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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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ins
Gespräch kommen, um herauszufinden, was sie eigentlich will. Und bei ihr in der
Küche hängt ein Bild an der Wand. Eine Fotografie. Die Therese ist darauf zu
sehen, in einem weißen Kleid, inmitten einer Gruppe von Männern in Anzügen. Und
einer dieser Männer ist der da!«
    Auf Gartelmanns Stirn
glitzerte ein Schweißtröpfchen. »Und Sie sind sicher, dass Sie sich nicht
täuschen?«
    »Nein, ich täusche mich
nicht! Das Foto ist schon älter, der Mann hatte damals noch mehr Haare, aber
ich habe ihn genau erkannt. Ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Und
wenn Sie wissen, wer dieser Kerl ist, dann sagen Sie es jetzt. Es geht um die
Sicherheit meiner Familie!«
    An einem Nachbartisch
hatte sich ein Pärchen nach ihnen umgedreht. Gartelmanns Grinsen wirkte
gequält. »Schon gut. Nur lassen Sie uns bitte etwas leiser reden. Die Leute
denken sonst noch, wir hätten Eheprobleme.«
    »Ich warte. Und ich habe
Zeit«, sagte Maria, obwohl sie eigentlich keine Zeit hatte. Ein Haufen Arbeit
wartete auf sie.
    »Sie haben recht, Frau
Birnbaum. Ich kenne diesen Mann. Ich hatte schon mit ihm zu tun. Die Therese
Langner kannte ich bislang noch nicht. Aber wenn Sie sagen, dass die beiden
zusammengehören, sollte es mich nicht wundern. Er hat seine Leute überall. Und
er zieht mehr Fäden, als man das für möglich hält.«
    Gartelmann nahm einen
großen Schluck Bier, sodass nur ein Rest Schaum im Glas zurückblieb, und winkte
abermals nach der Bedienung. Für Maria bestellte er noch einen Kaffee.
    »Lieber ein Wasser«,
sagte sie. »Wenn ich zu viel Kaffee trinke, zittern mir die Knie.«
    Die Bedienung
verschwand.
    Gartelmann sprach so
leise, als fürchtete er, das Pärchen am Nachbartisch könnte lauschen. »Ich
wollte ja eigentlich nur eine Reportage über den Kometen machen und über die
Theorie vom Impakt. Und dann sah ich plötzlich diesen Mann. Ich hatte, wie
gesagt, schon früher mit ihm zu tun. Das heißt, ich habe vor vielen Jahren mal
eine Recherche begonnen, um seine Machenschaften zu untersuchen. Damals war ich
noch beim Rosenheimer Kurier. Ein etwas besserer Job als der jetzige, wie sich
denken lässt.«
    »Von was für
Machenschaften reden Sie?«
    Gartelmann zündete sich
ein Zigarillo an. »Ich weiß nicht, wie Sie gestrickt sind, Frau Birnbaum. Aber
irgendwann steht man vor der Erkenntnis, dass die Welt nicht nur schwarz und
weiß ist, nicht einmal hier in unserem gottgesegneten Chiemgau. Ich hatte
früher einen sehr guten Freund, den Christian. Wir kannten uns seit der
Schulzeit. Sind zusammen in Urlaub gefahren, später war er mein Trauzeuge. Vor
etwa zwölf Jahren ist er dann verschwunden.«
    Maria legte den Kopf
schräg. »Wie meinen Sie das? Einfach so verschwunden, ohne Spuren zu
hinterlassen?«
    »Verschwunden im Sinne
von unbekannt verzogen. Nicht einmal seine Eltern wussten, wo er geblieben ist.
Weg aus dem Chiemgau, dachte ich. Und ich konnte es ja verstehen. Vielleicht
nach Köln. Oder nach Frankfurt. Davon hatte er manchmal geredet. Eines Tages
jedoch, nachdem ich etwa zwei Jahre nichts von ihm gehört hatte, sah ich ihn
plötzlich in Rosenheim in der Innenstadt. Ich dachte zuerst, ich spinne. Er sah
ganz verändert aus. Schlips und Anzug statt Jeans und Turnschuhe. Die Haare
kurz mit Seitenscheitel. So hatte ich ihn nie gesehen, und darum dachte ich
zuerst, ich würde mich täuschen. Er stand da vor einem Kaufhaus und verteilte
Blättchen. Ich schaute zweimal, dreimal und ging vorbei. Auch er schien mich
nicht erkannt zu haben. Am nächsten Tag kam ich wieder vorbei, und wieder stand
er da mit seinen Blättchen.«
    »Was für Blättchen
meinen Sie? Werbezettel oder Zeitungen?«
    »Darauf werde ich gleich
kommen, Frau Birnbaum. Diesmal ging ich zu ihm hin und ließ mir einen Zettel in
die Hand drücken. ›Mensch, Christian‹, sagte ich, ›ich hätte dich beinahe nicht
erkannt!‹ Da schaute er ganz irritiert. Ich sah wohl, dass er wusste, wer ich
war, aber er tat so zögerlich, als würde er sich schwertun, sich zu erinnern.
Er war ganz fremd geworden. So glatt und abweisend. Fast so, als wäre es ihm
peinlich, jemanden von früher zu treffen. Ich wollte ihn auf ein Bier einladen,
aber er lehnte ab. Ich glaube nicht, dass es daran lag, dass er keinen Appetit
auf ein Bier hatte, sondern dass er keine Vertraulichkeiten wollte und alte
Freundschaften nicht wieder aufleben lassen wollte.«
    »Wie merkwürdig«,
murmelte Maria.
    Gartelmann nickte. »Ja,
sehr merkwürdig. Und es traf mich

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