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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Hexenkunst auf sie anzuwenden, noch konnte Vela sagen, was sie da eigentlich genau machte.
    Aniba führte sie durch weitere Flure, an deren Wänden senkrecht Glasröhren verliefen, durch die glitzernde Kugeln rollten, die im Boden verschwanden. Sie stiegen eine schmale, gewendelte Treppe empor, die durch einen der drei Türme führte. Hinter den kleinen Fensteröffnungen des Turms konnten sie Flügelschlag hören, aber wenn sie hinausblickten, sahen sie nur den Himmel, von den Klippengeiern gab es keine Spur.
    Das Ende der Treppe führte sie in ein Turmzimmer. Darin befand sich nichts außer einem großen massiven Tisch aus dunklem Holz, auf dem eine silbergraue Truhe stand. Die Truhe bestand aus einem Material, das Vela noch nie gesehen hatte, und in der Mitte prangte ein großes Schloss.
    Aniba trat hinter den Tisch und beobachtete sie, während sich ihre Hände auf die Truhe legten. »Diese Truhe gehörte einst dem Herrn dieser Burg. Er war ein mächtiger Mann mit vielen Geheimnissen. Unglücklicherweise war er auch ein Mann, der diese Geheimnisse nicht gern preisgab.« Sie schüttelte den Kopf »Sturer alter Hund!«
    Vela trat näher an den Tisch und warf einen Blick auf die Truhe. Auf dem gewölbten Deckel war das Bild einer Stadt eingraviert.
    Sie zog Cephei näher, der sich über das Bild beugte und den Finger auf einen der hohen schlanken Türme legte. Auch auf
dieser Abbildung schwebte die dunkle Wolke über allem. »Das ist Sanjorkh!«
    »Ihr kennt die Ruinenstadt?«
    Sie nickten.
    »Interessant. Nun, dann wisst ihr auch, dass es dort so einiges gibt, was Geheimnisse in sich birgt. Mein Vorgänger hat diese Geheimnisse wohl notiert, aber leider in dieser Truhe verschlossen. Wenn ich das Schloss nicht überwinden kann, komme ich nicht an sie heran. Versteht ihr?«
    Vela schüttelte den Kopf, und Aniba seufzte. »Warum haben sie nur euch Kinder losgeschickt? Ich dachte, für solche Fälle gäbe es Ritter. Besonders intelligent scheint ihr nicht zu sein.«
    Cephei protestierte, indem er die Hand hob, aber er kam nicht zu Wort.
    »Ihr müsst begreifen, dass die Zauberei ein schwieriges Geschäft ist und man sich unwahrscheinlich viele Dinge merken muss, Zauberformeln, Sprüche, Kritzeleien und so weiter. Unser Können entsteht nicht aus dem Nichts heraus, und diejenigen, die uns schaden wollen, verfügen über sehr viel Macht. Da ist man dankbar für jede Hilfe. Und diese Hilfe steckt in dieser Truhe, deshalb muss ich sie öffnen.«
    »Kannst du das nicht mit Hexerei?«, fragte Vela, während sie überlegte, was das alles mit dem Königsschlüssel zu tun hatte.
    »Denkst du vielleicht, das hätte ich noch nicht probiert?«
    »Vielleicht mit einem Hammer«, schlug Vela vor und nahm ihn vom Gürtel, aber Aniba hob die Hände.
    »Kind, das habe ich alles schon versucht. Ich brauche den richtigen Schlüssel. So einfach ist das. Und so kompliziert. Versteht ihr jetzt?«

    »Du willst mit dem Königsschlüssel die Truhe öffnen. Das ist der Grund, warum dein Klippengeier ihn gestohlen hat«, sagte Cephei.
    Aniba nickte. »Meine Geier müssen immer weitere Strecken fliegen. Auf dieser Seite des Rauschwalds haben sie mir schon alle großen Schlüssel gebracht, von denen man sich erzählt. Ach, das ist ziemlich schwierig mit diesen Burschen. Sie sind nicht gern weg von zu Hause und werden so leicht ungehalten.« Sie schüttelte den Kopf wie eine Mutter, die ihr ungezogenes Kind beobachtet.
    Das erklärte auch, warum die Klippengeier die Dörfer verwüstet hatten. Sie waren nicht auf der Suche nach Futter gewesen, sondern nach Schlüsseln, die die Truhe öffneten! Die Rinder hatten sie wahrscheinlich nur gerissen, weil sie durch die langen Flüge hungrig gewesen waren.
    Vela schöpfte plötzlich Hoffnung. »Dann lass uns den Schlüssel ausprobieren, und wenn er passt, gibst du ihn uns wieder, weil dann ja die Truhe offen ist. Und wenn er nicht passt, auch, denn dann nützt er dir nichts.«
    »Nun, so einfach ist es dann auch wieder nicht.« Aniba kam um den Tisch herum.
    »Aber …«, begann Vela und warf einen Blick zu Cephei, der inzwischen selbst die Arme verschränkt hatte.
    »Jedes Jahr kann man nur einen Versuch wagen, wenn die Sterne in einer bestimmten Konstellation stehen und das Licht des klaren Vollmonds auf das Schloss fällt. Der frühere Besitzer dieser Truhe war kein dummer Mann, sieht man einmal davon ab, dass er nicht auf meine Angebote eingegangen ist. Er wollte sichergehen, dass ich, sollte ich

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