Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
»Birnbaum, natürlich! Die Mooshamer-Bäuerin. Tut mir
leid, der Name war mir glatt entfallen. Wie geht es denn in der Angelegenheit?
Von dem Mord an diesem jungen Mann habe ich natürlich gehört, aber da ich zu
der Zeit krank war, nahm sich ein Kollege der Sache an. Ich habe erst hinterher
davon erfahren.«
»Genau deshalb bin ich
hier.«
»Wegen dem Mordfall,
Frau Birnbaum?« Sofort begann er nach dem kleinen Block zu suchen, den er stets
in seiner Jackentasche trug.
»Bitte nicht«, sagte
Maria leise und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich hätte da nur ein paar
Fragen.«
Er lehnte sich zurück
und sah sie erwartungsvoll an.
»Der Herr Sperling war
ein netter Mensch, und ich finde es ganz furchtbar, dass er dort auf unserem
Acker …«, begann Maria etwas umständlich. »Und die Kommissarin aus Traunstein
und ihr Assistent machen nicht wirklich den Eindruck … Kurzum, es gibt da ein
paar Dinge, die mir zu denken geben.«
Sie tippte mit dem
Finger auf eine Stelle im Text, die sie markiert hatte. »Was haben Sie gemeint,
als Sie schrieben ›Wissenschaftler und andere Verrückte‹? War das nur so eine
Phrase, oder gibt es außer den Wissenschaftlern noch jemand anderen, der sich
für den Kometen interessiert?«
»Kann es sein, dass ich
Sie unterschätzt habe, Frau Birnbaum?«, fragte Gartelmann mit halbem Lächeln.
»Da wären Sie nicht der
Einzige«, antwortete Maria gelassen. »Und was meinten Sie mit dem ›Heiligen
Gral‹? Oder war das auch nur so ein markiger Spruch?«
Gartelmann seufzte. »Das
Kalb mit den zwei Köpfen kann ich wohl vergessen.«
Er winkte der Bedienung,
um ein neues Bier zu bestellen. »Das ist eine längere Geschichte, Frau
Birnbaum, und keine sehr angenehme. Und ich habe meine Zweifel, ob Sie sich
damit wirklich belasten sollten.«
»Das lassen Sie nur
meine Sorge sein!«, sagte Maria streng. »Ich kann es nicht leiden, wenn man
mich wie eine dumme Landgans behandelt. Ich habe den Patrick wirklich gemocht,
und mir ist sehr daran gelegen, dass der Täter hinter Gitter kommt. Es darf
doch nicht sein, dass ein Mörder einfach frei herumläuft! Was würde passieren,
wenn er noch einmal versucht, den Kometen zu stehlen? Und wenn sich dann
zufällig jemand anders in der Nähe befindet, wird der dann auch erschlagen? Das
werde ich zu verhindern wissen, Herr Gartelmann, verlassen Sie sich drauf!«
»Ich meinte auch nur,
dass es keine erbaulichen Dinge sind, die Sie von mir zu hören kriegen werden.
In unserem schönen Chiemgau gibt es nämlich ein paar dunkle Flecken, die
niemand gern sehen will und die von gewissen Leuten immer schön in die
hinterste Ecke gekehrt werden. Und dort können sie dann blühen und sich
ausbreiten wie ein Schwamm.«
»Hier auf dem Foto ist
jemand, den ich kenne.« Maria holte die Lupe hervor, die sie vorsichtshalber
eingesteckt hatte. »Und zwar ganz da hinten, am Waldrand. Die Frau mit den langen
Haaren. Das ist die Langner Therese aus Palling.«
»Ja und? Es sind doch
sicher mehr Menschen aus Palling zu sehen.«
»Aber ausgerechnet die
Langner!«
»Warum, was ist denn mit
der?«
Maria senkte die Stimme.
»Das bleibt unter uns, ja? Ich will es nicht morgen in der Zeitung lesen.« Sie
hielt ihm die Hand hin und blickte ihn gerade an. Er schlug ein.
»Die Therese Langner ist
so etwas wie die Hexe von Palling. Das ist natürlich ein Schmarrn. Aber ich
weiß, dass mindestens zwei Dutzend Frauen aus der Gegend sich von ihr die
Karten legen und aus der Hand lesen lassen. Und nun schleicht sie mir seit
Wochen hinterher, versucht mich auszuhorchen. Ich glaube, sie will mir den
Kometen abschwatzen.«
»Und das macht sie zur
Mordverdächtigen?«
»Was haben Sie mit den
›Verrückten‹ gemeint, Herr Gartelmann? Was sind das für Leute, mit denen wir es
zu tun haben?« Erneut nötigte Maria ihn, durch die Lupe zu schauen. »Dieser
Mann hier auf der anderen Seite der Hütte, der so halb im Schatten steht …
Kennen Sie den?«
Gartelmann wurde noch
blasser. Er betrachtete Maria Birnbaum sehr genau. »Was ist mit dem?«
»Der ist nicht aus
Palling«, sagte Maria. »Ist das auch ein Journalist? Oder ist das einer von den
Leuten, die Sie meinten?«
Gartelmann schwieg. Die
Hand mit dem Bierglas zitterte plötzlich.
»Vor acht Tagen bin ich
bei Therese Langner gewesen«, fuhr Maria fort. »Unter einem Vorwand natürlich.«
»Was für ein Vorwand?«
»Wegen einem
Liebeszauber …« Sie räusperte sich leise. »Ich musste ja irgendwie mit ihr
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