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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Revolver nicht üblicherweise dort stecken?«
    Chee zuckte mit den Schultern.
    »Okay, wie ist Pinto also hingekommen?«
    »Keine Ahnung«, gab Chee zu. »Vielleicht hat der Kerl mit dem weißen Auto ihn hingebracht. Du hast doch den FBI-Bericht gelesen? Was stand darüber in der Akte?«
    Janet stellte ihre Kaffeetasse ab. »Ein weißes Auto? Welches weiße Auto?«
    »Auf der Fahrt von Red Rock zum Tatort ist mir ein weißes ... nun, jedenfalls ein helles Fahrzeug entgegengekommen. Ich bilde mir ein, es trotz Regen und einbrechender Dunkelheit erkannt zu haben. Es war ein alter, verbeulter Jeepster, der einem Lehrer von der Shiprock High School gehört. Was steht im FBI-Bericht über den Wagen?«
    »Er ist nicht mal darin erwähnt«, stellte Janet fest. »Das höre ich alles zum ersten Mal.«
    »Sie sind dieser Spur nicht nachgegangen?« fragte Chee. Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich schon«, sagte Janet. »Du hast ihnen alles geliefert, was sie brauchten. Einen Verdächtigen, der mit der Tatwaffe in der Hand in der Nähe des Tatorts festgenommen wurde. Nur das Motiv fehlt. Aber Pinto war betrunken - und das ist Erklärung genug. Und er leugnet die Tat nicht einmal. Wozu also Zeit vergeuden und den Fall komplizieren, indem man alle Tatsachen ausgräbt?« Ihre Frage klang verbittert.
    »Wie steht's mit der teuren Flasche, die Pinto in der Hand hielt? Ist in dem Bericht erwähnt, woher er sie hatte?«
    »Kein Wort. Ich wußte nicht, daß es ein teurer Whiskey war.«
    »Wie ein luxuriöses Weihnachtsgeschenk, mit dem man einem Kenner imponieren will. Jedenfalls keine Marke, die ein Säufer kaufen würde.«
    Janet trank ihren Kaffee aus, stellte die Tasse ab und betrachtete ihn nachdenklich.
    »Hör zu, Jim, ich will nicht, daß du meinetwegen in Gewissenskonflikte gerätst. Ich kann mir vorstellen, wie dir zumute ist. Und mir fällt es oft schwer, meine Rollen als Freundin und Anwältin auseinanderzuhalten, weil ... «
    Chee unterbrach sie, indem er die rechte Hand hob.
    »Sobald ich glaube, die Anwältin zu hören, halte ich einfach den Mund«, versicherte er ihr. Das Wundervolle an Janet Pete war, daß er mit ihr über heikle Themen reden konnte. Sie war nicht Mary Landon. Kein weiches, helles Haar, keine unergründlichen blauen Augen, kein Talent dafür, ihm das Gefühl zu vermitteln, als Mann der absolut Größte zu sein...
    Aber mit Janet konnte Chee vielleicht schon morgen darüber sprechen, wie er Delbert Nez über Funk lachen gehört hatte, wie seine Befürchtungen immer stärker geworden waren, während er in Red Rock im Handelsposten gesessen und endlos gewartet hatte. Mit ihr konnte er darüber reden, wie lange er gebraucht hatte, um seinen unverzeihlichen, nie wieder gutzumachenden Fehler zu begreifen.
    Janet würde verstehen, weshalb Chee nach dem Schuldspruch gegen Ashie Pinto seinen Dienst bei der Navajo Tribal Police quittieren und sich einen anderen Job suchen würde. Sie würde verstehen, weshalb ihm daran liegen mußte, daß der alte Trunkenbold verurteilt wurde. Er war seiner Pflicht nicht nachgekommen. Er hatte den Tod eines Kollegen verschuldet. Aber er hatte wenigstens seinen Mörder festgenommen. Er hatte das Richtige getan.
    Sie würde den Alten verteidigen, eine leichte Strafe für ihn herausholen - oder möglicherweise auf verminderte Zurechnungsfähigkeit plädieren, damit er nur für einige Zeit in eine Anstalt mußte. Chee hatte kein Problem mit diesen Gedanken. Niemandem war mit einer Gefängnisstrafe gedient.
    Aber er mußte Janet Pete begreiflich machen, daß ein Freispruch für Pinto einem zweifachen Schuldspruch für Jim Chee gleichkommen würde.

5  
    Joe Leaphorn stand an der Tür von Ashie Pintos Haus und rekapitulierte, was er über die juristischen Aspekte kriminalpolizeilicher Ermittlungen wußte. Er war sich sicher, daß nur der großzügigste Richter gebilligt hätte, was sich hier abspielte. Ihr Vorgehen würde als Durchsuchung ohne richterlichen Befehl, möglicherweise als Einbruch gewertet werden. Mary Keeyani und Louisa Bourebonette hatten sich jedoch weder von solchen Spitzfindigkeiten noch durch Leaphorns Unbehagen bremsen lassen.
    »Ich dachte, wir wollten uns hier nur mal umsehen«, hatte Leaphorn gesagt. »Ein paar Fragen stellen. Mal rumhören, ob irgend jemand etwas gesehen hat. Wir haben kein Recht, hier einzubrechen.«
    »Er ist mein Onkel«, hatte Mary Keeyani geantwortet. Sie benutzte den Radmutterschlüssel aus Professor

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