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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Geierern Arbeit gibt, oder?«
    Irritiert schüttelte Vela den Kopf.
    »Da siehst du’s. Und du bist ja auch hier; allzu viel Angst vor einer Strafe scheinst du also selbst nicht zu haben.« Wieder lachte er. »Bist du sicher, dass du keinen Wein willst?«
    »Äh, nein. Das Wasser ist wirklich gut. Ausgezeichneter Jahrgang.«
    Hargk wieherte los und klopfte ihr auf die Schulter. Dann stand er auf, um die Burgmauer zu gießen und nach den Geiern zu sehen. »Willst du mitkommen?«
    »Nein«, sagte Vela hastig. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis, sich einem solchen Vieh zu nähern.
    »Schade«, sagte Hargk und wankte aus dem Saal.

    Nach dem Mahl führte sie eine freundliche Magd mit vom Wein geröteten Wangen in eine Kammer, in der zwei Betten standen, wünschte ihnen eine angenehme Nacht und ging. Sie ließen sich in die Betten fallen, zogen nicht einmal ihre Sachen aus, so erschöpft waren sie. Cephei war schon nach wenigen Atemzügen eingeschlafen, zu verlockend war das Gefühl eines weichen Federbetts.
    Vela starrte jedoch noch lange in die Dunkelheit und tastete abwechselnd nach dem neuen Schlüssel, den sie mit unter die Bettdecke genommen hatte, und nach dem Hexenmal über ihrem Herzen. Dort fühlte sich die Haut ein bisschen rau und erhaben an, aber es schmerzte nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu dem Gedanken an den Hammer. Sie lauschte den Geräuschen, die nun an ihr Ohr drangen, als hätte die Stille davor nie existiert, und hoffte inständig, dass der Schlüssel für den König passte, sonst wäre alles umsonst gewesen.
    »Wenn er nicht passt, können immer noch die Ritter herkommen und den richtigen Schlüssel mit Gewalt holen«, murmelte sie noch, bevor sie einschlief.

HEIMREISE
    Am nächsten Tag wurden sie erst gegen Mittag wach, die Sonne stand schon hoch am Himmel, wie Vela mit einem Blick durch das Fenster erkennen konnte. An ihre Träume konnte sie sich nicht erinnern, doch glaubte sie, dass Aniba in ihnen vorgekommen war. Nur ganz am Rande, eine stille und reglose Beobachterin.
    Brummend erhob sich Vela. Eine Nacht in einem richtigen Bett war erholsam gewesen, aber nicht so erholsam, dass sie sich vollkommen erfrischt fühlte. Der eine oder andere Knochen tat ihr immer noch weh. Neben den Betten standen Waschschüsseln, und nachdem sie ihre Katzenwäsche erledigt hatten, nahmen sie ihre Rucksäcke und traten auf den Gang hinaus.
    Dort kamen ihnen schon die ersten Mägde entgegen, aber keine blieb stehen, um ihnen zu sagen, wo sie Aniba finden konnten.
    »Sollen wir etwa einfach abhauen und nicht auf Wiedersehen sagen?«, fragte Cephei. »Lass uns zum Grünen Saal gehen.« Er grinste über die Schulter - es dürfe nicht schwierig werden, denn man kam ja ohnehin immer dort an. Und tatsächlich standen sie einige Zeit später wieder zwischen den schimmernden grünen Wänden. »Was habe ich gesagt?«
    Vela strich sich das Haar hinter die Ohren.
    »Morgen, Kinder«, kam es von der gegenüberliegenden Tür, durch die Aniba den Kopf steckte. »Hier entlang.« Sie winkte, und die beiden liefen zu ihr.
    Sie gingen durch lange Flure und dann eine Treppe hinab, und plötzlich standen sie im Freien, mitten im Burghof, in dem
es hektisch zuging, weil sich dort Händler tummelten und eine Gänsemagd ihre Schützlinge aus der Burg trieb. Wie waren die alle über den Lavastrom gekommen?
    »Müssen wir denselben Weg zurück, den wir gekommen sind?« Vela dachte mit Schrecken an das Innere des Bergs und den Stachelscharrer. »Oder gibt es hier noch einen anderen Weg den Berg hinab?«
    »Aber natürlich gibt es noch einen anderen Weg. Hättet ihr euch nicht so angeschlichen, hättet ihr ihn auch gestern nehmen können. Ich kann euch auf jeden Fall heimbringen lassen - das geht um einiges schneller, und das wollt ihr doch, oder?«
    Cephei nickte eifrig. »Je schneller, desto besser.«
    »Moment«, unterbrach Vela. »Was wird uns das kosten?« Aniba beugte sich zu ihr. »Auch Hexen können großzügig sein, meine Liebe.«
    Aniba begleitete sie aus der Burg hinaus, dann blieb sie stehen und pfiff. Ein Schatten verdunkelte den Himmel über ihnen. Der Schatten war groß, besaß zwei riesige nachtschwarze Flügel und entpuppte sich als Klippengeier, der sich nicht weit von ihnen niederließ.
    Ein kalter Hauch erfasste sie, und Cephei murmelte: »Es ist wie bei der Zeremonie.«
    »Da steig ich nicht auf«, sagte Vela fest und schüttelte den Kopf. Ihr war erst jetzt klargeworden, was die Hexe unter heimbringen lassen

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