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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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„Das ist das Ende, natürlich für die ganze ehrenwerte Gesellschaft da oben.“
    Onkel Siegfried hatte sein rechtes Ohr, mit dem er besser hörte, immer stärker zu seinem Neffen gewandt.
    „Das hast du alles erlebt?“, staunte er ungläubig. Jürgen nickte dazu. Er erinnerte sich nicht gerne an das überstandene Mordkomplott.
    „Hör zu, das werden wir voll nutzen. Ich brauche diese Olga unbedingt zu einem Gespräch.“
    „Da gibt es ein kleines Problem“, zog sich Schütz ein wenig zurück, „ich weiß nicht, wo sie wohnt.“
    Manfred schaute ihn sprachlos an. „Moment mal. Da hast du einen ersten wirklichen greifbaren Zeugen, und du hast einfach vergessen, die Adresse aufzuschreiben? Das haut mich nun wirklich um.“
    „Lass mich noch den Rest der Geschichte erzählen. Ich war ja noch gar nicht fertig.“
    So erfuhr Stahl von dem Brief, den Olga geschrieben hatte. Jürgen legte ihm gleich den Brief vor, den er mitgebracht hatte.
    „Gut“, meinte Manfred, „das ist schon eine ganze Menge. Ich werde sie ausfindig machen. Du sagtest, sie arbeitet als Straßenmädchen auf dem Ku’damm. Der ist ja nicht gerade kurz. Aber ich werde sie finden. Wird sie aussagen?“
    „Bestimmt, wenn sie nicht mit dem vielen Geld abgehauen ist und wenn ihr Freund sie aussagen lässt.“
    „Gut darum kümmere ich mich. Aber das sind gute Aussichten.“
    „Bin ich jetzt nutzlos?“
    „ Gott bewahre, unser wertvollster Zeuge. Aber nur lebend. Deswegen, halte dich verborgen. Könnte jemand ahnen, dass du lebst?“
    Jürgen Schütz suchte in Gedanken seine Lebensräume ab. Dann schüttelte er vorsichtig den Kopf.
    „Die Yacht liegt auf dem Grund der Adria. Mit ihr liegen Corinna und ich in dem Schiff. Nach Meinung der PCG-Mafiosi und nach Meinung Anitas. Niemand kann vermuten, dass wir noch leben. Wir haben uns noch nicht einmal bei Carla und ihrer Freundin gemeldet, aus Sicherheitsgründen. Anita kann mich durch die Flammen nicht gesehen haben. Ihr Freund ist tot. Nein, es gibt niemanden, der uns lebend gesehen hat.“
    „Gut so. Das behalten wir bei. Du gehst zu Corinna zurück.“
    „Endlich ein gutes Wort. Wie willst du vorgehen?“
    „Ich habe engen Kontakt mit Dr. Horst. Er ist Oberstaatsanwalt für Korruptionsdelikte. Er bereitet eine Anklage vor. Es ist schwierig. Görres ist sein Chef. Görres versucht in einem fort, dem Horst andere Aufgaben zu geben, ihn mit anderen Fällen einzupacken. Aber Horst ist ein guter Mann. Wir beide arbeiten zusammen.“
    „Wie lange wird das dauern?“
    „Wir müssen noch einiges zusammentragen. Allerdings musst du für uns täglich verfügbar sein. Auf Anruf musst du mit Corinna erscheinen.“
    „Wie soll das gehen?“
    „Ihr müsst immer für mich telefonisch erreichbar sein. Immer heißt immer. Das gilt auch für Sie, Herr Teusch.“
    Zum ersten Mal wurde Onkel Siegfried in das Gespräch einbezogen. Er hatte bis dahin aufmerksam gelauscht. Für den alten Mann war das Ganze ein lustiges Spiel.
    „Ich spiele gerne und mit hohen Einsätzen, meine Freunde“, grinste er. „Nichts lieber, als dass ich ein Teil der Arbeit werde.“ Siegfried rieb sich dabei die Hände.
    Stahl schaute ihn von der Seite her an. Hoffentlich müsste er den Alten nicht eines Tages in eine unangenehmere Situation bringen.
    „Herr Teusch, Sie bekommen jetzt von mir ein tragbares Telefon. Können Sie damit umgehen?“
    Onkel Siegfried schaute ihn entrüstet an. Stahl erklärte ihm, dass der Telefonkontakt mit Schütz ausschließlich über Siegfried laufen würde. Corinna und Jürgen dürften sich nicht zu früh in Deutschland zeigen. Das Risiko wäre zu groß.
    „Auch wenn im Kanzleramt und beim Generalstaatsanwalt die laufende Anzeige mit einem Lächeln abgetan wird, ist die wachsende Nervosität zu spüren. Wenn sie aus diesem Schlammmassel ungeschoren herauskommen, werden sie in den nächsten Jahren unangefochten bleiben. Daher werden sie mit Unterstützung des Verfassungsschutzes alles daran setzen, jede Störung von außen zu vermeiden.“
    „Verfassungsschutz?“
    „Sie schützt die Verfassun g ausgewählter Menschen und Meinungen.“
    Onkel Siegfried hielt sich den Bauch vor Lachen.
    „Wie geht es weiter?“, fragte Schütz unruhig.
    „Wir drängen auf einen Prozess. Wenn deine Stunde gekommen ist, werden wir dich aus Italien holen. Du trittst als Hauptzeuge auf. Stehst von den Toten auf. Wir rechnen mit diesem Überraschungsmoment. Herr Teusch, bitte nehmen Sie immer ihr tragbares Telefon

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