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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Italien.“
    Horst vermied einen bestimmten Begriff. Umso geheimnisvoller schwebte der Geist der ‚Mafia‘ in den Saal ein und überlagerte die Köpfe der Zuhörer.
    Dr. Horst ging wieder zum Anwalt des Kanzlers.
    „Ich würde mich nicht wundern, sehr verehrter Herr Kollege, wenn Ihnen diese Fakten bisher unbekannt geblieben wären. Dann aber hören Sie bitte genau zu. Es dürfte auch Sie sehr interessieren, was unsere Wochen lange Recherche ergeben hat.“
    „Na, ich hoffe doch, die Ergebnisse bald zu Gesicht zu bekommen“, bemerkte Dr. Jost zynisch.
    Allmählich spürte Dr. Horst den Druck, den er selber aufbaute in seinem eigenen Nacken.

51 Der Glöckner aus Berlin
     
     
     
    Lohnte es sich, an das Unmögliche auch nur einen Gedanken zu verschwenden?
    Könnten sie es schaffen, aus diesem zwanzig Meter hohen Turm über die Außenwände nach unten zu gelangen?
    „Wir müssen an den Strick der Glocke ran“, Jürgen sprach mehr seine Gedanken aus, als dass er wirklich zu seiner Freundin redete. „Es gibt verschiedene Probleme. Das eine ist, wie komme ich auf das Dach und an den Glockenturm? Ein anderes ist, wie kann ich den Strick von seinem Arm am Glockenstuhl lösen, ohne dass die Glocke anschlägt? Wie lang wird der Strick sein? Wenn er nur bis zum nächsten Zimmer geht, reicht er keineswegs aus. Reicht er aber bis zum Erdboden hinunter, wird er auch unten irgendwie befestigt sein. Diesen Knoten gilt es dann auch noch, zu lösen.“ Er entschied sich, die Probleme nacheinander anzugehen. Einen anderen Weg sah er nicht.
    Sie nahmen die beiden Seile, die von ihren Fesseln stammten, und knoteten sie zusammen.
    Dann rief er plötzlich „Pscht“ und hielt ihr die Hand auf den Mund. Im Treppenhaus näherten sich Schr itte. Verdammt dachte er.
    Corinna blickte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    Jürgen löschte die Lampe, drückte die junge Frau hinter sich an die Wand und hielt die eben zusammen geknoteten Stricke zwischen beiden Händen. Die Tür öffnete sich und ein fremder Mann trat ein. Die Hand des Wächters suchte an der Wand nach dem Schalter.
    Mit einer schnellen Bewegung warf Jürgen die Schlinge über den Kopf des Mannes und sprang hinter seinen Rücken. Gleichzeitig zerrte er mit einem festen Ruck und zog die Schlinge zu. Der Mann röchelte und fiel schwer wie ein Stein auf den Boden. Jürgen kniete sich zu ihm. In dem Moment griff ihn der Wächter an und schlug mit seiner Faust auf die Brust. Jürgen prallte zurück. Er flog gegen die Wand. Der Mann hatte sich behände erhoben und holte zum nächsten Schlag aus. Jürgen hatte den Strick verloren. Er wehrte den Schlag mit dem linken Arm ab und traf den Mann mit einer geraden Rechten am Kinn. Einen Augenblick taumelte der Getroffene. Corinna hatte den Strick ergriffen. Sie warf ihn um den Hals des Wächters und ruckte daran. Jürgen wich einem neuen Schlag aus, drehte sich hinter den Mann und fasste die Strickenden aus Corinnas Händen, bevor der Wächter seine Finger zwischen Seil und Hals schieben konnte. Noch einmal zog er fest zu. Die Hand des Wächters flog an seinen Hals. Dann sackte er erneut auf den Boden und riss Jürgen mit sich. Er ging schnell in die Knie, behielt den Zug um den Hals bei. Die Finger des Wächters hatten noch versucht, das stramme Seil von seiner Gurgel zu lösen. Jetzt sackten auch diese Finger zur Seite. Ein Blick in die Augen. Der Mann war tot.
    Corinna hatte die Tür lautlos zugedrückt. Und diesmal von innen einen Riegel vorgeschoben.
    Jürgen untersuchte die Taschen und den Gürtel des toten Wächters. An einem Ring hing ein Schlüsselbund, den er an sich nahm. Sie öffneten die Tür und lauschten in das Treppenhaus. Absolute Stille. Sie schlichen sich nach unten. Die betonierten Wände warfen jedes kleinste Geräusch als Echo zurück. Selbst ihr stoßweises Atmen glaubten sie als zu starkes Geräusch zu hören. Einhundertsiebzehn Stufen hinunter, dann standen sie vor der Außentür. Eine braun gestrichene, massive Eichentür. Innen lag ein Riegel vor, den er langsam zurückschob. Das quietschende Geräusch machte Corinna halb wahnsinnig. Jeden Moment könnten die anderen erwachen. Der Riegel war endlich offen, die Tür aber noch immer verschlossen. Es steckte kein Schlüssel. Jürgen probierte einen Schlüssel von dem Bund des Wächters. Er passte gar nicht hinein. Der zweite. Fehlanzeige. Der dritte, auch. Als er alle Schlüssel durchhatte, mussten sie das vergebliche Bemühen beenden. Sie hatten eine Menge Zeit

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