Der Kofferträger (German Edition)
fragte sie scheu, ob er sie küssen dürfte. Überrascht schaute sie ihn an , und mit sehr viel Zuneigung lächelte sie, als hätte sie genau darauf gewartet. Die Höflichkeit und Rücksichtnahme Atoms genoss Maria, zumal sie hier auf dem Lande eine härtere und rauere Gangart gewohnt war. Aus seinem braun gebrannten Gesicht leuchteten die dürstenden Augen, sein Körper verlangte nach einer Frau und sie verlangte endlich wieder nach einem Mann, der ihre unerfüllten Sinne befriedigte. Aus ihrem zärtlichen Lächeln entnahm er ihre Zuneigung, erhob sich und beugte sich über sie. Kurz vor ihrem Gesicht hielt er einen Moment inne. Er betrachtete die Augen, den Mund, den er mit einem tiefen, anregenden Kuss öffnete. Sie schlang ihre Arme um ihn und trank aus der Liebe genüsslicher Bereitschaft. Sie erhoben sich, und bald lagen sie sich in seinem Bett in den Armen. Welch ungebändigte Leidenschaft eröffnete sich seinem Drängen. Sie bekam nicht genug von ihm und die Nacht schien ihnen nicht lang genug zu sein. Erst am frühen Morgen schliefen sie für eine Stunde ein. Schon bald mussten sie sich wieder wegen der wandelnden Steaks erheben. Die Rückkehr nach Deutschland war nun für Strahlen endgültig vergessen.
*
Erst spät lösten sich die beiden Liebenden in der hereinbrechenden Nacht von der Terrasse. Sie gingen, eng umschlangen, ins Haus. Unbemerkt von ihnen schlich sich die dunkle Gestalt aus der Umgebung der Estancia fort. Seit ein paar Tagen hatte sie die wachsende Zuneigung von Maria und Atom beobachtet und abends auf der Terrasse verfolgt. Das nächtliche Tierkonzert dämpfte ihre heranschleichenden Schritte, doch kam sie nah genug heran, ihre Worte verstehen zu können. Ihr Hass wuchs und selbst im Beisein Atoms machte Alberta des Tags unverfrorene Annäherungsversuche bei Maria.
Zunehmend überlegte sich Pedro mit seinen Freunden, wie sie dem Mann aus Deutschland ein für alle Mal einen Denkzettel verpassen könnten. Bevor sich die Verhältnisse zuspitzten, musste eine Lösung gefunden werden. Seine Freunde und er waren von schnellem Entschluss. Sie würden die nächste Gelegenheit umgehend zur Klärung der Verhältnisse nutzen.
Gleichzeitig war es der einzige Grund, warum Atom dieses südamerikanische Land aufgesucht hatte . Beide Seiten strebten eine Lösung für die jeweils andere Seite an. In diese knifflige Situation platzte eine Einladung der Freunde Albertas.
Eine dörfliche Hochzeit innerhalb deutsch stämmiger Familien wurde gefeiert. Ein Fest, zu dem viele Landsleute erscheinen würden. Eine Bauernhochzeit, die das Heimweh vieler Bewohner stillen sollte, und doch nur die Sehnsüchte nach Bayern, Schleswig Holstein oder Hessen schürte. Trotz des ständigen Lebensaustausches zwischen der Heimat und dem neuen Leben in Paraguay schien bei den Bürgern der deutschen Kolonie das Leben seit vielen Jahren stillzustehen. Gesellschaftliche Formen, Tänze vor allem aus der Zeit der Übersiedlung waren übrig geblieben. Volkstänze hatten sich allenthalben durchgesetzt.
Dieser Art der körperlichen Bewegung konnte Atom nichts abgewinnen. Er fügte sich um seines Zieles willen in das folkloristische Treiben. Es kam ihm gelegen, dass Maria die Einladung freundlich abgelehnt hatte, mit der Begründung, sie könnte die Kinder nicht alleine lassen. Atom begrüßte ihr Zurückbleiben, konnte er sich doch ohne sie freier bewegen.
Aus der Beschreibung des Hochzeitsortes erkannte er den Saal , hinter dem Schütz seine unliebsame Bekanntschaft gemacht hatte. Hier würde er aufpassen müssen, um nicht das gleiche Schicksal wie Schütz zu erfahren, oder ein noch Schlimmeres.
Der Glatzkopf Alberta führte sich bei der Hochzeit genau so auf, wie man es von ihm erwarten konnte. Er soff zu viel und suhlte sich in dem Bewusstsein seiner unermesslichen Geldquellen. Atom hielt sich in seiner Nähe auf, wollte er doch feststellen, wie verschwiegen der Partner wirklich sein konnte.
Alberta holte sich die Braut zu einem Tanz. Es gelang ihm nicht, sich im rhythmischen Schritt mit der schönen Frau in den Armen über den Tanzboden zu bewegen. Steif und unbeholfen holperte er wie hinter einer Kuh her. Dabei schimpfte er über die schlechte Musik und über die Unfähigkeit der Braut, zu tanzen.
Wie zu erwarten war, geriet er dabei in einen Streit mit den Freunden der Glücklichen in Weiß, die seine Annäherungsversuche für zu aufdringlich hielten. Vernünftige Hinweise nutzten bald nichts mehr. Noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher