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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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längst jemand, der auf ihn angesetzt war, ohne den Kanzler da hineinzuziehen? Eine dunkle Vorahnung legte sich wie ein Nebelschleier über seinen Verstand.
    Dann ging er noch einmal durch sämtliche Räume hindurch, zu denen er Zutritt hatte. Ein unheiliger Geist schwebte mit dunklen Schatten über Schreibtische und Aktenschränke. Brutus schaute ih m im Kanzlerbüro finster in die Augen. Unter normalen Bedingungen konnte niemand anwesend sein, den Jupp nicht gesehen hätte. Er griff in die Innentasche seines Jacketts, holte die erst kürzlich erstandene Handfeuerwaffe heraus und steckte sie in die Hosentasche. Seine rechte Hand behielt er nun an der entsicherten Waffe. Im Zweifel würde er durch den Stoff hindurch schießen. Mit schwerem Gang kehrte er in sein Büro zurück.
    I m gleichen Moment schlug die Verbindungstür zum Büro des W.B. ins Schloss. Eine teuflische Angst befiel Schütz, sein Herz jagte. Trotzdem wunderte er sich, wie seine Hände völlig ruhig blieben. Er starrte die Tür an und riss sie mit einem Ruck auf. Mitten aus dem Raum bedrohte ihn breitbeinig ein Maskierter. Schlagbereit hielt er einen Hockeyschläger in Händen. Aus der gleichen Maske, die sein Verfolger in den Katakomben getragen hatte, glotzte er ihn mit seinem Hexengesicht an. Schütz riss seine Handfeuerwaffe aus der Tasche und hielt sie vor den in drei Meter Entfernung stehenden Mann.
    „Ein Schritt und ich knall dich ab“, rief er.
    Das Monster ihm gegenüber atmete schwer. Es war keiner dieser typischen Bodys, mit breiten Schultern und starken Schenkeln. Eher schmal aber auch mit kräftigem durchtrainiertem Oberkörper. Er trug außer der Maske noch eine Perücke, mit Sicherheit aber war es ein Mann.
    „Runter mit der Maske “, schrie ihn Schütz an.
    Es ging um Leben und Tod. Der Maskierte war eindeutig überrascht, sein Gegenüber mit einer Feuerwaffe zu sehen, von der er mit S icherheit Gebrauch machen würde, bevor er ihm den Schädel einschlagen könnte.
    Der Mann bewegte sich langsam rückwärts auf die Flurtür zu. Er ahnte, Schütz würde nicht schießen, solange er ihn nicht angreifen würde. Vorsichtig öffnete er die Tür hinter sich und wie selbstverständlich sprang er mit einem Satz auf den Flur, Schütz hinter ihm her, bevor die Tür zufallen konnte. So behielt er den Mann im Auge und sah auch, wie er die Wendeltreppe der Skylobby hinunter lief. Dort verschwand er hinter der Glastür. Schütz holte sofort den Lift, bediente ihn mit seinem Sonderschlüssel und vermied ein Anhalten des Aufzugs durch einen Dritten bei seiner Fahrt in das Erdgeschoss. Der Nachtwächter hatte niemanden gesehen und vermutete auch niemanden. Aus der Sicht von Jürgen Schütz gab es keinen Grund, die Angelegenheit an die große Glocke zu hängen. Zu viel würde er selbst erklären müssen. Es galt, achtsam zu sein.
    Spätestens in der nächsten Woche, wenn H. B. zu einem internationalen Gipfeltreffen der führenden Länder der Weltwirtschaft in New York weilen würde, könnte er seinen Bericht bei der Staatsanwaltschaft abgeben. Angefüllt mit brandheißen Dokumenten, die er noch in Zürich besorgen musste. Zu diesem Zeitpunkt würde auch seine Frau Anita außerhalb weilen. Ihr Onkel hatte seine Nichte eingeladen, ihn zu dem Gipfeltreffen als Grande Dame zu begleiten. Ihm war es gerade recht so. Anita liebte derartige Veranstaltungen. Sie konnte ihrer Lust auf gesellschaftliche Ereignisse frönen. Nach dem Weltwirtschaftsgipfel würde sich eine Reihe von Staatsbesuchen in Südamerika anschließen. Schütz würde für etwa drei Wochen allein bleiben. Ob er später überhaupt noch einmal seinen Arbeitsplatz wieder sehen würde, war eher zweifelhaft.
    Der Tag war ereignisreich genug gewesen. Dennoch wollte er noch einen nicht abgeschlossenen Vorgang zu Ende bringen. An seinem Schreibtisch begann er, den Schriftsatz an die Staatsanwaltschaft zu formulieren. Dabei rief er sich zunächst noch einmal die Vorgänge ins Gedächtnis, die seine Aktionen beflügelt hatten.
    Wäre das jetzt der entscheidende Schritt, von dem aus er nicht mehr zurück könnte?
     
    *
     
    Und er fragte sich:
    „ Wie schreibt man Berichte, bei denen es um Leben und Tod geht?“
    Seine Anklage möglichst nüchtern zu Papier zu bringen, fiel ihm nicht leicht. Bedeutend schien erschien es ihm, die Vorgänge mit den vielen Beweisen zu untermauern.
    Noch einmal hing er an seinem Rechner. Die vielen kleinen gelben Punkte begannen, sich zu konzentrieren. Jeder Punkt war

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