Der Kofferträger (German Edition)
ein paar Tagen eine solche Situation. Als der Bandit mein Auto sah, hat er erst gar nicht geschossen.“
Boris zeigte sich bei dieser Vorführung uninteressiert.
Die neueste Art der Schusssicherheit belastete das Gesamtgewicht des Fahrzeugs nicht im Geringsten. Eine neu entwickelte Folie besaß eine außerordentlich hohe Festigkeit. Eingeklebt in das Fenster, war sie völlig unsichtbar und durchsichtig. „Selbst, wenn ein Ganove direkt am Fenster steht und versucht, hinein zu ballern, kommt er da nicht durch.“
Boris grinste: „Ich weiß“, meinte er nur.
„Das Gleiche gilt für die Karosserie. Die Münchener haben diese Folie in einem zweiten Verfahren auf alle Karosserieteile von innen gespritzt. Selbst wenn ein Ganove auf Ihrem Stoffschiebedach sitzt, versucht, es mit dem Messer aufzuschlitzen, um ihre Gurgel durchzuschneiden, hat er keine Chance.“
„Ich weiß“, nickte Boris. Seine stupiden ‚ich weiß‘ Bemerkungen gingen Schütz auf den Wecker.
„Auf der Flucht oder auf der Jagd hinter jemandem her, selbst beim einfachen Verkehrsstau hilft Ihnen das Satnav-System.“
„Sagt mir das System auch, wohin der Ganove geflüchtet ist ?“
„Aber natürlich“, lachte Schütz. „Sie müssen es nur früh genug programmieren. Dann ist es wie ein Schnüffelhund.“
Eine Sitzschale war nach seinen Körpermaßen gegossen und nach den Angaben seines Physiotherapeuten mit Massageelementen ausgestattet worden. Kälte- und Wärmeeinheiten konnte er wahlweise einschalten, um einen leichten Schmerz im Rücken mit Wärme zu behandeln oder buchstäblich einzufrieren. Selbst an eine leichte Nackenmassage war gedacht.
„Bücken Sie sich doch einmal“, meinte Boris.
Jürgen Schütz schaute ihn an, als wäre es Zeit, den Verkaufshof zu verlassen.
Boris wartete ab, und Jürgen Schütz bückte sich. Der Russe ging um ihn herum, betrachtete seinen Allerwertesten.
„Passt“, meinte er in seiner Minimalsprache.
„Wie, was passt?“
„Die Massageelemente, die sie haben einbauen lassen. Ihr Schalensitz passt.“
So viel Kommentar musste Jürgen erst einmal verkraften. So ging er auf ungefährlichere Themen über.
„Wissen Sie, der Motor ist aus einer Spezialkeramik in einem Stück gegossen. Das bedeutet, Sie müssen niemals für den Motor eine Inspektion durchführen. Sein Herzchen blubbert regelmäßig Jahrein, Jahraus. Überhaupt ist der Motor das Glanzstück. Er arbeitet mit Wasserstoff-Antrieb. Die Betriebskosten sind dadurch auf ein Minimum gesenkt und die Leistung erheblich gesteigert worden.
Das Tollste ist, wie jedes Kind in Deutschland weiß, dass aus Ihrem Auspuff reines Trinkwasser fließt. Sie sind dadurch hoch angesehen.“
„Ich weiß“, kommentierte Boris.
„Die Umweltverschmutzung ist gleich null.“
Vergeblich wartete er auf das „ich weiß“ seines Gesprächspartners. Es kam nicht. Erstaunt fuhr Schütz fort:
„Die Bremsscheiben besitzen eine Abriebfestigkeit für eine halbe Million Kilometer. Das Gleiche gilt für Schmiersysteme in allen beweglichen Elementen. Eine kleine Anzeige im Display zeigt sogar fortwährend den Druck in allen Reifen, selbst im Reservereifen. Sie können die Reifen während der Fahrt aufpumpen oder den Druck verringern.“
Boris nickte nur.
„Es geht weiter, auch wird Ihnen die jeweilige Reifentemperatur angezeigt, mit der zusätzlichen Kennzeichnung, ob sie im grünen oder roten Bereich ist.“
„Ich weiß“, nickte Boris. Wie ein Pferdehändler hatte er sich längst zuvor über die Einzelheiten eines solchen Rennpferdes schlaugemacht. Er kannte sich nicht nur bei rassigen Pferden aus. Er roch auch intensiv nach einer Pferdebox, aus der er wohl gerade gekommen war. An seinen Stiefeln klebten noch Reste von Stroh und Mist. Ein sympathischer Zug. Aber auch das eben diskutierte Hinterteil war für einen Pferderücken besser geeignet als für ein Rennauto.
Schütz erklärte ihm weiterhin die Funktion des Autos. Boris grinste und sagte immer nur wieder „Ich weiß.“
„Selbst mit einem spitzen Nagel kann niemand in den festen Lack einen Kratzer eingravieren.“
Jürgen wartete schon lange nicht mehr auf den kurzen Kommentar seines Geschäftspartners. „Eine absolut sichere Wegfahrsperre ist ebenso eine Selbstverständlichkeit wie ein Notverfolgungschip, mit dem man das Fahrzeug bei Diebstahl noch über Jahre verfolgen kann. Der Chip ist an einer beliebigen Stelle in die Karosserie eingelassen, von wo aus er seine Signale an ein
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