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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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An
Dr. Hasenpfeffers Ratschlägen gab es anscheinend nichts zu kritisieren.
    »Ich lasse den Ring
einen halben Meter in die Erde ein, sodass der Komet drinnen zu liegen kommt«,
erklärte Birnbaum, während er einen Spaten aus dem Wagen holte. »Dann hänge ich
das Gitter davor und schließe es ab. Mit einem Vorhängeschloss. Und der
Schlüssel zu diesem Schloss befindet sich in meiner Tasche.«
    »Ist das auch ein
Ratschlag von dem Anwalt?«
    Birnbaum zuckte die
Achseln. »Er meinte, man müsse auf Nummer sicher gehen. Sie können ja die
Monika Schwalbe fragen, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Ich glaube Ihnen
schon«, sagte der Sperling und streckte sich. »Hätte ich das früher gewusst,
wäre ich nach München zurückgefahren. Dann sind die Nachtwachen nun wohl
überflüssig.«
    »In der Hütte können Sie
ja trotzdem noch schlafen. Fahren Sie doch nach Palling rein, ein Bier trinken,
während ich das hier erledige.«
    Der Sperling nickte und
ging zu seinem Flitzer, der neben der Hütte parkte. Birnbaum begann, einen
kleinen Graben auszuheben. Mit halbem Ohr hörte er noch den startenden Motor.
Er senkte das Betonteil in den Boden, füllte die Erde wieder auf und trat sie
ordentlich fest. Bevor er den Rost in die Scharniere hängte, putzte er den
Meteoriten noch einmal mit seinem Taschentuch blank.
    »Du bist vielleicht ein
Drecksding«, murmelte er. »Bringst mir nichts als Ärger.«
    Vielleicht wäre es nicht
verkehrt, an dem Gitter eine Beleuchtung anzubringen. Eine kleine Lichterkette
vielleicht, die mit Batterie funktionierte. Dann könnte man nach Bedarf den
Meteoriten beleuchten. Präsentation war wichtig. Damit wäre die Sache schon
beinahe ausstellungsreif. Vielleicht lag in der Scheune sogar noch eine
Lichterkette, beim Weihnachtsschmuck, der das ganze Jahr über in einem alten
Koffer schlummerte. Gleich morgen würde er nachschauen gehen.
    Birnbaum hatte sich
angewöhnt, wieder die alte Armbanduhr seines Vaters zu tragen, die jeden Tag
aufgezogen werden musste. Die Wirkungskraft des Meteoriten schien sich auf
elektrische Ströme zu beschränken, die Uhr vom Vater schlug ihm ein
Schnippchen. Es war schon dreiviertel zehn durch, aber natürlich noch hell, wie
es sich für die Jahreszeit gehörte. Die Sonne verzog sich rosig hinter
Lämmerwolken. Birnbaum drückte sein Kreuz durch. Der Sperling war noch nicht
zurück. Er packte den Spaten wieder in den Kofferraum, dachte an das gelb-weiße
Jäckchen, das in den Händen seiner Frau entstand, und lächelte. Das Leben
konnte so einfach sein.

Teil 2

1
    »Xavi, wach auf!«
    Birnbaums Schädel
brummte. Nachdem gestern der Meteorit hinter Schloss und Riegel gelegt war,
hatte er im Heck des Wagens zufällig noch eine halbe Flasche Schnaps gefunden.
So verabschiedete er droben auf dem Acker gut gelaunt noch die Sonne, begrüßte
den Mond und philosophierte über das Leben im Allgemeinen. Tobias, die kleine
Linda, Maria, deren Augen strahlten, die Schwalbe, der Mayer und der Huber und
der Machandel, und natürlich der Komet, alle waren sie an seinem geistigen Auge
vorbeigezogen. Und ehe er sich versah, hatte die Welt begonnen, sich zu drehen,
und er hatte die Flasche mit dem Rest irgendwo auf dem Acker stehen lassen.
    »Xaver! Hörst du nicht!«
    »Was ist denn?«, brummte
er und verkroch sich unter die Decke. Es war längst hell, die Morgensonne, die
durch den schneeweißen Tüll vorm Fenster drang, blendete ihn.
    »Hörst du nicht die
Sirenen?« Marias Stimme war etwas schrill, wie immer, wenn sie aufgeregt war.
    Birnbaum zog sich die
Decke von den Ohren. »Ich höre nichts …«
    »Jetzt sind sie gerade
vorbei! Das waren Polizeiwagen, mindestens ein halbes Dutzend. Vom
Küchenfenster hab ich die blauen Lichter gesehen. Ich glaube, die sind zu
unserm Acker raufgefahren.«
    »Was?« Birnbaum setzte
sich auf und wischte sich die Haare aus der Stirn. »Wie spät ist es denn?«
    »Gleich halb neun. Ich
hab schon den ganzen Kuhstall fertig.«
    Wieder zwickte ihn das
Gewissen. Die arme, fleißige Maria. Und er, der Nichtsnutz und Trunkenbold …
Dann klangen erneut Sirenen durchs Fenster, das Maria aufgerissen hatte, und
Birnbaum sprang aus dem Bett.
    »Kruzifix, du hast
recht! Die fahren tatsächlich zum Acker!«
    In weniger als zwanzig
Sekunden hatte er sich Hemd und Hose übergezogen und war in die Schuhe
gesprungen, an denen noch Erde klebte.
    »Willst du keinen
Kaffee?«, rief seine Frau hinter ihm her.
    Aber er war schon zur
Tür hinaus und klemmte sich

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