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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Tagerts Unterlagen werfen darf. Vielleicht geht daraus hervor, woran Pinto und er gearbeitet haben. Vielleicht sagen sie uns, ob Tagert an dem bewußten Tag mit ihm zusammen unterwegs war.«
    »Okay, wir können mal nachsehen«, sagte die Jacobs. »Aber ich bezweifle, daß sie uns weiterhelfen werden.«
    Sie sahen in seinen Papieren nach. Aber erst nachdem Jean Jacobs die Tür geschlossen und abgesperrt hatte. »Das kommt mir irgendwie nicht ganz sauber vor«, sagte sie. »Daß wir in den Sachen des alten Dreckskerls wühlen, meine ich. Auch wenn ich jeden Tag mit dem Schreibkram zu tun habe.«
    »Denken Sie einfach daran, daß ich der Beamte bin, der den Tatverdächtigen festgenommen hat«, sagte Chee. Er spürte, wie sich seine Stimmung wieder besserte.
    Der Ausgangskorb erwies sich als leer. Daraufhin befaßten sie sich mit dem Inhalt des Eingangskorbs. Die Briefe, Drucksachen und Aktennotizen waren einen Monat alt und, soweit Chee feststellen konnte, von keinerlei Bedeutung.
    »Wie legt er Unterlagen ab?« fragte er.
    »Meistens thematisch geordnet. Briefe werden manchmal unter dem Absendernamen abgelegt. Im allgemeinen geht's nach Sachgebieten.«
    »Mal sehen, ob er eine Akte Pinto hat.« Keine Akte Pinto.
    »Und wie steht's mit einer Akte Cassidy?«

    Die Hängeordner mit Material über Cassidy nahmen ein halbes Schubfach in Tagerts Karteischrank ein. Chee und Jean Jacobs stapelten sie auf seinem Schreibtisch und begannen mit der Durchsicht.
    »Wonach suchen wir eigentlich?« wollte sie wissen.
    »Gute Frage«, meinte Chee. »Zunächst nach allem, was mit Pinto zusammenhängt. Und nach allem über den damaligen Raubüberfall in Utah und die anschließende Verfolgungsjagd. Außerdem ... «
    »Hier ist etwas über den Raubüberfall«, unterbrach sie ihn. »Fotokopien von Presseberichten.«
    Die Schlagzeilen im  Blanding Defender  war - wie um die Jahrhundertwende üblich - mehrzeilig:
    ALTE HOLE-IN-THE-WALL GANG VERMUTLICH AN POSTRAUB AUS ZUG BETEILIGT.
    BANDE BESTIEG EINEN ZUG DER COLORADO & SOUTHERN IN FRY CREEK. ZEUGE SAGT AUS, BUTCH CASSIDY UNTER DEN ZUGRÄUBERN GESEHEN ZU HABEN.
    ANGESCHOSSENER BANDIT BESTÄTIGT ZEUGENAUSSAGE.
    TOTER BANDIT ALS RUDOLPH »RED« WAGONSTAFF IDENTIFIZIERT.
    FREUNDE SAGEN, ER SEI FRÜHER MIT CASSIDY UND DER WYOMING WILD BUNCH ALS VIEHDIEB UNTERWEGS GEWESEN
    Der dann folgende Artikel wiederholte alles mit weiteren Einzelheiten und einer nochmaligen Schilderung, wie der Raubüberfall abgelaufen war. Drei Männer hatten den Zug bestiegen, als er in Fry Creek gehalten hatte, um Post mitzunehmen. Sie waren in den Postwagen eingedrungen und hatten die beiden Postbeamten in ein Feuergefecht verwickelt. Dabei war einer der Beamten erschossen und der andere durch einen Brustschuß verletzt worden. Der als Rudolf »Red« Wagonstaff identifizierte Bandit war durch eine Kugel im Hals getroffen worden und einen Tag später im Krankenhaus Blanding gestorben.
    Die Banditen hatten den Zug nördlich von Blanding, wo sie von einem Komplizen mit Pferden erwartet wurden, zum Stehen gebracht. Ein Reisender, der Deputy Sheriff in Garfield County war, hatte die wegreitenden Banditen von einem Zugfenster aus beschossen. Er hatte einen der Männer in den Rücken getroffen, so daß er vom Pferd gestürzt war.
    Auch darüber berichtete die Zeitung:
    Zu ihrem Pech hatte dieser Kerl die Ledertaschen bei sich, die den größten Teil der Beute enthielten, von der die Banditen angelockt worden waren. Er liegt jetzt hier in Blanding im Krankenhaus, aber der Arzt gibt ihm keine großen Überlebenschancen. Sheriff Lester Ludlow gegenüber gab er seinen Namen mit Davis an. Darüber hinaus sagte er, daß Butch Cassidy der Anführer der Gruppe gewesen sei.
    Laut Sheriff Ludlow ist der größte Teil der bei dem Überfall gemachten Beute - die Lohngelder für die Parker Mine - in den von Davis mitgeführten Taschen sichergestellt worden. Seinen Erklärungen zufolge sind die Banditen mit einer Beute von nicht mehr als 300 bis 400 Dollar geflüchtet - vor allem mit Banknoten, Briefmarken und weiterem Material für Poststellen entlang der Bahnlinie südlich von Salt Lake City.
    Der Rest des Artikels bestand hauptsächlich aus Informationen über den erschossenen Postbeamten, seinen verletzten
    Kollegen und die zur Verfolgung der Banditen gebildete Posse. Chee überflog ihn nur und nahm die nächste Fotokopie zur Hand. Dieser Bericht war eine Woche später erschienen. Davis war gestorben. Die Posse hatte die nach Süden

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