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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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hätte sich verfluchen können. Er hatte bei seinem nächtlichen Besuch noch nicht einmal versucht, herauszufinden, ob Corinna nicht auch in dieser Datei ‚Personen 1‘ gestanden hatte. Dann hätte er jetzt eine ganze Menge mehr gewusst.
    Längst befand er sich auf dem Heimweg, als ihm bewusst wurde, dass er gar nicht nach Hause fahren konnte. Andererseits war es möglich, das H. B. und W.B. kein weiteres Aufsehen um sein Verschwinden machen würden. Das war im allgemeinen Interesse.
    Seine nächste Aktion war zu verlockend, als dass er davon hätte Abstand nehmen können. Ein gewisses Risiko verband sich damit. Doch Risiken ging er schon eine ganze Weile ein. Er verließ die Autobahn über die Abwärtsrampe und parkte an einer Raststätte. An dem öffentlichen Telefon holte er sich über einen Code die neuesten Nachrichten. Mit einem Lächeln hörte er die jüngsten Presseinformationen, die vom Kanzleramt herausgegeben wurden. Gewissermaßen radiofrisch erfuhr er das neueste vom heutigen Tag. Diese eine Nachricht interessierte ihn wirklich.
    „In seinem Haus in Berlin ist der Generalbevollmächtigte der PCD, Herr Jürgen Schütz, tot in der Badewanne aufgefunden worden. Fremdeinwirkung wird von der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen. Herr Schütz, dem in jüngster Zeit einige finanzielle Unregelmäßigkeiten nachgesagt wurden, ist freiwillig aus dem Leben geschieden. Der Parteivorsitzende und Bundeskanzler Braunegger bedauerte zutiefst den Tod seines Neffen. Die Beisetzung findet im kleinsten Kreis außerhalb Berlins statt. Von Beileidsbekundungen bittet die Familie abzusehen.“
    Donnerwetter malte er sich die Situation im Kanzleramt aus. Nicht nur dort, auch Dr. Görres hatte ganze Arbeit geleistet. Wie aber würden sie mit dem einen wichtigen Problem fertig werden? Wo ist seine Leiche? Entweder sie sind sich so siegessicher, dass sie nicht mit einem Prozess rechnen und Görres einen gefälschten Autopsiebericht einer in Wirklichkeit nicht vorhandenen Leiche zu den Akten nehmen würde. Oder sie würden eine Leiche fälschen. Im Augenblick konnte er sich aber nicht mit diesem Problem auseinandersetzen.
    Direkt von dem Magazin „DAS ZIEL‘ erfuhr er über den gleichen Weg noch einiges mehr.
    „Geheimnisvolle Todesfälle im Kanzleramt. Sowohl ein Buchhalter als auch eine Sekretärin sind in den letzten Monaten angeblich durch Selbstmord ums Leben gekommen.
    Verwirrungen im Kanzleramt. Jürgen Schütz, Generalbevollmächtigter der Schatzmeisterei in der PDC wurde am frühen Morgen tot in seiner Badewanne aufgefunden. Unserem Magazin wurde ein Blick auf den Toten verwehrt. Wo ist die Leiche? Weiß die Staatsanwaltschaft mehr? Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
     
    Schütz schaute immer noch auf den Hörer, als schon längst belanglose Nachrichten gemeldet wurden. Das war der Coup. ‚DAS ZIEL‘ war auf den rollenden Karren aufgesprungen. Endlich. Noch hielt das Magazin einige Nachrichten zurück, wahrscheinlich, um den Clou für sich selbst aufzubewahren. Nichts brachten sie von seinem Anruf. Nichts davon, dass er um sein Leben bangte.
    Auch die Zeitschrift hatte auf das Problem aufmerksam gemacht, an das er zuvor gedacht hatte, ein interessanter Splitter, mit dem sich Görres würde herumschlagen müssen. Es gab keine Leiche.
    Aus derselben Telefonzelle versuchte er noch einmal , Corinna anzurufen. Er erhielt noch immer keine Antwort. Wo war Corinna? Mit aufwirbelnder Staubwolke machte er kehrt und raste nach Mailand. Jeden Versuch, Corinna direkt zu erreichen, unterließ er. Dafür aber parkte er weit außerhalb ihres Gebäudekomplexes und lief zu Fuß zu dem Apartmenthaus in der Via Svetonio. Mit einem Hausbewohner drängte er sich hinein. Er klingelte an der Wohnungstür. Als er hörte, wie Frau Brucioli über die Sprechanlage fragte, wer dort sei, klopfte er und rief „Jürgen Schütz, ich bin es.“
    Carla erstarrte, als sie ihn sah und Blässe fuhr in ihr Gesicht. Ihr Mund blieb offen stehen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „Ich, ich denke, Sie, du, wärst ... ich kann, ich glaubte.“
    „Du glaubtest, ich wäre tot, nicht wahr? Hat es sich schon so weit herumgesprochen?“
    Mit wenigen Worten erklärte ihr Schütz die Vorkommnisse. Schneller und genauer wollte er wissen, was mit Corinna los war.
    „Wo ist sie?“
    „Sie arbeitet noch immer bei der PCG, wohnt noch immer in diesem Haus.“
    „Warum kann ich sie nicht erreichen?“
    „Sie nimmt nicht mehr den Hörer ab. Benutzt die Telefone

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