Der Königsschlüssel - Roman
weg. Nachdem du gegessen hast.« Dann betrachtete er die Schlüssel eingehend. »Perfekt, völlig gleich.« Bewunderung lag in seiner Stimme.
Dann warteten sie gemeinsam auf Aniba. Sie hatte sie hergebracht, sie würde sie auch wieder abholen, dachte Vela. Aber die Hexe erschien nicht.
»Und nun?«, fragte sie. »Hast du dir den Weg gemerkt?« »Wollen wir uns die Burg anschauen?«, schlug Cephei vor. »Meinetwegen. Aber wir müssen aufpassen. Nicht dass Aniba meint, wir wollen uns davonstehlen und uns doch noch verwandelt. Außerdem wissen wir nicht, was hier sonst so umherwandelt.«
Er grinste. »Die Klippengeier werden sich schon nicht in der Burg aufhalten.«
Doch sie kamen nicht weit. Schon kurze Zeit, nachdem sie die Wendeltreppe hochgelaufen waren, standen sie wieder im Grünen Saal. Dabei war Vela sicher, dass sie gerade einen völlig anderen Weg genommen hatten als zuvor mit Aniba.
Sie verließen ihn wieder und folgten dem Flur davor in die andere Richtung, passierten zwei verschlossene Türen und kamen innerhalb kürzester Zeit wieder im Saal an.
»Sind wir im Kreis gelaufen?«, fragte Cephei verwundert. »Um so viele Ecken sind wir doch gar nicht gegangen.«
Sie probierten es ein zweites Mal, aber auch jetzt endeten sie wieder im Grünen Saal.
»Hexerei«, stellte Vela fest und zuckte mit den Schultern.
»Die Burg ist doch groß. Die kann gar nicht nur einen Raum haben«, knurrte Cephei. »Vorhin haben wir doch auch lauter Türen gesehen.«
Sie versuchten es in der anderen Richtung, aber auf ihrem Rückweg fanden sie nicht einmal mehr die Treppe zur Schmiede, sondern standen nach wenigen Biegungen wieder da, wo sie losgegangen waren.
»Mist, jetzt haben wir uns endgültig verlaufen«, sagte Vela. »Ich sagte doch: Hexerei.«
»Sieht so aus. Vielleicht sollten wir mal nach der Hexe rufen«, schlug Cephei vor.
»Es ist nicht sehr höflich, mich so zu nennen«, erklang es hinter ihnen, und sie wirbelten herum. Da stand sie wieder, die Arme verschränkt, und sah streng auf sie herab.
»Das hat Serpem auch gesagt.« Vela steckte die Hände in die Hosentaschen.
»Irgendwo muss sie es ja herhaben.«
»Und sie ist wirklich deine Tochter?«, wollte Cephei wissen.
»Wenn ich es doch sage. Ich weiß, wir sehen uns nicht besonders ähnlich. Sie kommt nach ihrem Vater. Von ihm hat sie auch ihre Sturheit.«
»Habt ihr Streit?«
Aniba strich sich übers Haar. »Könnte man so sagen, das kommt eben in den besten Familien vor. Man hat unterschiedliche Ansichten, dann gibt ein Wort das andere, und ehe man sich versieht, stürmt die eigene Tochter aus dem Haus und zieht in irgendeinen Wald am anderen Ende des Landes!«
»Den Rauschwald«, half Cephei. »Ja, ja, von mir aus. Ich hab ihr schon hundertmal mitgeteilt, dass sie nach Hause kommen soll, aber sie will einfach nicht. Eigentlich ist sie noch sturer als ihr Vater. Ich glaube, sie nimmt mir ein paar Sachen übel.« Sie winkte ab. »Nun ja, da kann man nichts machen. Wird schon wieder. Kommt, ich bring euch wieder
in die Küche. Ihr solltet wirklich nicht allein durch die Burg marschieren, kein Wunder, dass ihr euch verlauft.«
Sie folgten Aniba, und Vela erinnerte sich an die letzte Begegnung mit Morvan. Damals hatte er zu ihr gesagt, bei Hexen geschehe nichts zufällig, es war also wahrscheinlich, dass die Flure verhext waren und sie deshalb immer wieder im Grünen Saal ankamen. Langsam kam ihr der Verdacht, dass Serpem gar nicht ihnen geholfen hatte, sondern sich selbst. Sie wollte Aniba eins auswischen und benutzte sie nur als Mittel zum Zweck. Aber Vela sprach es nicht laut aus.
Kein Wunder, dass Serpem und Aniba sich stritten, sie waren beide ausgesprochen eigenartig. Vela hatte mit ihrer Mutter zwar auch Meinungsverschiedenheiten, aber wenigstens versuchte sie nicht, ihr bewusst zu schaden. Sicher hatte Serpem gehofft, dass Vela und Cephei ihrer Mutter den Schlüssel stahlen, damit diese die Truhe nicht öffnen konnte. Das hatte ja nun nicht geklappt.
Sie holte die Schlüssel hervor und hielt sie Aniba unter die Nase. Sie sah noch immer keinen Unterschied, war aber gespannt, was die Hexe sagen würde. Immerhin kannte sie sich mit Schlüsseln aus.
Aniba nickte und wirkte beeindruckt. »Na bitte. Damit wäre ja alles geklärt. Wir sollten Abendbrot essen gehen.«
Das war alles? Alles geklärt,Abendbrot? Vela starrte Aniba an.
Lächelnd verstaute diese den Königsschlüssel in ihrer Tasche und reichte Vela die Kopie.
Behutsam steckte sie
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