Der Kofferträger (German Edition)
nur noch, wenn sie selber anruft. Es war von vornherein klar, dass sie abgehört würde, auch über das abhörsichere Handy“, Frau Brucioli lächelte bei den beiden letzten Worten ein wenig.
„Verstehen Sie, es ist einfach alles zu gefährlich geworden. Sie braucht..“
“Was braucht sie?“
„Sie braucht unbedingt Ruhe.“
„Kann ich sie sehen?“
„Ja, natürlich. Wenn sie aus dem Büro nach Hause kommt, kommt sie immer zunächst bei mir vorbei.“
„Wohnt sie bei Ihnen?“
„Nein, sie kann natürlich nicht von vornherein signalisieren, dass sie Angst um ihr Leben hat. Dann würde man erst recht ihre Gründe kennen.“
Jürgen Schütz ruhte sich ein wenig aus, bald war er in einen tiefen Schlaf gefallen. Er wusste nicht, wie lange er halb ohnmächtig auf der Couch gelegen hatte, als ihn ein zarter Duft weckte.
„Hallo, mein Prinz, lass dich wach küssen.“
„Corinna“, nur das eine Wort brachte er hervor, dann nahm er sie in die Arme und beide drückten sich fest aneinander, als dürften sie sich niemals wieder loslassen. Sie berichteten sich gegenseitig ihre Erlebnisse. Die entscheidende Phase des Kampfes hatte begonnen.
„Hast du denn alle Beweise an einem sicheren Ort aufbewahrt“, fragte ihn Corinna.
„Na klar doch. Einen Teil habe ich als Papierkopien im Banksafe, an den nur ich herankomme. Der wichtigere Teil ist bei mir zu Hause sicher aufgehoben, Passwort geschützt in meinem PC.“
Doch , noch während er sprach, wurde ihm bewusst, dass er einen entscheidenden Fehler gemacht hatte. Er schlug die Hände vor seine Stirn. Wie sollte er als Toter nach Nikolskoe zurückfahren? Wie an seine Daten herankommen? Corinna sprach das aus, was er gerade in Sekundenbruchteilen erkannte. Erschöpft zündete er sich eine ‚ Happy Hour ‘ an. Carla bat ihn, das Rauchen einzustellen. Auch das noch. Die noch größere Enttäuschung überfiel ihn, als er vergeblich versuchte, sich in seinen Rechner zu Hause einzulinken, um die Dateien abzurufen. Das Schweigen seines Computers war wie ein wirkliches Todesurteil. Entsetzt schaute er seine Freundin an.
„Ich will mit dir schlafen“, meinte er schließlich. Eine andere Idee hatte er nicht.
Aber er wusste, er musste schnellstens heimlich in sein Haus zurück, bevor es zu spät war.
„Ich werde in meinem Appartement übernachten müssen. Ich will nicht, dass meine Freundin in die ganze Sache hinein gezogen wird. Du kannst auch nicht bei mir bleiben. Carla wird dir ihre Couch zur Verfügung stellen.“
„Mein Gott, ich kann doch nicht hier auf der Couch schlafen, während ich weiß, dass du nebenan bist.“
„Doch du kannst, du musst können. Es gibt keine andere Lösung. Verstehe das, Jürgen. Wir dürfen jetzt in dieser Phase keine Fehler machen.“
Bis in die halbe Nacht plauderten sie. Sie hielten sich an den Händen fest.
Corinna stieg die wenigen Stufen zu ihrer Wohnung hinunter. Sie schloss die Tür auf und verriegelte sie von innen sehr sorgfältig. Als sie aus dem kleinen Flur in den Wohnraum trat, streikte ihr Herz. In dem breiten Sessel hatte sich ein Mann vertieft. Als er sich umdrehte, grinste ihr ein feistes, brutales Gesicht entgegen. In seinen fleischigen Händen spielte das Ungeheuer mit einem gespannten Schal. Vor ihm auf dem Tisch lag Corinnas Fleischmesser. Wie war er hier hereingekommen, fragte sie sich mit zitternden Knien.
39 Tote fahren keine
teuren Autos
Wie Recht Corinna doch hatte, sagte sich Schütz. Sie dürften jetzt nicht zusammen gesehen werden.
Es beruhigte ihn, Corinna in Sicherheit zu sehen. Mit diesem Bewusstsein raste Jürgen noch am frühen Morgen nach Deutschland zurück. Noch war Anita mit dem Kanzler in Amerika. Jürgen wollte zu seinem Haus fahren und heimlich seine Chips und all die gespeicherten Dokumente, die er so dringend brauchte, herausholen.
Als Erstes suchte er in Berlin einen Gebrauchtwagenhändler auf. Er hatte sich vorab telefonisch einen Preis machen lassen.
Der Autotyp zählte nicht nur zu den neuesten Roadstern aus München. Es war auch vom Design einer der schönsten und elegantesten Sportwagen, ausgestattet mit allen Raffinessen, die von der Technik geboten waren.
„Stellen Sie sich vor“, sprach er mit dem Händler, der sich mit Boris vorgestellt hatte, „jemand verfolgt Sie, er schießt auf Sie.“ Jürgen Schütz machte dabei eine eindeutige Handbewegung, in dem er dem Mann einen Finger an die Schläfe legte, „das Auto schützt Sie, total. Ich hatte vor
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