Der Kollapsar
ihre verformten Steine oft eingefärbt. Dieser Überhang ist nicht aus Granit; das ist ein zementähnliches Material, das sie häufig benutzten. Wahrscheinlich enthält es eine Menge Kupfersulfat, sonst wäre es nicht so dunkel.« Er fuhr die Umrisse am Boden mit den Füßen nach und ging um die kleine Senke herum.
»Die Spur stammt von einem Skimmer von einiger Größe«, verkündete er dann. »Mit leichter Ladung.« Dann wandte er sich um und versuchte durch Stein und Dschungel, durch Mauer und Bäume zu sehen. »Jemand war in letzter Zeit hier, das steht fest.« Ohne die Augen vom Boden zu nehmen, entfernte er sich von der Spur, bis er unter dem blauen ›Dach‹ stand.
»Ein Ort, der sich gut für ein erstes Lager eignet. Hier haben sie ausgeladen«, erklärte er und untersuchte den Boden näher. Dann trat er unter dem schützenden Steindach hervor und musterte das dichte Buschwerk, welches eine Wand des Gebäudes fast völlig bedeckte.
»Hier sind die durchgegangen, Flinx.« Er wandte sich um und sah seinen jungen Begleiter an. »Ja, das könnte dein geheimnisvoller Mann mit dem goldenen Ohrring sein. Jedenfalls haben die einiges Geld ausgegeben.« Er wies auf eine Stelle, wo das Gebüsch niedergedrückt worden war, um eine Art Weg freizumachen. Erst allmählich begann die Vegetation sich wieder aufzurichten. »Die sind viele Male darüber gegangen, bis sie ihre Ausrüstung weiter in die Stadt hineinbefördert hatten. Ich dachte, dieser Ort sei schon lange aufgegeben.«
Er ging wieder zu dem Skimmer zurück. Flinx blickte immer noch interessiert auf den azurfarbenen Mauervorsprung und fragte sich, welchem Zweck er wohl ursprünglich gedient haben mochte. Dahinter ragte ein wenigstens hundert Meter hoher Tempel auf. Das massive blaue Gebilde war nach außen gefallen und hatte in der Tempelmauer ein gähnendes Loch hinterlassen. Dahinter konnte er nur undeutlich das dunkle Innere ausmachen, zersprungenes Mauerwerk, herunterhängende Metallstreifen, im Schatten wuchernde Pflanzen und gähnende Leere.
»Was machen wir jetzt?«
Pocomchi grinste und schüttelte den Kopf. »Du hast mir nicht zugehört, wie? Hier gibt es einen alten Versorgungsweg, dem wir folgen können. Da sie es für notwendig hielten, von hier aus zu Fuß zu gehen, können wir, glaube ich, davon ausgehen, daß wir mit dem Skimmer nicht durchkommen. Hoffentlich ist der, den du suchst, am anderen Ende des Weges. Jedenfalls bin ich schon ganz gespannt darauf, jemanden kennenzulernen, der so verrückt ist sich einzubilden, daß es in Mimmisompo etwas gibt, das sich wegzuholen lohnt. Hoffentlich sitzen ihnen die Strahler nicht zu locker.«
»Dann gehen wir«, drängte Flinx.
»Nur langsam, Freund.« Er wies auf die Sonne.
»Wollen wir nicht besser warten, bis es Tag ist? Hier hat es bestimmt keiner eilig, am allerwenigsten die Leute, hinter denen wir her sind. Ich kann mir vorstellen, daß die ziemlich tief im Busch stecken.« Seine Hand wies auf die Ruinen und Büsche, zwischen denen der Weg hindurchführte. »Hier kriechen Viecher herum, denen ich lieber am Tage begegne, wenn ich ihnen schon begegnen muß. Ich baue einen Schutzzaun auf, und wir schlafen heute nacht neben dem Skimmer.«
Ein Strahlungszaun wurde im Halbkreis um den Skimmer aufgestellt. Das kompakte Fahrzeug hatte aufblasbare Matratzen und Schlafsäcke an Bord. Es wäre sicherer gewesen, im Skimmer zu schlafen, aber das Cockpit wäre schon für zwei Männer eng genug gewesen. Zwei Männer und Ab und zwei Minidrachs waren des Guten zuviel.
Eine aufblasbare Kuppel, die im Falle von Wind oder Sturm Schutz bieten würde, spannte sich über ihr Lager. Die halbdurchlässige Membrane der Kuppel würde der frischen Luft freien Zutritt lassen, jedoch alles abhalten, was größer und schwerer als ein Regentropfen war. Der Strahlungszaun weiter draußen würde neugierige Nachtgeschöpfe fernhalten, und darüber hinaus konnte man sich auf Balthasar und Pip verlassen, falls etwas wirklich Gefährliches auftauchen sollte.
Flinx lehnte sich auf die weiche Matratze zurück und blickte hinaus. Er war voll Ungeduld. Am liebsten wäre er gleich losgezogen, aber dies war immerhin Pocomchis Planet, und es war ein Gebot der Klugheit, seinem Rat zu folgen.
Außerdem, dachte er und gähnte wohlig, war er müde. Er legte den Kopf zurück. Durch das dünne Material der Kuppel konnte er in der warmen Tropennacht die Sterne in fremden Konstellationen zählen. Im Osten hing ein Paar runder, leuchtender
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