Der Kollapsar
der hinter ihm dahintrottete. »Um ihn zu sehen, braucht man zwei zum Tango mit einer munteren Mango.« Er starrte Flinx erwartungsvoll an.
»Eine witzige Katharsis.« Der Junge schüttelte den Kopf und mußte wieder einmal über das komische Watscheln seines Schutzbefohlenen lachen. Was für ein Jammer, dachte er, daß dieser poetisch gestimmte Exote nicht genügend Verstand hatte, um sein Talent wirklich auszunutzen. Aber er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, Abs Unsinn überhaupt nicht mehr zuzuhören, und so konzentrierte er sich wieder auf den Weg und ignorierte das Geplapper einfach.
»Schlüssel, der Schlüssel bin ich«, sagte Ab vergnügt. »Alles, was du sehn willst, bin ich. Harkatrix, Matrix, wie läufst du? Eine Suppe aus Strom und gewürztem Hadron.«
Sie gingen den ganzen Tag. Schließlich fand Pocomchi einen Ort, der sich als Nachtlager eignete. Der Weg schlängelte sich vor ihnen weiter in den Dschungel. Mit der Erfahrung des alten Dschungelgängers und vielleicht einer Spur von Zauberei schaffte es der Indio irgendwie, aus ihren Konzentraten eine Mahlzeit zuzubereiten, die nicht nur ihren Hunger stillte, sondern sogar schmeckte. Der volle Magen hätte Flinx sofort einschlafen lassen sollen. Statt dessen ertappte er sich dabei, wie er wach dalag, Pocomchi beim Schnarchen zuhörte und zum Himmel starrte. Das Ärgerliche war nur, daß dem Gewicht in seinem Magen nicht ein vertrautes Gegengewicht auf seiner Schulter gegenüberlag. Schließlich mußte er ein Schlafmittel nehmen, um wenigstens in unbequemen Schlummer fallen zu können. Der Morgen kam mit sorgenvoller Hoffnung, die jedoch gleich wieder verblaßte. Die Minidrachs waren nicht zurückgekehrt. Stumm brachen sie das Lager ab und marschierten weiter.
Pocomchi versuchte seinen Begleiter aufzuheitern, indem er ihm interessante Angehörige der Flora und Fauna zeigte, wenn sie daran vorüberkamen. Normalerweise hätte Flinx gespannt zugehört. Jetzt nickte er nur oder brummte gelegentlich eine kurze Bemerkung. Selbst Pocomchis Schilderungen der Tempelarchitektur rissen ihn nicht aus seiner Lethargie.
Inmitten einer Gruppe konzentrisch angeordneter Steinkreise hielten sie inne, um zu Mittag zu essen. Eine fünf Meter hohe Metallsäule inmitten der Kreise lieferte den Schatten. Sie wurde an allen vier Seiten von vertrauten Metallstreben gestützt. Die Säule selbst, von versteinerten Gewächsen und Schleim verkrustet, war an manchen Stellen stark korrodiert.
»Das ist ein Springbrunnen«, erklärte Pocomchi, während sie zu Mittag aßen. Er wies auf den Turm und die sich langsam zum Boden hin senkenden Steinkreise, die sie umgaben. »Ich vermute, daß wir inmitten einer Anzahl heiliger Teiche sind, die früher einmal von der Stadtbevölkerung für religiöse und andere Zeremonien verwendet wurden. Wenn das unterirdische Mimmisompo so wie alle anderen Städte auf Alaspin gebaut ist, ist das Wasser für diesen Brunnen unter der Erde hierher geleitet worden. Vermutlich durch Metallrohre.« Sein Finger griff in den Wasserstrahl. »Er schoß aus der Düse an der Spitze und fiel seitlich herunter, rann über die kunstvoll bearbeiteten Seiten und floß schließlich von einem Teich in den nächsten.« Er lehnte sich vor und biß von seiner Konzentratstange ab.
»Das leichte Gefälle der Teiche deutet darauf hin, daß der Ablauf in etwa hier ist.« Er deutete auf die Stelle. »Siehst du die geschnitzte Bank? Sie war für die Priester gedacht - die konnten dort sitzen und die Wasser segnen, die aus der Zisterne kamen. Auf der rechten Seite der Bank sollte ein... «
Plötzlich verstummte er und beugte sich angespannt nach vorne.
Flinx spürte ein geistiges Knistern von seinem Begleiter ausgehen und starrte in dieselbe Richtung. »Ich sehe nichts. Was ist denn?« flüsterte er.
Pocomchi stand auf und gestikulierte. »Da, was ist das?«
Flinx konnte immer noch nichts sehen.
Der Indio ging vorsichtig auf die Zisterne zu und stieg von einer Stufe auf die nächste. Als er die steinerne Bank erreichte, beugte er sich über die letzte Mauer und wandte sich zu Flinx um. Seine Stimme klang seltsam angespannt.
»Hier liegen Tote«, sagte er ungläubig.
8
Die Überreste seiner Konzentratstange hingen Flinx wie vergessen aus der Hand, als er über die Mauer der Zisterne spähte. Auf der rechten Seite der heiligen Bank lagen nebeneinander hingestreckt drei Leichen. Ihre Kappen fehlten, und ihre schwarzen Anzüge waren zerfetzt. Zwei Männer und eine
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