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Der Koloss - Gedichte

Der Koloss - Gedichte

Titel: Der Koloss - Gedichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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rostige Zähne.
    Ich bin hier zu Hause zwischen den toten Köpfen.
    Lass mich in einem Blumentopf sitzen,
    Die Spinnen merken es nicht.
    Mein Herz ist eine welke Geranie.
    Wenn bloß der Wind meine Lungen in Ruhe ließe.
    Hundejemand beschnüffelt die Blütenblätter. Sie blühen kopfüber.
    Sie rasseln wie Hortensienbüsche.
    Modernde Köpfe trösten mich,
    Gestern an die Dachsparren genagelt:
    Hausgenossen, die nicht überwintern.
    Kohlköpfe: wurmiges Purpur, Silberglasur,
    Ein Aufputz aus Maultierohren, mottigen Fellen, doch grünherzig,
    Ihre Adern weiß wie Schweinefett.
    Oh, die Schönheit des Gebrauchs!
    Die orangenen Kürbisse haben keine Augen.
    Diese Hallen sind voll von Frauen, die glauben, sie seien Vögel.
    Dies ist eine öde Schule.
    Ich bin eine Wurzel, ein Stein, ein Eulengewölle,
    Ohne Träume irgendwelcher Art.
    Mutter, du bist der eine Mund,
    Zu dem ich eine Zunge wäre. Mutter der Andersheit,
    Verschling mich. Abfallkorbgaffer, Schatten im Eingang.
    Ich sagte: ich muss mich erinnern, wie es ist, klein zu sein.
    Es gab so gewaltige Blumen,
    Purpurne und rote Münder, äußerst reizvoll.
    Die Reifen der Brombeerstängel brachten mich zum Heulen.
    Jetzt lassen sie mich aufleuchten wie eine Glühbirne.
    Wochenlang fällt mir gar nichts mehr ein.

2
    Dark House
    This is a dark house, very big.
    I made it myself,
    Cell by cell from a quiet corner,
    Chewing at the grey paper,
    Oozing the glue drops,
    Whistling, wiggling my ears,
    Thinking of something else.
    It has so many cellars,
    Such eelish delvings!
    I am round as an owl,
    I see by my own light.
    Any day I may litter puppies
    Or mother a horse. My belly moves.
    I must make more maps.
    These marrowy tunnels!
    Moley-handed, I eat my way.
    All-mouth licks up the bushes
    And the pots of meat.
    He lives in an old well,
    A stony hole. He's to blame.
    He's a fat sort.
    Pebble smells, turnipy chambers.
    Small nostrils are breathing.
    Little humble loves!
    Footlings, boneless as noses,
    It is warm and tolerable
    In the bowel of the root.
    Here's a cuddly mother.

2
    Dunkles Haus
    Dies ist ein dunkles Haus, sehr groß.
    Ich habe es selbst gemacht,
    Zelle für Zelle aus einer stillen Ecke heraus,
    Kaute herum auf dem grauen Papier,
    Sonderte Leimtropfen ab,
    Pfiff, wackelte mit den Ohren,
    Dachte an etwas anderes.
    Es hat so viele Keller,
    Solch aalige Höhlungen!
    Ich bin rund wie eine Eule,
    Ich sehe mit meinem eigenen Licht.
    Jeden Tag könnte ich Welpen werfen
    Oder Pferdemutter werden. Mein Bauch bewegt sich.
    Ich muss mehr Karten machen.
    Diese markigen Tunnel!
    Maulwurfshändig grabe ich mich hindurch.
    All-Maul schleckt die Sträucher leer
    Und die Fleischtöpfe.
    Er lebt in einem alten Brunnen,
    Einem steinigen Loch. Er ist schuld.
    Er ist von feister Art.
    Kieselgerüche, Rübenkammern.
    Winzige Nüstern atmen.
    Kleine bescheidene Lieblinge!
    Dummerchen, knochenlos wie Nasen,
    Es ist warm und annehmbar
    Im Eingeweide der Wurzel.
    Hier ist eine kuschlige Mutter.

3
    Maenad
    Once I was ordinary:
    Sat by my father's bean tree
    Eating the fingers of wisdom.
    The birds made milk.
    When it thundered I hid under a flat stone.
    The mother of mouths didn't love me.
    The old man shrank to a doll.
    O I am too big to go backward:
    Birdmilk is feathers,
    The bean leaves are dumb as hands.
    This month is fit for little.
    The dead ripen in the grapeleaves.
    A red tongue is among us.
    Mother, keep out of my barnyard,
    I am becoming another.
    Dog-head, devourer:
    Feed me the berries of dark.
    The lids won't shut. Time
    Unwinds from the great umbilicus of the sun
    Its endless glitter.
    I must swallow it all.
    Lady, who are these others in the moon's vat –
    Sleepdrunk, their limbs at odds?
    In this light the blood is black.
    Tell me my name.

3
    Mänade
    Einst war ich normal:
    Saß bei meines Vaters Bohnenbaum [ 9 ] ,
    Aß die Finger der Weisheit.
    Die Vögel machten Milch.
    Donnerte es, versteckte ich mich unter einem flachen Stein.
    Die Mutter der Münder liebte mich nicht.
    Der alte Mann schrumpfte zu einer Puppe.
    Ach, ich bin zu groß, um zurückzugehen:
    Vogelmilch sind Federn,
    Die Bohnenblätter sind stumm wie Hände.
    Dieser Monat taugt zu kaum was.
    Die Toten reifen in den Weinblättern.
    Eine rote Zunge ist unter uns.
    Mutter, bleib weg von meinem Hof,
    Ich werde eine andere.
    Hundekopf, Vertilger:
    Füttere mich mit den Beeren des Dunkels.
    Die Lider schließen sich nicht. Zeit
    Wickelt vom großen Nabel der Sonne
    Ihr endloses Gleißen ab.
    Ich muss

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