und Zoé fragte sich ungläubig, ob er von Tränen herrührte. Dann hob er seine Hände und strich über ihre Wangenknochen, tastend wie ein Blinder. Seine Augen wurden immer glasiger. Erneut schien ein innerer Film ihn in seinen Bann zu nehmen. „Die Zeit“, murmelte er und sah sie an, und doch hatte sie das Gefühl, dass er in Wirklichkeit etwas anderes betrachtete. Sie wagte nicht, sich zu bewegen.
Und dann sagte er schließlich: „Gut.“ Er ballte die knöchrigen Finger seiner rechten Hand zu einer Faust. „Gut“, wiederholte er. „Ich werde Ihnen ein letztes Mal helfen. Aber diesmal müssen Sie sich genau an meine Anweisungen halten.“ Sein Blick wurde hart. „Sonst wird keiner von uns die nächste Woche überleben.“
„Einverstanden“, sagte Zoé.
Fragend blickte er zu Parker herüber. „Habe ich auch Ihr Wort?“
„Ja.“ Parkers Miene war wie aus Stein gemeißelt.
Falkenhayn flüsterte fast: „Das Bernsteinzimmer ist in Deutschland. Das wissen Sie bereits. Es ist mit den Hindenburg-Särgen nach Bernterode gereist und von dort nach Weimar gebracht worden.“
„Warum?“ Zoé bereute sofort, seinen beginnenden Redefluss unterbrochen zu haben. „Ich meine, warum ist es nicht in die Kalischächte eingelagert worden?“
„Befehl von Foch Anfang Februar ’45. Alles sollte plötzlich nach Thüringen. Aber zunächst hatte Foch noch kein geeignetes Quartier für seine Kunstsammlung und die Bernsteinpaneele, deshalb die Zwischenlagerung in Weimar und Reinhardsbrunn. Poss hat schließlich
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