Der Kollapsar
entweder die Sekundärhaut Abs ungewöhnlich zäh war oder daß der Kleine über irgendeinen inneren Mechanismus verfügte, der jede Wunde sofort abdichtete. Vielleicht auch beides.
Aber die bemerkenswerte Physiologie des Exoten würde er später studieren können. Das heißt - falls es ihnen gelang zu entkommen.
Pocomchi hatte sich niedergekniet und seinen Strahler auf die nahen Bäume gerichtet. Er rief Flinx wütend zu: »Worauf wartest du eigentlich, Flinx? Eine gedruckte Einladung? Oder hast du Lust, daß deine Augen in einen Otoidenkochtopf wandern?«
Flinx schloß sich Pocomchi an. Beide zogen sie sich in die Deckung von ein paar umgestürzten Baumstämmen und Überresten von Mauerwerk zurück. Hin und wieder sahen sie undeutlich schemenhafte Gestalten zwischen den Bäumen. Jedesmal, wenn Pocomchi eine solche Bewegung entdeckte, feuerte er.
Pfeile prallten klirrend von den Steinen rings um sie ab oder bohrten sich klatschend in die dicken Stämme. Hin und wieder riskierte es Flinx, einen Pfeil abzubekommen, und richtete sich auf, um Ab in Deckung zu ziehen. Der murmelnde Exote schien zwar nicht unter den Pfeilen zu leiden, Flinx hatte jedoch keine Ahnung, ob nicht sein Körper vielleicht seine Immunität allmählich verlor. Ab rollte sich zur Seite, brachte es irgendwie fertig, die Pfeile abzuschütteln und murmelte unsinniges Zeug vor sich hin, offenbar ohne die Schlacht auch nur wahrzunehmen.
»Wie viele sind das wohl?« fragte Flinx und duckte sich, als ein Pfeil mit Bronzespitze ganz in der Nähe seines Kopfes funkensprühend von einem Felsen abprallte.
Pocomchi richtete sich auf, gab einen Feuerstoß ab und duckte sich wieder. »Keine Ahnung. Niemand weiß, wie zahlreich die Otoiden sind. Die Xenobiologen wissen nicht einmal genau, wie sie sich fortpflanzen. Und wie du ja wahrscheinlich schon vermutest, sind sie Besuchern gegenüber nicht gerade freundlich.«
Wieder gab er einen Feuerstoß aus seinem Strahler ab. Flinx spähte über die Wand, hinter der er Deckung gefunden hatte und sah eine wild gestikulierende Gestalt aus den Zweigen herausfallen. Dann vernahm er ein Krachen in der Ferne, als der Eingeborene auf den Boden aufprallte. Ohne ihren Pfeilhagel auf die drei Eindringlinge einzustellen, fuhren die Otoiden fort, untereinander zu schnattern. Flinx konnte nicht entscheiden, ob diese Konversation Aufmunterung für die eigenen Reihen darstellte oder zur Beleidigung der Feinde gedacht war. Es schien, als beobachteten sie Hunderte von grünen Augen zwischen den Bäumen. Er begann sich damit abzufinden, daß er ebenso wie die meisten Menschen den Ort und die Art seines Todes nicht würde selbst bestimmen können.
Er überlegte, was die Eingeborenen wohl mit den Augen toter Menschen anstellten. Und während er noch darüber nachdachte, hörte er ein zischendes Geräusch in der Luft. Ein blauer Energiestrahl, wesentlich dicker als die aus ihren eigenen kleinen Handstrahlern, zog über Flinx' Kopf dahin. Er schlug mit vernichtender Gewalt dort ein, wo die Eingeborenen am dichtesten konzentriert waren. Entsetztes Brüllen und Schreien drang an ihr Ohr, während ein riesiger Baum, der wie eine Kreuzung zwischen einem immergrünen Nadelgehölz und einer Kokospalme aussah, umstürzte und zwischen die versteckten Otoiden prasselte. Flinx sah, daß der blaue Strahl den Stamm glatt durchschnitten hatte. Ein zweiter Feuerstoß blauer Vernichtung zischte über ihnen hinweg, fraß sich durch Blätter und Vegetation und eine ganze Gruppe wütender Eingeborener. Doch diese schreckliche Demonstration moderner Waffentechnik verscheuchte die Otoiden keineswegs, wenn auch der Hagel von gelbbraunen Pfeilen spürbar schwächer wurde.
Flinx drehte sich zur Seite und rief in die Richtung, aus der die beiden Schüsse gekommen waren. »Wer ist da?«
Er und Pocomchi starrten gespannt den Weg hinunter. Eine Gestalt trat zwischen den Büschen hervor, die einen Energiestrahler in den Händen hielt, der fast so groß wie Flinx war. Flinx erkannte, daß es sich um ein schweres Armeemodell handelte, das vermutlich dazu bestimmt war, auf einem Dreibein montiert zu werden. Aber irgendwie gelang es dem Besitzer nicht nur, die schwere Waffe zu halten, sondern sie auch noch zu bedienen. Eine improvisierte Schlinge verteilte dabei den größten Teil ihres Gewichtes auf die Schultern des Mannes.
Und der Bursche selbst war so groß wie zwei Männer zusammengenommen. Seine Stimme paßte durchaus zu seiner Größe. »Hierher!«
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