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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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war, und hat die
Langner dumm dasitzen lassen.«
    »Haben wir mit dieser
Dame im Zuge der Befragungen bereits gesprochen?«
    »Ja, haben wir. Ich
erinnere mich an sie. Eine ganz aparte Erscheinung. Sie war auch ausgesprochen
freundlich. Lebt alleine. Sie hat mir sogar noch einen Kaffee angeboten in
ihrer Wohnung, worauf ich aus dienstlichen Gründen aber leider verzichten
musste.«
    Die Kommissarin grinste.
»Vielleicht hätte sie Ihnen auch noch Zucker zum Kaffee angeboten.«
    Bichler nickte. »Genau
das habe ich auch befürchtet. Der Herr Sperling hat sie an dem Abend jedenfalls
ziemlich schnell abblitzen lassen. Die Franzi Michelbauer erwähnte sogar noch,
dass sie sich heimlich gefreut habe, weil die Langner, die immer allen Männern
den Kopf verdrehen wolle, sitzen gelassen worden war. ›Na, Therese, kein Glück
heute?‹, habe sie ihr im Vorbeigehen noch zugeraunt, und die Langner sei ganz
eilig fortgelaufen, um auf ihrem Handy zu telefonieren.«
    Der Kaffee tat seine
Wirkung, und die grauen Zellen der Kommissarin kamen in Schwung. »Das sieht ja
fast so aus, als hätte sie versucht, den Patrick Sperling zu umgarnen und in
Palling festzuhalten, damit sich auf dem Acker jemand ungestört an den
Meteoriten heranmachen kann.«
    »Diesen Gedanken hatte
ich auch, Chefin«, sagte Bichler bescheiden. »Sie konnte ja nicht wissen, dass
der Sperling sich aus Damengesellschaft grundsätzlich nicht allzu viel machte
und dass er auf ihre Avancen so schnell die Flucht ergreifen würde. Ich wollte
die Frau Langner dann gestern noch aufsuchen, um sie erneut zu befragen. Ich
habe auch mehrmals geklingelt. Es hat aber niemand geöffnet.«
    »Dann werden wir es eben
heute noch einmal versuchen und uns diese Frau Langner mal vornehmen«, sagte
Kommissarin Wintersruh und schnappte sich den Wagenschlüssel, ehe ihr Assistent
es tun konnte.

20
    Der Journalist Fred
Gartelmann schien ein viel beschäftigter Mann zu sein.
    »Aber nur eine halbe
Stunde«, sagte er gleich, als Maria ihn am Montag endlich erwischte. »Ich bin
auf dem Sprung nach Höslwang. Dort hat ein Kalb mit zwei Köpfen das Licht der
Welt erblickt. Wir können uns im Gasthaus in Stein treffen, das liegt auf
meinem Weg.«
    Der Gasthof in Stein war
Maria recht, denn dort war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Bekannten
begegnete, nicht so groß. Wenn sie in Palling am frühen Nachmittag mit einem
Fremden in der Bierstube saß, wusste es in fünf Minuten die ganze Gemeinde.
Ihrem Mann sagte sie, dass sie zu Dr. Gruber müsse, zu einer
Routineuntersuchung.
    »Macht er einen
Ultraschall?«, fragte Xaver Birnbaum ganz gespannt. »Und ob man dann schon
sehen kann, was es wird?« Der Gedanke, eine kleine Linda zu bekommen, versetzte
ihn noch immer in Euphorie.
    »Ich glaube nicht«,
lächelte Maria und gab ihm einen Schmatzer auf die stachelige Wange. »Es ist
noch viel zu klein. Im nächsten Monat vielleicht.«
    Sie nahm den Wagen und
brauste davon, während er sich zum hundertsten Male frage, was er oben auf dem
Acker noch Sinnvolles machen könnte, und ob es zu spät oder zu pietätlos sei,
es vielleicht noch mit Winterkartoffeln zu versuchen.
     
    Das Gasthaus zu Füßen
der Burg Stein war um diese Zeit nur schwach besucht. Des schönen Wetters wegen
hatte man Tische und Stühle nach draußen gestellt. Unter einem blau gestreiften
Sonnenschirm saß ein einsamer Mann mit dunkler Brille vor einem Weißbier und
schaute gelangweilt in die Gegend.
    »Herr Gartelmann?«,
fragte Maria. »Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben.«
    »Dann sind Sie die Frau
Birnbaum?«
    Maria nickte. Sie trug
ein weit fallendes Sommerkleid, das alle sich eventuell abzeichnenden Rundungen
verbarg, wie sie glaubte. Als die Bedienung kam, bestellte sie einen Kaffee.
    »Was kann ich also für
Sie tun, Frau Birnbaum?« Gartelmann warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Das Kalb mit den zwei
Köpfen ist sehr wichtig, ja?«, fragte Maria keck.
    »Es bringt mir Lohn und
Brot«, sagte Gartelmann trocken und nahm die Sonnenbrille ab. Seine Haut war
weißlich, er wirkte müde und so, als hätte er in seinem Leben schon bessere
Zeiten gesehen.
    »Dann werde ich Ihre
Zeit nicht überflüssig in Anspruch nehmen und gleich zur Sache kommen.« Maria
zog den Zeitungsausschnitt aus der Handtasche. »Es geht um diesen Bericht und
um dieses Foto, das Sie Ende Mai auf unserem Acker gemacht haben.«
    Gartelmanns
gelangweilter Blick wurde plötzlich munter, ein kleiner Funke der Erkenntnis
blitzte in seinen Augen.

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