Der Kollapsar
verkündete Flinx hünenhafter Retter. »Ich hab' mir schon gedacht, daß sie irgendwo in der Nähe sein muß. Zum Glück hat sie den Lärm gehört.« Er erhob sich zu seiner ganzen Größe. »Sie wird uns Deckung geben. Kommt!« Er bewegte sich auf den Tempeleingang zu, rannte mit mächtigen Sprüngen, die Flinx an die Topper erinnerten, die sie kürzlich überflogen hatten.
Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, und er merkte, wie er weiter und weiter zurückblieb. Jeden Augenblick erwartete er den scharfen Schmerz einer Metallspitze, die sich ihm ins Bein oder ins Kreuz bohrte. Aber jedesmal, wenn ein Otoide sich erhob, um einen Schuß auf die Fliehenden abzugeben oder sich näher an sie heranzuarbeiten, hüllte ihn eine karminfarbene Energiekugel ein, und er verschwand in einer Flammenzunge.
Jetzt merkte er, daß der Weg nach abwärts führte, und sah, daß er den Tempel erreicht hatte. Er war am Ende der Treppe angelangt und bewegte sich wieder auf ebenem Felsboden. Etwas donnerte hinter ihm. Einen Augenblick lang erfaßte ihn Panik, aber das Geräusch kam von einer improvisierten Holztür, die sich krachend hinter ihnen geschlossen hatte.
Seine Augen hatten sich schnell dem etwas schwächeren Licht im Tempelinneren angepaßt. Kleine, offenbar batteriebetriebene Lampen hingen an der Decke oder waren an Felsvorsprüngen befestigt. Sie erreichten das Ende des Eingangstunnels und traten in einen hell erleuchteten Raum. Hier waren die Wände mit Reihen von herrlichen Schnitzereien verziert, mit Mosaiken aus Metall und Stein, die sich mit Fresken abwechselten, die Szenen aus der Antike von Alaspin darstellten.
Flinx hatte nur wenig Zeit, seine Umgebung zu bewundern, als er erschöpft zu Boden sank und es gerade noch schaffte, Pocomchi vorsichtig abzusetzen. Ab schlenderte zu einem Haufen ausgegrabener Steine und begann sie zu untersuchen.
Der Mann, der sie wenigstens für den Augenblick in Sicherheit gebracht hatte, rannte drei Stufen auf einmal nehmend zu einer Galerie hinauf, die den Saal oben umgab. Das Geländer, welches die Galerie abgrenzte, bestand ebenfalls aus behauenem Stein. Die Galerie lag gute drei Stockwerke über dem Boden des Saales.
Flinx sah, wie der Riese sich einer anderen, in der Ferne nur undeutlich zu erkennenden Gestalt näherte und kurz mit ihr redete. Dann wandte er sich um und rief zu Flinx herunter, wobei seine Worte halb vom Echo verschluckt wurden.
»Keine Angst, Jungchen, die haben jetzt aufgegeben. Sie werden ihre Verluste zählen, den Toten die Augen nehmen und sich eine Weile mit ihren Zeremonien beschäftigen. Dann werden sie beschließen, was zu tun ist.«
»Die werden doch sicher nicht eine so gute Befestigung wie diesen Tempel angreifen«, rief Flinx zu ihm hinauf. Die dicken Steinmauern machten ihn zuversichtlich. »Nicht bei den Waffen, die Sie haben«, schloß er und wies auf den Strahler, den der Mann gegen die Steinmauer gelehnt hatte.
»Verlaß dich lieber nicht darauf, auch morgen noch sicher zu sein«, meinte der Mann freundlich, während er die Treppe herunterkam. Er deutete auf die Waffe. »Ein vernünftiger Homanx würde sich nicht mit einer Mark Twenty einlassen, aber die sind weder vernünftig, noch Menschen oder Thranx, Junge. Sie sind primitiv, und primitive Leute haben immer mehr Mut als Verstand. Außerdem glaubt jeder von ihnen wahrscheinlich, daß die Götter ihn im nächsten Leben bevorzugen, wenn er in der Schlacht stirbt. Wenigstens...«, schränkte er mit einem bescheidenen Augenzwinkern ein, »ist das meine Theorie.«
»Sind Sie Anthropologe?« fragte Flinx interessiert.
Ein dröhnendes Lachen erfüllte den Saal, hallte von den Wänden wider und füllte jede Nische und jeden Mauervorsprung mit monumentaler Freude. Während der Mann Flinx' Frage genoß, nahm sich der Junge die Zeit, die Vorräte zu überprüfen, die sorgfältig aufgestapelt an den Wänden lagen. Es gab hier auch eine mächtige Matratze, ein Ladegerät und einen kompakten Autokoch, komplett mit Feuchtigkeitskondensator. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß dies ein gut organisiertes effizientes Lager für einen längeren Aufenthalt war.
»Ich nicht, Jungchen«, erwiderte der Mann schließlich, nachdem er sich wieder in der Gewalt hatte. »Für mich ist die Wissenschaft ein Hobby, kein Gewerbe.« Er wandte sich um und winkte der Gestalt zu, die an der hohen Galerie am Fenster stand. »Komm runter, Isili! Sonnenuntergang. Du weißt, daß die uns heute nicht mehr
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