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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Es war von Alberta nicht so gewollt, wie er sagte, doch stürzte ihr Mann während der Streitereien sehr unglücklich. Rücklings fiel er mit seinem Kopf auf einen Stein. Er war sofort bewusstlos, aus seinen Ohren tropfte Blut. Obwohl sie ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht hatten, war er nach zwei Tagen gestorben. Das Bewusstsein hatte er nicht wieder erlangt. Alberta hatte mit seiner Bande auf ihren Mann eingeprügelt. Sie alle bezeugten die Unschuld des Anführers.
    Derartige Streitereien waren schon immer innerhalb der deutschen Gruppe geklärt worden. Eine Anzeige wegen Totschlags kam nicht infrage und hätte auch wegen fehlender Zeugen keine Aussicht auf Erfolg gehabt.
    Schlimmer sei es für sie gewesen, berichtete Maria Blaugut, dass Alberta sich schon bald nach der Beisetzung mit Drohungen und Gewalt Zutritt zu ihrem Haus verschafft hatte. Er hatte sich die notwendigen Unterlagen für die Fortführung des Geschäftes besorgt. Seiner Dummheit entsprechend führte er aber auch die Finanztransaktionen weiterhin von ihrer Estancia aus. Ihr Bericht klang erstaunlich sachlich.
    Atom lauschte mit beobachtender Neugierde und wachsender Begierde den Erzählungen der hübschen Frau. Maria ähnelte in ihren Bewegungen einem draufgängerischen Gaucho aus einem der alten Western Filme. Sie trug einen breitkrempigen Sombrero. In ihrem feinen Gesicht leuchteten blutrot durchpulste Lippen. Unter der Hutkrempe umrahmten neugierige Strähnen ihre Wangen. Sie liebkoste beinahe den Steuerknüppel ihrer Maschine. Die Wildwestkleidung, in der sie ebenso leicht auf dem Rücken eines temperamentvollen Pferdes über ihre Ranch jagen würde, überzogen schon nach wenigen Minuten den BND-Manager mit einer sensiblen, pelzigen Haut.
    Frau Blaugut bot ihrem Gast aus Deutschland an, in ihrer Estancia zu wohnen, bis die Sache geklärt sei. Er belegte in der ersten Etage einen Schlafraum, einen Wohnraum und ein Bad. Vor den Fenstern, die allesamt nach Süden zeigten, wiegten sich die Bäume in dem leichten Nachmittagswind. Die deutschen Steuerbehörden waren für Strahlen weit fort, ein optimales Geschäft winkte. Mit der schönen Frau könnte er manch beschauliche Stunde verbringen. Strahlens Frau sorgte sich weiterhin in der Schweiz um die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung. Hans Atom dachte weder an zu Hause noch an die Rückkehr. Im Augenblick entschuldigte er seine von der Heimat abgesetzten Gedanken mit der großen Aufgabe, die seiner harrte.
    Strahlen versicherte seiner Gastgeberin Maria, er würde die Sache, so nannten beide die geschäftlichen Transaktionen, in ihrem Sinn klären. Schon seit diesem ersten Tag verwirrte die raffinierte ländliche Schönheit seine zu jedem Abenteuer geöffneten Sinne. War Paraguay tatsächlich das Land, das seine Träume zur Erfüllung bringen sollte?
    Am Abend besprach er mit Frau Carlos die gemeinsame Vorgehensweise bezüglich ihres Geschäftes und des Verhaltens Alberta gegenüber. Frau Blaugut hegte in der Stille lodernde Rachegefühle gegen den glatzköpfigen Mörder ihres Mannes, wie sie ihn sah. Ihre Gefühle kristallisierte Atom aus einigen sehr deutlichen Bemerkungen heraus. Sie wäre bereit, ihm jeden Dienst zu erweisen, der ihren Zorn besänftigen könnte. Ihre Hoffnungen konnten seine Erfüllung werden.
    Mit dem sicheren Instinkt eines witternden Wolfes tauchte noch an diesem ersten Abend der neue, selbst ernannt e Geschäftspartner in der Estancia auf.
    „Also Sie sind der Kontrolleur aus Deutschland, direkt vom deutschen Bundeskanzler hierher bestellt?“ Mit hasserfüllten Worten überfiel Pedro Alberta den Gast aus München. „Atom, welch seltsamer Name, wo kommt der eigentlich her? Na, ist ja auch egal. Nur eines will ich Ihnen gleich sagen, ohne mich läuft hier nichts. Wenn Sie glauben, Sie könnten mich ausbooten, sind Sie schiefgewickelt. Das hier ist mein Geschäft. Das bleibt mein Geschäft.“
    „Ich will Ihnen Ihr Geschäft nicht fortnehmen“, wiegte ihn Atom in Sicherheit. Der Mann war noch unangenehmer, als ihn Schütz und auch Maria geschildert hatten. Keineswegs konnte man ihn groß und kräftig nennen. Eher fettleibig und unbeweglich. Einer von den Typen, die glaubten, sie könnten mit feistem Nacken und Doppelkinn Überzeugung demonstrieren. Sein Blick aus runden Schweinsaugen flatterte, seine Sprache war zu aggressiv. Ein insgesamt widerlicher Typ.
    „Sie sollten bedenken, Deutschland ist sehr weit weg. Sie kennen niemanden dort und haben

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