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Der Koloss - Gedichte

Der Koloss - Gedichte

Titel: Der Koloss - Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Kiefernrinde gesickert.
    Die Sparren und Stützen des Körpers tragen
    Noch Karakul-Kohle. Ich kann nicht sagen,
    Wie lang dies Skelett schon zusammensackt
    Unterm Abfall der Sommer, schwarzblättrigen Herbsten.
    Nun schmeicheln sich kleine Kräuter mit weichen
    Wildleder-Zungen zwischen die Knochen.
    Sein Panzer, seine gestürzten Steine
    Sind eine Promenade für Grillen.
    Ich piekse und spähe wie ein Arzt
    Oder Archäologe zwischen Eisen-
    Innereien, Emaillebecken,
    Die Spiralen und Röhren, die es am Laufen hielten.
    Das kleine Tal frisst, was es einst fraß.
    Und doch rinnt das Sekret des Frühlings
    Klar wie eh und je aus dieser
    Kaputten Kehle, von der sumpfigen Lippe.
    Es fließt ab unterm grünen und weißen
    Geländer einer Brücke mit Hängerücken.
    Darüberlehnend begegne ich einer
    Blauen und unwirklichen Person,
    Gerahmt in ein Flechtwerk aus Lampenputzern.
    Oh, sie ist anmutig und streng,
    Wie sie dort liegt unter dem tonlosen Wasser!
    Das bin nicht ich, das bin nicht ich.
    Kein Tier verkommt auf ihrer grünen Schwelle.
    Und wir werden niemals eindringen dort,
    Wo die Dauerhaften haushalten.
    Jener Strom, der uns drängt,
    Ist weder nahrhaft noch heilsam.

Sculptor
    For Leonard Baskin
    To his house the bodiless
    Come to barter endlessly
    Vision, wisdom, for bodies
    Palpable as his, and weighty.
    Hands moving move priestlier
    Than priest's hands, invoke no vain
    Images of light and air
    But sure stations in bronze, wood, stone.
    Obdurate, in dense-grained wood,
    A bald angel blocks and shapes
    The flimsy light; arms folded
    Watches his cumbrous world eclipse
    Inane worlds of wind and cloud.
    Bronze dead dominate the floor,
    Resistive, ruddy-bodied,
    Dwarfing us. Our bodies flicker
    Toward extinction in those eyes
    Which, without him, were beggared
    Of place, time, and their bodies.
    Emulous spirits make discord,
    Try entry, enter nightmares
    Until his chisel bequeaths
    Them life livelier than ours,
    A solider repose than death's.

Bildhauer
    Für Leonard Baskin
    In sein Haus kommen die Körperlosen,
    Um unaufhörlich Weisheit, Weitsicht
    Gegen Körper einzutauschen,
    Greifbar wie seiner, und von Gewicht.
    Hände bewegen sich, priesterlicher
    Als Priesterhände, beschwören keine leeren
    Bilder aus Licht und Luft, sondern sichere
    Positionen in Bronze, Holz, Stein.
    In dichtporigem Holz, hartgesotten,
    Blockiert und formt das dünne Licht
    Ein kahler Engel; mit verschränkten Armen
    Guckt er zu, wie seine klobige Welt
    Nichtige Welten aus Wind und Wolken verfinstert.
    Bronzene Tote beherrschen den Boden,
    Widerständig, rostrotbeleibt,
    Uns verzwergend. Unsere Körper flackern
    Der Auslöschung entgegen in jenen
    Augen, die um Ort und Zeit gebracht
    Wären, und ihre Körper, ohne ihn.
    Gierige Geister säen Zwietracht,
    Probieren ein Eindringen, kommen als Nacht-
    Mare, bis ihnen ein Leben lebendiger
    Als unseres sein Meißel vermacht,
    Mehr als die Ruhe des Todes, beständiger.

Poem for a Birthday
    1
    Who
    The month of flowering's finished. The fruit's in,
    Eaten or rotten. I am all mouth.
    October's the month for storage.
    This shed's fusty as a mummy's stomach:
    Old tools, handles and rusty tusks.
    I am at home here among the dead heads.
    Let me sit in a flowerpot,
    The spiders won't notice.
    My heart is a stopped geranium.
    If only the wind would leave my lungs alone.
    Dogbody noses the petals. They bloom upside down.
    They rattle like hydrangea bushes.
    Mouldering heads console me,
    Nailed to the rafters yesterday:
    Inmates who don't hibernate.
    Cabbageheads: wormy purple, silver-glaze,
    A dressing of mule ears, mothy pelts, but green-hearted,
    Their veins white as porkfat.
    O the beauty of usage!
    The orange pumpkins have no eyes.
    These halls are full of women who think they are birds.
    This is a dull school.
    I am a root, a stone, an owl pellet,
    Without dreams of any sort.
    Mother, you are the one mouth
    I would be a tongue to. Mother of otherness
    Eat me. Wastebasket gaper, shadow of doorways.
    I said: I must remember this, being small.
    There were such enormous flowers,
    Purple and red mouths, utterly lovely.
    The hoops of blackberry stems made me cry.
    Now they light me up like an electric bulb.
    For weeks I can remember nothing at all.

Gedicht für einen Geburtstag
    1
    Wer
    Der Blütemonat ist vorbei. Die Frucht ist eingebracht,
    Verzehrt oder verfault. Ich bin ganz Mund.
    Oktober ist der Monat für Einlagerung.
    Dieser Schuppen ist muffig wie ein Mumienmagen.
    Altes Gerät, Griffe und

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