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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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das die
Information, die ich seit etwa fünf Jahren hatte«, murrte der abgewrackte
Schreiberling.
    »Bichler!«
    Bichler begann sofort
wieder auf seine Tastatur einzuhacken. »Da stimmt tatsächlich etwas nicht! Und
nun erinnere ich mich auch: Da gab es doch vor ein paar Jahren einen Todesfall
in Verbindung mit einem Brand in einer Scheune, bei dem ein Hermann Graue ums
Leben gekommen war. Damals waren Sie noch nicht zu uns gestoßen, Chefin. Aber
ich erinnere mich noch gut.«
    »Das ist er!«, nickte Gartelmann
verbissen. »Der graue Hermann! Aber er ist nicht tot, wie Sie sehen. Der
ehrenwerte Herr Ex-Vorsitzende stand vor wenigen Wochen noch auf Birnbaums
Acker, um den Kometen zu begutachten, ganz in der Nähe von Therese Langner, die
diesen Tag nicht lange überlebte!«
    »Wenn das stimmt, dann
haben wir es entweder mit einem Zombie zu tun oder mit einem ganz dicken
Betrug!«
    »An Zombies pflege ich
nicht zu glauben, dann schon eher an die Schlechtigkeit der Welt«, bemerkte die
Kommissarin.
    Bichler traten Schweißtropfen
auf die Stirn. Er klickte mit der Maus, bis er das entsprechende Aktenzeichen
gefunden hatte, und überflog den Eintrag: »Hermann Graue, erster Vorsitzender
des wegen Betrugs und Nötigung in die Schlagzeilen geratenen Vereins Sonnenrad,
kam im März 2007 ums Leben. Möglicherweise durch eigene Hand, aber das konnte
nie eindeutig geklärt werden. Er hatte sich an einem Balken in seiner eigenen
Scheune in Amerang aufgeknüpft. Da durch einen merkwürdigen Zufall die Scheune
bei dieser Gelegenheit abbrannte, konnte man seinen Tod jedoch nicht mehr genau
rekonstruieren. Ereignet hatte sich das Ganze, nachdem es gehäuft zu Anzeigen
gegen den Verein gekommen war, jedoch bevor die Sache vor Gericht ging. Gerade
so, als hätte sich der graue Hermann mit dem Selbstmord der Justiz entziehen
wollen, aus schlechtem Gewissen und als eine Art Schuldeingeständnis. Es gab allerdings
Ungereimtheiten. Kleinigkeiten, die nicht stimmig waren. Der umgeworfene Stuhl
zu Füßen des Erhängten war eigentlich zu niedrig, um sich per Strick selbst zu
entleiben. Aber man gab sich zufrieden. Der Eifer war nicht allzu groß. Am Ende
war man froh, die angekohlte Leiche identifiziert zu haben, und Ruhe kehrte
ein.«
    »Wer hat die
Identifizierung denn vorgenommen?«, fragte Kommissarin Wintersruh. Wer Leichen
identifizierte, die fünf Jahre später wieder munter durch die Gegend liefen,
verdiente zumindest eine Vorladung.
    »Hermann Graue hatte
keine Familie. Daher wurde die Identifizierung von einer Bekannten vorgenommen,
Mitglied im Verein Sonnenrad, und der Name war …« Bichler klickte ein weiteres
Mal. »Therese Langner!« Er sprang von seinem Stuhl auf. »Verdammt noch mal, die
Langner! Das ist doch nicht zu fassen!«
    »Täuschen Sie sich auch
nicht?« Die Kommissarin war ebenfalls aufgesprungen.
    »Ich kann doch lesen!
Hier steht es: Identifiziert durch Langner, Therese, geboren am 12. Juli 1971.
Damals noch wohnhaft in Rosenheim.«
    »Das passt doch prima!«
Nun hielt es auch Gartelmann nicht mehr auf seinem Stuhl. Mit geballten Fäusten
lief er auf und ab. »Sie hat dem Graue damals einen Gefallen getan. Hat es ihm
ermöglicht, sich dem Verfahren zu entziehen, unterzutauchen und mit einem neuen
Namen ein neues Leben zu beginnen. Oder sein altes Leben weiterzuführen und die
gleichen Ziele weiterzuverfolgen, nur mit einer neuen Identität. Er war ihr
verpflichtet. Sie hätte ihn jederzeit auffliegen lassen können. Und wegen der
Geschichte mit dem Kometen gerieten sie irgendwie in Streit …«
    »… und Graue nutzte die
Gelegenheit, eine alte Mitwisserin und lebende Zeitbombe endlich loszuwerden«,
beendete die Kommissarin den Satz. »Bleibt die Frage, wer der Tote in der
Scheune war.«
    Gartelmann zuckte die
Achseln. »Der graue Hermann wird mehr als einen Feind gehabt haben und mehr als
einen untreu gewordenen Anhänger, den man bei dieser Gelegenheit loswerden
konnte. Der Verein wählte nach Graues Ausscheiden einen neuen Vorsitzenden. Das
ist seit fünf Jahren Waldemar Winkel, der davor bereits Zweiter Vorsitzender
war. Wahrscheinlich war er Graue schon damals ergeben. Vielleicht ist er nur
seine Marionette, sein Strohmann, der noch immer streng nach den Anweisungen
des unsichtbaren Puppenspielers arbeitet.«
    »Dann müssen wir also
nur noch herausfinden, unter welchem Namen der Hermann Graue jetzt lebt und wo
er sich versteckt hält«, stellte die Kommissarin sachlich fest.
    Bichler grinste

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