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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Urs. »Das sind raue Burschen, aber keine schlechten Kerle. Sie werden nur unruhig, wenn jemand den Rauschwald erwähnt.«
    »Aber es gibt doch immer wieder Menschen, die den Wald durchqueren. Du bist doch auch schon mal hindurchgewandert, ohne dass dir etwas passiert ist.«
    »Ja, aber das war vor vielen Jahren, und ich war nicht allein. Wir waren eine große Gruppe Abenteurer auf dem Weg nach Lipsis. Acht Mann mit Schwertern, Bögen und Messern. Das ist etwas anderes als …« Entschuldigend zuckte er mit den Schultern, doch was er sagen wollte, war klar: Das ist etwas anderes als ein Mädchen . »Die Männer verstehen nicht, warum wir dort hineinwollen, also müssen wir entweder dumm sein oder eine Wunderwaffe besitzen. Oder wir haben Verbündete im Wald, und das wären Räuber oder Ungeheuer.«

    Jetzt verstand Vela, warum die Arbeiter so verkniffen geschaut hatten. Vielleicht vermuteten sie sogar, dass sie Zauberkräfte hatten. Die Furcht vor Hexen war groß, sie hatte das Loch im Kerkerturm nicht vergessen.
    Nach dieser Begegnung sprachen sie nur noch wenig miteinander, Vela blieb nicht mal stehen, um einen Schluck Wasser zu trinken. Sie dachte ständig an ihren Vater, war traurig und zornig zugleich und wollte keine Zeit mehr verlieren.
    Schweigend und mit langen Schritten stapfte sie voran, doch schon bald taten ihr die Füße weh. Im Wald würde es sicher keine ausgebaute Straße mehr geben, da fiel das Laufen noch schwerer. Sie seufzte. Wie sollte das erst werden, wenn sie viele Tage unterwegs war?
    An eine Salbe für wunde Füße hatte sie in all der Aufregung natürlich nicht gedacht …

    Die Sonne war schon über ihren Zenit gewandert, als Urs in einer Straßenkurve plötzlich nach Vela griff und sie hinter einen breiten Stamm zog. Sie wurde von seiner übermenschlichen Kraft gegen die raue Rinde gepresst. Seine Pranke legte sich schwer auf ihren Mund und die Nase.
    Was sollte das?
    »Schsch«, zischte der Bär und hielt sie einfach fest, scheinbar mühelos.
    Aus Angst zu ersticken, zappelte sie in seinem festen Griff und schüttelte den Kopf, so gut es ging, bis er entschuldigend brummte und die Pranke ein Stück nach unten schob, damit sie atmen konnte. Seine Pranke roch nach Schmieröl und Metall und erinnerte sie seltsam beruhigend an die Schmiede, wohl weil er den Schwertgriff so fest umklammert hatte, und sein Pelz
kitzelte auf ihrer Haut. Aber Vela hielt still. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während ihr nichts anderes übrig blieb, als auf den Stamm zu starren, an den er sie drückte.
    Urs spähte auf die Straße. Was hatte er entdeckt? Straßenräuber? Etwas anderes? Der Griff seines Schwerts drückte ihr in die Hüfte.
    Es dauerte jedoch nicht lange, und Urs begann zu fluchen. Er ließ sie los und stellte sich neben den Baum, breitbeinig und die Pranken ineinander verschränkt. »Bei allen Kloaken Kerburgs, das darf doch nicht wahr sein!«
    Es sah nicht so aus, als wäre etwas Fürchterliches hinter ihnen her. Vela traute sich, ebenfalls auf die Straße zu spähen. Zuerst erkannte sie gar nichts, doch dann nahm sie den Schatten wahr, der auf der anderen Seite in einiger Entfernung von Baum zu Baum huschte.
    »Ich hätte ihn schon viel früher bemerken müssen. Er ist wirklich gut«, sagte Urs, und einen Moment später erkannte auch Vela, wen er meinte.
    Der Schatten trat in der Kurve auf die Straße, und sie sah Cephei vor sich, der nichts weiter als seinen Mantel bei sich zu haben schien und sich suchend umsah.
    »Verdammt, wo kommst du denn her?«, rief sie aufgebracht und trat aus dem Versteck hervor.
    Erschrocken fuhr er zu ihr herum. »Mist, ich hab euch gar nicht bemerkt.«
    »Das könnten wir auch von dir behaupten«, sagte Urs trocken. »Du folgst uns schon, seit wir die Stadt verlassen haben. Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl.« Es klang gleichzeitig anerkennend und verärgert.

    »Du solltest in der Stadt bleiben«, schimpfte Vela.
    »Du hast mir gar nichts zu sagen. Kann doch wohl hingehen, wohin ich will, das kannst du mir nicht verbieten.« Cephei starrte sie herausfordernd an, Kopf und Unterkiefer vorgereckt.
    »Urs!« Sie wandte sich dem Bären zu, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte. »Er hat nicht mal Proviant dabei! Sollen wir ihn etwa durchfüttern? Wir werden das Geld umso schneller aufbrauchen, und was machen wir dann?«
    Mit einem »Pah!« zog Cephei einen Laib Brot unter seinem Hemd hervor, den er wer weiß woher hatte und der in seinem Hosenbund gesteckt

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