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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Bourebonettes Wagen, um den mit einem Vorhängeschloß gesicherten Riegel an Ashie Pintos Haustür aufzustemmen.
    »Außerdem brechen wir nicht wirklich ein«, sagte Bourebonette. »Was wir tun, ist schließlich zu seinem Besten.« Der Lieutenant wußte nicht so recht, weshalb er hier war. Teils aus Neugier, teils aus irrationalem Verantwortungsgefühl Emmas Clanschwester gegenüber - eine Art Familiengeste, um sein Gewissen zu beruhigen. Ihm fiel kein plausibler Grund ein, mit dem er diese Einmischung in FBI-Ermittlungen hätte rechtfertigen können. Trotz dieser Überlegungen trat Leaphorn beiseite, als Mary Keeyani die aufgebrochene Tür öffnete. Die beiden Frauen gingen an ihm vorbei.
    »Er bewahrt seine Papiere in einer Blechdose auf«, sagte Mary Keeyani. »Irgendwo hier muß sie sein.«
    Leaphorn überließ die Frauen ihrer zweifelhaften selbstgestellten Aufgabe, machte einen Rundgang und inspizierte dabei Pintos Wagen. Hinter dem Haus stand ein Ford-Pickup Baujahr 1970 mit kurzer Ladefläche, platten linken Vorderreifen, fast plattem linken Hinterreifen, fehlendem Fahrerfenster und Hühnermist auf dem Sitz. Er entriegelte die Motorhaube und öffnete sie. Die Batterie fehlte. Wie überall im Reservat war sie als erstes ausgebaut worden, sobald sich herausgestellt hatte, daß sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Diesen Wagen hatte Ashie Pinto offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefahren.
    Er schloß die Motorhaube wieder und ging den mit Schlangenkraut bewachsenen Hang hinunter zu Pintos Außenabort. Die ungehobelten Bretter, aus denen er vor einem Menschenalter zusammengenagelt worden war, waren geschrumpft und hatten sich verzogen. Während Leaphorn den Abort benutzte, bewunderte er durch die klaffenden Lücken hindurch Pintos Aussicht über Gras und Salbeibüsche hinweg und die Blue Moon Bench hinunter bis zum Colorado River Canyon.
    Auf dem Rückweg zum Haus interessierte er sich für den danebenstehenden Hogan. Der gemauerte, fensterlose Rundbau war mit Dachpappe eingedeckt, auf der als Isolierung eine dicke Erdschicht lag. Der Lieutenant öffnete die knarrende Brettertür und warf einen Blick ins dunkle Innere. Er sah ein Feldbett, aufgestapelte Kartons und einen uralten KühlSchrank, in dem anscheinend Vorräte lagerten, aber nichts wirklich Interessantes.
    Ebenso unergiebig war ein Blick in Ashie Pintos ehemaligen Pferdestall. An einem der niedrigen Dachsparren hing ein altes Zaumzeug aus steifem, rissigen Leder und mit verrosteter Trense. Leaphorn nahm es herunter, betrachtete es flüchtig, hängte es wieder auf und gähnte herzhaft dabei. Ein vergeudeter Tag! dachte er.
    Das einzig Nützliche, das hier zu finden sein mochte, war vielleicht ein Hinweis darauf, wie Pinto von hier aus - vom Westrand des großen Reservats - in die Nähe von Shiprock gekommen war. Derjenige, der ihn abgeholt haben sollte, mußte sein Kommen logischerweise angemeldet haben. Wahrscheinlich in einem Brief, der Pinto über den Handelsposten in Short Mountain erreicht hatte. In einem Brief, den er nach Mary Keeyanis Ansicht aufbewahrt haben würde.
    »Wer vielleicht nur einen Brief im Jahr kriegt - oder nur acht bis zehn im ganzen Leben -, hebt ihn bestimmt auf«, hatte Mary Keeyani ihm erklärt. Das stimmte natürlich. Er ging ins Haus zurück.
    Nach Leaphorns Erfahrung neigten alleinstehende Männer zu Extremen: Sie waren entweder äußerst schlampig oder pedantisch ordentlich. Ashie Pinto gehörte zu den Ordnungsliebenden. Vom Türrahmen aus konnte Leaphorn das gesamte Wohn-Schlafzimmer des aus nur zwei Räumen bestehenden Hauses des Alten überblicken.
    Das Eisenbett auf dem abgetretenen, teilweise rissigen Linoleum war mit einer billigen blau-weißen Tagesdecke bedeckt; neben dem einzigen Fenster standen eine Kommode mit drei Schubladen und ein alter Sessel, dessen Polsterung Wasserflecken aufwies. Die restliche Einrichtung bestand aus einem Metalltisch mit Kunststoffplatte, zwei Holzstühlen und einem hohen zweitürigen Kleiderschrank. Weder auf Bett, Tisch oder Stühlen lag irgend etwas, aber auf der Kommode befanden sich eine Zigarrenkiste, ein gerahmtes Foto, das Pinto in jüngeren Jahren zu zeigen schien, eine große weiße Waschschüssel aus Porzellan und ein schwarzer Metallkasten, auf dessen Verwendungszweck Leaphorn nicht sofort kam.
    Mary Keeyani durchsuchte die Kommodenschubladen, und Professor Bourebonette machte sich klappernd in der Küche zu schaffen.
    »Eine Blechdose?« fragte sie. »Rund

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