Der Kollapsar
brüllte die Gestalt sie an, mit einer Stimme, die eher amüsiert als besorgt klang. Und die Mündung seiner titanenhaften Waffe beschrieb einen Halbkreis, worauf ein weiterer armdicker Strahl Bäume und Eingeborene in Brand setzte. »Ein bißchen fix, ihr beiden! Die sind bald über ihren ersten Schrecken weg.«
Pocomchi sprang auf und rannte los; Flinx dicht hinter ihm, um Felsen und Büsche herum und mit langen Sätzen über gestürzte Baumstämme springend. Hin und wieder drehte der eine oder der andere sich um und feuerte einen Schuß auf die Pfeilschützen zwischen den Bäumen. Ab hielt mühelos mit ihnen Schritt, wenn Flinx auch ständig aufpassen mußte, daß er nicht stehenblieb, weil irgendeine Blume oder ein Insekt das einfältige Geschöpf ablenkte.
Während sie rannten, stand die hünenhafte Gestalt vor ihnen auf einer kleinen Anhöhe und feuerte in das Rudel vor Wut heulender Otoiden. Sie hatten ihn inzwischen fast erreicht. Flinx hetzte die zerbröckelnden Überreste einer Steintreppe hinauf, rechts von ihm rannte Pocomchi. Die Mauer schien eine Million Meilen hoch.
Und oben stand ihr Retter. Aus der Nähe gesehen wirkte er noch riesenhafter als aus der Ferne. Sein weißes Haar flatterte in der warmen Brise. Sein Gesicht glich dem eines Hofnarren und eines irren Propheten zugleich. Obsidianfarbene Augen, gebräunte Haut, ein spitzes Kinn - und darüber ein Schnabel von einer Nase, auf die jeder Raubvogel stolz gewesen wäre. Sie ragte wie ein Rammbock aus seinem Gesicht.
Seine Hosen von auffälligem Moosgrün steckten in hohen Stiefeln. Auf seinem nackten Oberkörper, der mit einem pelzartigen Gewirr aus weißem Haar wie Stahlwolle bedeckt war, kreuzten sich die Tragriemen seines Strahlers und der mächtigen dazugehörigen Batterieanlage. Auch seine Arme waren dicht mit diesem Pelz bewachsen. Obwohl sie im Umfang Flinx Schenkel bei weitem übertrafen, bewegte der Mann sich doch mit der erstaunlichen Behendigkeit eines Gorillas.
Ein Fluch ertönte, und Flinx wandte sich zu dem Indio um. Ein kleiner gefiederter Schaft zitterte in Pocomchis Hüfte. Der Indio rutschte ab, seine Finger krallten sich in das glatte Gestein. Er rutschte ab und stürzte, eine Blutspur auf dem weißen Stein hinterlassend.
Flinx konnte Pocomchi gerade noch rechtzeitig am Hemd packen, um seinen Sturz zu bremsen.
»Schneller, verdammt nochmal!« schrie der Hüne zu ihnen herunter. »Die haben ihren ersten Schreck überwunden. Jetzt sind sie wild, jeden Augenblick kommen mehr von ihnen.«
»Mein Freund ist verwundet!« rief Flinx zu ihm hinauf.
»Es geht schon«, sagte Pocomchi mit zusammengebissenen Zähnen. Er und Flinx wechselten Blicke, dann rannten sie den Rest des Weges zur Mauerkrone hinauf.
Irgendwie brachte der Riese über ihnen es fertig, den mächtigen Strahler mit einer Hand zu halten. Sein anderer an einen Baumstamm erinnernder Unterarm senkte sich, und seine mächtige Pranke packte Pocomchi am Hemd. Zum Glück hielt der Stoff, während Pocomchi den letzten Meter bis zur Mauerkrone förmlich flog.
Flinx kletterte neben ihm in die Höhe.
Pocomchi trat einen Schritt vor, und sein Gesicht verzerrte sich schmerzhaft, als er den Pfeil aus dem Bein riß.
»Wir müssen zum Tempel zurück«, dröhnte der Hüne und gab wieder einen Feuerstoß aus seiner Waffe ab. Dann sah er Flinx an. »Ich kann uns nicht gleichzeitig damit Feuerschutz geben und ihn tragen.«
Anstelle einer Antwort schob Flinx den rechten Arm zwischen Pocomchis Beinen durch und packte ihn am rechten Schenkel. Dann nahm er den rechten Arm des Indios in die linke Hand, beugte sich vor, richtete sich auf und schwang sich den dunkelhäutigen Prospektor auf die Schultern.
»Ich komme schon mit ihm zurecht«, erklärte Flinx dem Hünen. Beide ignorierten Pocomchis Einwände. »Sie brauchen mir bloß den Weg zu zeigen.«
Eine Reihe weißer Zähne blitzte unter der unglaublichen Nase auf. »Ihr beiden habt denen einen verdammt guten Kampf geliefert, Jungchen. Vielleicht schaffen wir es alle drei bis zum Tempel, ohne aufgespießt zu werden.«
Während die Waffe des Riesen die Verfolger auf respektvolle Distanz zurückdrängte, arbeiteten sie sich in den scheinbar undurchdringlichen Dschungel hinein. Flinx spürte das Gewicht auf seinem Rücken kaum.
Einige Male, als es schien, als versperrte ihnen eine unpassierbare Wand aus Buschwerk und Schlingpflanzen den Weg, wies der Riese nach links oder rechts, und Flinx entdeckte jedesmal eine Spalte vor sich,
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