Der Kofferträger (German Edition)
zu erklärenden Aktion aus Erschöpfung umgekommen. Ich erhebe Anzeige gegen unbekannt wegen Mordes an Herrn Klingenberg und Verfälschung des Autopsieberichtes bei Frau Jenisch.
Nach diesen beiden Vorgängen, die mich untröstlich zurückließen, da ich die beiden Personen gut kannte, wurde ich mit neuen zusätzlichen Aufgaben betraut. Sie ließen mir geraten sein, die Vorgänge um die Finanzen in der Parteizentrale sorgfältig zu beobachten und aufzulisten. Um an genügend Beweismaterial heranzukommen, sah ich keinen anderen Weg, als eine begrenzte Weile die widerrechtlichen Vorgänge mitzumachen. Ich weiß, dass ich mich diesbezüglich möglicherweise strafbar gemacht habe.“
Dann schilderte Schütz die untragbaren Zustände in der Parteizentrale und im Kanzleramt, fügte hinter jeden Vorgang die Nummer seines Beleges hinzu. Die nicht deklarierten Geldeingänge, heimliche Kapitalwege und Geldwäsche über Stiftungen in Vaduz und nicht deklarierte Geldzuwendungen nahmen einen beträchtlichen Raum seines Schreibens ein.
Seinen Brief beendete er:
„Für ein Gespräch stehe ich Ihnen zur Verfügung und ich halte mich gegebenenfalls als Zeuge bereit.“
Hochachtungsvoll!
Jürgen Schütz
PCD Generalbevollmächtigter
*
Letztlich war er mit seinem Schriftstück zufrieden und ließ es ausdrucken. Noch einmal zögerte er einen Moment. Dann brannte er eine CD aus dem Dokument und fügte sie seinem Schreiben bei.
„Zur besseren Vervielfältigung an die Medien“, grinste er.
Mit seinem Auto brachte er die Anzeige zum Kammergericht, in dem der Oberstaatsanwalt für Staatskorruption, Dr. Holz, saß. Morgen Früh ist die Sache amtlich, dachte er über diesen Schritt nach, als er schon längst wieder in seinem Haus wie ein gefangener Tiger hin und her rannte.
37 Virtuelle Verfolgung
Die gelben Pünktchen in dem Cyberraum standen wie eine Betonwand zwischen ihnen, als Anita von dem Besuch der Tante am Bodensee zurückkehrte. Wie sollte er das Thema beginnen, wie seine grenzenlose Enttäuschung erklären? Wie sollte er sie dazu bewegen, endlich die Wahrheit zu sagen? Anita würde schon morgen, wie geplant, mit dem Kanzler nach Amerika reisen. Ihm verblieb nur noch wenig Zeit, das ungeheuerliche Thema zu klären. Jetzt, hier und heute wollte er diese Aufklärung betreiben. Neben seiner Jagd nach den letzten Beweisen fühlte er sich als Gejagter. Wer plante seinen Tod?
Schütz wusste zu gut, wie Anita es immer wieder schaffte, heiklen Themen durch vorgetäuschte Aktivitäten im Haus aus dem Wege zu gehen. Auch das Telefon klingelte beinahe pausenlos. Die Störungen wären das Letzte, das er ertragen würde. So wartete er auf die Schlafenszeit.
Die Spannung zwischen ihnen knisterte vehement, als könnte sie alle elektrischen Geräte schalten. Seine Frau befand sich mitten in den Vorbereitungen für die Reise. Jürgen machte sich an diversen Rechnern zu schaffen.
Wenn Anita mit dem Onkel in Amerika weilen würde, war der Zeitpunkt gekommen, dem Mann mit der weißen Weste und den schwarzen Kassen endlich das Handwerk zu legen.
Als sie endlich zu Bett gegangen waren, steuerte er das Gespräch auf die unbeantworteten Fragen. Noch verführten die beiden nackten Körper das ungleiche Paar zu geilem Tun. Er streichelte die zarten Brüste, seine Finger fuhren über ihren Bauch und zwischen ihre Schenkel. Dabei bat er sie beiläufig, ihm ein kleines Andenken aus Amerika mitzubringen. Sie lächelte und fand es selbstverständlich.
„Ich werde dich vermissen“ , flüsterte Jürgen in ihr Ohr.
„Ich dich auch. Doch soll ich deswegen hier bleiben?“, entrüstete sie sich übertrieben.
„Ja, es wäre schön, wenn du hier bleiben würdest. Wir könnten mal ein wenig Urlaub machen, wir zwei ganz alleine.“
„Eine solche Reisemöglichkeit wird sich mir so schnell nicht wieder ergeben. Du weißt, dass Tante Marga sonst keine Gelegenheit auslässt, den Onkel zu begleiten. Die Sterne stehen einmalig günstig für mich.“
„Hoffentlich auch für unsere Ehe.“
„Wie meinst du das? Glaubst du, ich ginge dir fremd?“
„Ich weiß nicht. Zumindest spüre ich, dass wir beide uns voneinander entfernen“ , und er zog seine Finger von den wollüstigen Wölbungen zurück.
„Komm Jür gen, das sind ja ganz neue Töne, wir wollen uns lieben.“
„Um so bedrohlicher “, sagte er ungerührt, als sein Blick auf das Bild des Kanzlers an der Wand fiel. „Wir arbeiten beide für dieselbe Mafia.
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