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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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gewinnen, nicht allzu leicht an seine Geheimnisse komme. Nun, das hat er erreicht, es ist eine
äußerst aufreibende Prozedur.« Sie schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Wie dem auch sei, die Sterne stehen bald richtig, es bleibt also keine Zeit, den Königsschlüssel zwischen Marinth und meiner Burg hin und her zu schicken.«
    Vela fragte sich, woher die Hexe dies überhaupt alles wusste. Hatte der frühere Burgherr mit ihr darüber gesprochen? Sturer alter Hund , hatte Aniba ihn genannt. Was war zwischen ihnen passiert? Ihr fiel wieder ein, was Serpem erzählt hatte, dass Aniba ihn besiegt und in Träumen gefangen hatte.
    Für einen kurzen Moment hatte sie vergessen, wozu die Hexe fähig war.
    »Seit Jahren suche ich nach dem richtigen Schlüssel, ach was, seit Jahrzehnten und noch länger. Ich weiß genau, dass der Schlüssel für die Truhe irgendwo zu finden ist. Das ganze Land habe ich nach Hinweisen abgesucht, unzählige Pergamentrollen gelesen. Ich kann den Geruch von Pergament schon gar nicht mehr ertragen! Nun, und einige Hinweise deuten eben auf diesen Königsschlüssel hin.« Sie machte eine kurze Pause und sah Vela eindringlich an. »Und selbst wenn es der falsche ist, kann ich ihn euch danach nicht geben. Die Truhe schmilzt die Bärte der falschen Schlüssel zu Klumpen zusammen. Sie sehen danach aus wie in Säure getaucht.«
    Es war zum Haareraufen!
    Vela wollte nicht mehr stehen, sie setzte sich einfach auf den Boden und lehnte den Rücken an die Wand. Für einen Moment schloss sie die Augen, presste die Lider fest zu, um nicht zu weinen.
    Zugegeben, sie hatten mehr Glück gehabt, als sie jemals gedacht hätte, aber dass es jetzt so zu Ende gehen sollte, daran konnte Vela nicht glauben. Das durfte nicht sein! Wozu war sie
mit Serpem einen Handel eingegangen, wozu hatte sie sich die Haare abschneiden und sich für alle Zeiten mit dem Hexenmal zeichnen lassen? Sollte das alles umsonst gewesen sein? Erwartete Aniba etwa, dass sie umkehrte und mit leeren Händen in die Stadt zurückging? Ihrem Vater sagte, sie hätte den Schlüssel zwar gefunden, aber eine Hexe brauche ihn, um eine alte Truhe zu öffnen - das mit seiner Hinrichtung täte ihr aber leid?
    Eine Hand strich ihr durchs Haar, sie schlug die Augen wieder auf und sah in Cepheis Gesicht, der vor ihr stand und sich zu ihr herabgebeugt hatte.
    »Wird schon«, sagte er.
    »Ich bin müde, Cephei.«
    »Ich auch.« Er lächelte, und sie versuchte es ebenfalls, obwohl ihr gar nicht danach zumute war, doch in diesem Moment fühlte sie sich ihm nah.
    Aniba klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte. »Hat Serpem euch denn nicht gesagt, dass es keinen Sinn hat herzukommen?«
    Erstaunt sahen sie zu ihr.
    »Woher weißt du, wie die andere Hexe hieß?«, fragte Vela.
    »Euer Raumgeist gehört ja hierher. Wo solltet ihr den wohl herhaben, wenn nicht von ihr? Sie hat ihn schließlich auch von hier. Obwohl ich sagen muss, dass es nicht sehr nett gewesen ist, dass sie ihn damals mitgenommen hat. Man sollte meinen, dass sie mehr Respekt vor ihrer Mutter hat, nicht wahr?«
    »Ähm …«, machte Cephei und blinzelte ungläubig. »Serpem ist deine Tochter?«
    Doch Aniba ging nicht weiter darauf ein. Mit einer Handbewegung ließ sie zwei Becher erscheinen und reichte ihnen
die Gefäße. »Trinkt erst mal, ihr seid doch bestimmt schon ganz ausgedörrt nach der langen Reise.«
    Es widerstrebte Vela, den Becher anzunehmen, aber sie war tatsächlich durstig, und sie besaß nicht mehr die Kraft abzulehnen. Ohne den Schlüssel war ohnehin alles egal.
    Ihre Finger griffen nach dem Becher, dessen kühles Metall sie noch weiter frösteln ließ. Aber das Getränk schmeckte köstlich, es war der Saft einer süßen Frucht, vielleicht Hirtenbeere, und er prickelte auf den Lippen. Es tat gut, und sie trank den Becher in zwei Zügen leer, dann stellte sie ihn auf den Boden.
    Cephei hockte sich neben sie und rollte den Becher zwischen seinen Handflächen hin und her. »Kannst du keinen zweiten Schlüssel herzaubern, der genauso ist wie der Königsschlüssel?«
    »Zauberei funktioniert nicht unbegrenzt, man kann nicht einfach Dinge aus dem Nichts erschaffen.« Aniba schüttelte den Kopf. »Und dieser Schlüssel ist einmalig, es gibt keine Kopie von ihm. Darüber hinaus darf man so einen Schlüssel nicht einmal herbeizaubern, manchmal verändert solche Zauberei die Dinge ein kleines bisschen. Wenn ich einen grünen Teller herbeizaubere, und er verfärbt sich, so dass er dunkler

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