Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
Vom Netzwerk:
hatte, als der Xaver ihr zum
Hochzeitstag im Februar wieder ein Halstuch schenken wollte. Nun konnte sie in
den freien Momenten, die ihr zwischen Haushalt und der Arbeit im Stall blieben,
durchs Web surfen. Dabei vergaß sie manchmal ganz die Zeit. Sie verkaufte die
abgelegte Kleidung vom Tobias in einer Internetbörse, las Artikel über
biologischen Landbau und Pestizidrückstände, die sie für den Xaver ausdruckte,
und hatte sich im Forum der bayerischen Landfrauen angemeldet, wo Links zu den
Kulturseiten der gesamten Region inklusive eines umfangreichen Veranstaltungskalenders
zu finden waren.
    Das Laptop summte
gleichförmig. Es dauerte stets eine Weile, bis alle Programme hochgefahren
waren. Maria schloss für einen Moment die Augen. Sie war entsetzlich müde. Ihre
Gedanken zerfaserten. Die Aufregung des Tages hatte die Übelkeit wieder
aufleben lassen. Sie kam in Wellen, ihr ganzer Leib krampfte sich zusammen, so
als wollte er das kleine Leben am liebsten wieder loswerden.
    Vielleicht bin ich doch
zu alt, dachte sie flüchtig und haderte mit sich selbst wegen ihrer geringen
Widerstandsfähigkeit. In ihrer Kehle saß ein Schluchzen. Vor ihrem geistigen
Auge huschte das Lächeln vom Herrn Sperling vorbei.
    Es gab da nämlich eine
Kleinigkeit, die sie für sich behalten hatte. Ein paar Tage vor seinem Tod war
der junge Mann auf dem Hof aufgekreuzt, um nach Monika Schwalbe zu suchen, die
zum verabredeten Zeitpunkt nicht auf dem Acker erschienen war. Auf dem Hof
hatte er sie natürlich auch nicht angetroffen, aber stattdessen war er Maria
begegnet, die gerade im Garten die Wäsche abnahm. Sie hatten ein Weilchen
geplaudert. Er hatte ihr den Wäschekorb ins Haus getragen, und sie hatte ihn
ein Stück von ihrem frisch gebackenen Strudel kosten lassen. Der Xaver wusste
nichts davon, und zwei oder drei Tage lang hatte sie so ein warmes Gefühl in
sich getragen, wie kleine Geheimnisse es manchmal mit sich brachten. Der Xaver
trieb sich ja pausenlos mit der Monika herum, warum also sollte sie nicht mit
dem Herrn Sperling plaudern und einen Kaffee trinken? Vielleicht hatte sie sich
ein wenig in ihn verguckt, in sein jungenhaftes Lächeln und seine blitzenden
Augen. Und es war ja auch völlig harmlos und ohne Bedeutung gewesen. Und jetzt,
wo der Patrick tot war, machte es auch gar keinen Sinn mehr, davon zu erzählen.
    »Ich bin doch wirklich
eine blöde Kuh«, murmelte sie leise.
    Auf dem Computer war
inzwischen der Bildschirmschoner aufgeflackert, ein goldrauschender
Sonnenuntergang am Meer. Maria war noch nie am Meer gewesen. Mit dem Handrücken
wischte sie sich eine Träne weg. Sie hätte der Mutter vom Patrick gern einen Brief
geschrieben, traute sich aber nicht, Monika Schwalbe um die Adresse zu bitten.
    »Was für ein Elend!«,
seufzte sie und klickte die Netzverbindung an. Der Sonnenuntergang verschwand.
    Bislang hatte sie das
Gerenne um den Meteoriten herzlich wenig interessiert. Sie wusste nicht einmal
genau, was ein Meteorit war, und weder der Xaver noch die Monika hatten es für
nötig befunden, es ihr zu erklären. Sie gab das Wort in die Suchmaschine ein.
    »Ein Meteorit ist ein
Festkörper kosmischen Ursprungs, der die Atmosphäre durchquert und den Erdboden
erreicht hat.«
    Diese Kommissarin aus
Traunstein schien nicht dumm zu sein. Sie hatte einen sehr durchdringenden
Blick, wirkte nur manchmal etwas zerstreut. Ihr dünner Assistent mit der Brille
war bestimmt eine fleißige Ameise. Die bestürzten Gesichter vom Xaver und von
der Monika. Ob wirklich ein Wagen den beiden gefolgt war, als sie nach München
fuhren? Vielleicht bildete die Monika sich das nur ein. Die Leute vom Geologischen
Institut nahmen sich sehr wichtig. Aber für wen sonst könnte der Meteorit so
eine Bedeutung haben, dass er nicht einmal vor einem Mord zurückschreckte?
    Maria legte den Kopf ein
wenig schräg. Ihre Denkerhaltung, wie der Tobias es nannte, der ein aufmerksamerer
Beobachter war als ihr Mann. Die Monika hatte den Meteoriten auch mal als
Kometen bezeichnet. Marias Finger klimperten auf dem Tastenbord. »Ein Komet ist
ein kleiner Himmelskörper, der von einer nebeligen Hülle umgeben ist, der
sogenannten Koma. Das auffälligste Kennzeichen ist jedoch der Schweif.«
    Es folgten detaillierte
astronomische und physikalische Angaben, die sie rasch überflog. Im letzten
Absatz wurde es wieder interessanter: »In der Antike und im Mittelalter wurden
Kometen oft als Boten des Unglücks angesehen.«
    Sie schaute aus dem
Fenster. Der

Weitere Kostenlose Bücher