Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
Formulierung
könnte ich dich küssen!«, rief die Schwalbe enthusiastisch und machte sich mit
dem Kugelschreiber eine kleine Notiz in ihrer Handfläche. »Ich werde das
gelegentlich verwenden, wenn du nichts dagegen hast.«
»Schenk ich dir«, sagte
Maria lächelnd.
Monika Schwalbe trank
ihren letzten Schluck Kaffee. Dann stand sie auf. »Heute Abend ist eine Party
in Schwabing. Da darf ich nicht fehlen.«
»Aber lass dich bald
wieder blicken, ja?«
»Sicher«, sagte die
Schöne, bereits im Gehen begriffen. »Und was machst du jetzt, Maria?«
»Die Kühe füttern, was
denn sonst«, sagte Maria mit einem kleinen Anflug von Wehmut in der Stimme.
4
»Die übliche Befragung.
Zum dritten Mal. Aber sie haben nichts. Kein Grund zur Sorge.« Ihre Stimme
klang kühl.
»Bist du sicher?«
Sie hatte es sich auf
dem Sofa bequem gemacht, die Beine hochgelegt, das Telefon zwischen Ohr und
Schulter geklemmt. »Diese Kommissarin macht immer den Eindruck, als wäre sie
bekifft. Kriegt die Zähne kaum auseinander. Ihr kleiner Assistent mit dem
Spitzmausgesicht ist der Stichwortgeber. Wenn er nichts sagt, starrt sie vor
sich hin, als würde sie bunte Farben an den Wänden sehen.«
»Wir sollten sie nicht
unterschätzen.«
»Aber auch nicht
überschätzen«, sagte sie lässig und schob sich eine Trüffelpraline in den Mund.
Er war sehr aufmerksam. Und er wusste, was sie mochte. Belgische Schokolade,
französisches Parfüm, ab und an ein paar Perlen. Sie schwärmte für Perlen, und
er wusste, was er an ihr hatte.
»Du kannst dich auf mich
verlassen«, sagte sie mit einer samtigen Katzenstimme. »Sobald es Neuigkeiten
gibt, erfährst du es sofort.«
Nach dem Gespräch ging
sie ins Bad und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen, dem sie einen großen
Schuss Rosenöl beifügte. Die ganze Wohnung duftete nach Rosen.
»Das Alte muss
verschwinden, damit das Neue Platz findet.« Sie ließ ihren seidenen Kimono
fallen und stieg langsam ins Wasser. »Das Neue ist die Zukunft.«
Sie tauchte ein in den
weichen Schaum und schloss genießerisch die Augen.
»Ich bin das Neue«,
flüsterte sie. »Ich bin die Zukunft.«
5
»Der Typ scheint ein
Spinner zu sein. Gartelmann. Klatschkolumnist bei der Morgenpost.« Aus ihrem
Ordner zog Kommissarin Wintersruh eine Seite der Traunsteiner Morgenpost, auf
welcher der Artikel über den Kometenfund in Palling rot markiert war. »Er ist derjenige,
der diesen Schwachsinn hier verbrochen hat!«
Bichler warf einen
kurzen Blick darauf. »Kenne ich. Und was will er von uns?«
»Keine Ahnung.
Vielleicht hat er Gewissensbisse, weil er so einen Müll geschrieben hat. Oder
er will sich wichtigmachen. Er schwatzte etwas von einer Sekte, die nach der
Weltherrschaft strebt.«
Auf Bichlers Stirn
standen die Falten wie Fragezeichen. »In welchem Zusammenhang?«
»Im Zusammenhang mit den
Morden in Palling.«
»Und Sie glauben, dass
er ein Spinner ist, Chefin? Können wir es uns erlauben, ihn nicht anzuhören?«
»Wir werden ihn ja
anhören. Er sitzt im Flur auf der Bank. Holen Sie ihn rein, wenn Sie die Nerven
haben, sich mit ihm auseinanderzusetzen.«
»Vielleicht weiß er
tatsächlich was«, sagte Bichler. »Bei Ihrer defätistischen Grundhaltung ist es
kein Wunder, dass unsere Aufklärungsraten stagnieren.«
Die Kommissarin zuckte
die Schultern. »Ich habe nur etwas gegen Querulanten. Und so einer scheint der
Gartelmann zu sein. Vor einigen Jahren haben die Kollegen in Rosenheim eine
ganze Akte über ihn gefüllt.«
Gartelmann hatte auch
während der langen Wartezeit die Sonnenbrille nicht abgesetzt.
»Tut mir leid, dass Sie
warten mussten«, sagte Bichler höflich und bot ihm einen Platz an. »Was können
wir für Sie tun?«
»Ich möchte eine Aussage
machen bezüglich der Morde von Palling«, sagte der abgehalfterte Journalist und
räusperte sich.
»Da sind wir aber
gespannt«, bemerkte die Kommissarin halblaut von ihrem Platz aus.
»Wollen Sie keine
Notizen machen?« Gartelmann war sofort misstrauisch, als Bichler keine
Anstalten machte, Papier und Stift hervorzuholen.
»Lassen Sie erst einmal
hören, Herr Gartelmann. Und dann werden wir sehen, wie wir weiter verfahren.«
»Und setzen Sie bitte
diese Mafiosi-Brille ab«, sagte Helga Wintersruh mit ihrer herben Stimme. »Wir
sind hier nicht in einem schlechten Gangsterfilm.«
Unter seiner Brille sah
Gartelmann recht jämmerlich aus. Er hatte zu viel getrunken in den letzten
Tagen. Rasiert hatte er sich offenbar ebenso lange nicht.
»Ich
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