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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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Diesmal war es der Wagen der Kommissarin, der ihn überholte und zum
Stehen brachte. »Die Kollegen haben das Handy Ihrer Frau geortet! Es muss ganz hier
in der Nähe sein. Wir müssten eigentlich darüber stolpern.«
    Birnbaum stieg aus und
schaute sich um. Unkraut, Gestrüpp, und dahinter der graue Fels. Hatte Maria
das Handy aus dem fahrenden Wagen geworfen?
    Einer der Polizeibeamten
war ein paar Meter zurückgelaufen. »Hier ist was!«
    Der Haselnussstrauch
glänzte im Nachmittagslicht. Die Metalltür im Fels war rostig. Auf dem feuchten
Boden lag ein leuchtend rotes Handy.
    »Das gehört meiner
Frau«, rief Birnbaum.
    Sie hatten den Eingang
gefunden. Nachdem die Kommissarin festgestellt hatte, dass die Tür schwer und
solide war, griff sie zu ihrem Funkgerät, um den Technischen Dienst
anzufordern.

20
    Maria kassierte eine
Ohrfeige. Hermann Graue entriss ihr das Telefon.
    »Was sollen denn diese
Dummheiten? Wenn dein Mann den Kometen übergibt, sind doch alle Probleme
gelöst.«
    »Ich glaube Ihnen kein
Wort!«, schrie Maria. »Ihr werdet mich doch niemals gehen lassen, ihr
Scheusale!«
    Sie war aufgesprungen
und versuchte, an Graue vorbeizulaufen, zum Fahrstuhl. Aber sie war nicht
schnell genug. Der andere Mann, der stumme Handlanger, packte sie am Mantel und
drehte ihr den Arm auf den Rücken. Der Schmerz ließ sie aufschreien, sie ging
in die Knie. Graue blieb so nahe vor ihr stehen, dass sie den Geruch eines
Parfüms wahrnahm, das nach Tannenwald roch, fast so wie diese grünen
Einlegesohlen für Schuhe.
    »Denk doch an dein Kind,
Maria«, sagte er leutselig. »Die Aufregung bekommt ihm nicht. Vielleicht noch
ein Stündchen, wenn dein Mann nicht dumm ist, dann kannst du nach Hause gehen.«
    Auch die Berggrün war
wieder freundlich. »Setz dich wieder hin, Maria. Wir werden dir einen Tee
bringen. Dir muss doch kalt sein, mit den durchweichten Schuhen und dem
feuchten Mantel. Du willst dir doch keine Lungenentzündung holen, nicht wahr?«
    »Sie sind eine ganz
falsche Schlange!«, rief Maria. »Ich will keinen Tee. Lasst mich gefälligst
raus! Mein Mann bringt euch um, wenn er erfährt, was ihr hier treibt! Er sucht
mich sicher schon! Er wird mich nicht im Stich lassen!«
    »Wenn er auch nur die
kleinste Dummheit macht, wird er dich nicht lebend wiedersehen!« Die Berggrün
umschlich sie wie eine Katze. Ihre Augen schimmerten. Im Gegensatz zum grauen
Hermann, der fast ein wenig müde aussah, wirkte sie sehr lebendig. »Die Therese
hat manchmal Küken geopfert, weißt du das? Aber sie war unbedeutend, sie war
nur Dreck. Gar nichts war sie. Ich bin viel mehr, und ich werde ganz andere
Dinge tun! Wenn ich ein Opfer schlachte, dann nicht zu meiner eigenen Erbauung,
sondern um mit seinem Blut meine Anhänger zu tränken und süchtig zu machen!« Mit
ihrer Rechten hob sie ihre Bluse ein Stück hoch. An ihrem Gürtel hing ein
spitzer Dolch.
    Marias Knie gaben nach.
Das war zu viel. Sie würde den Verstand verlieren. Die Kräfte verließen sie.
    »Xavi«, weinte sie, und
die Tränen liefen in Sturzbächen über ihre Wangen. »Xavi, wo bleibst du denn …«
    Genau in diesem Moment
ertönte ein Poltern, ein Dröhnen und Rufen, das aus dem Fahrstuhlschacht zu
kommen schien. In der Kabine des Paternosters, die von oben kam, wurden die
Beine von Männern sichtbar, und noch ehe die Kabine den Boden erreichte, sprang
Xaver Birnbaum heraus, mit einem Geschrei wie ein Berserker. In den Händen trug
er die Axt aus seinem Kofferraum.
    »Nehmt die Finger von
meiner Frau!«, brüllte er, dass das ganze Gewölbe dröhnte. »Ihr Schweine, wenn
ich euch in die Finger kriege!«
    »Birnbaum, halten Sie
sich zurück!«, riefen die Zivilbeamten, die ihre Pistolen gezückt hatten und
nun ebenfalls aus dem Fahrstuhl sprangen.
    Maria presste sich die
Fäuste vor den Mund und konnte gar nicht fassen, dass er wirklich da war, ihr
Xaver, dass ihre Gebete erhört worden waren. Immer mehr Männer kamen durch den
Fahrstuhlschacht, die meisten in Polizeiuniform. Maria ließ sich auf die kalte
Bank sinken und schloss den Mantel vor ihrem Bauch. Wie ein Häufchen Elend
kauerte sie da und ließ den Tränen freien Lauf. In der hintersten Ecke sah sie
einen Schatten verschwinden. Das war die Berggrün, die nun die Flucht ergriff.
Ganz plötzlich war sie verschwunden, so als habe die Erde sie verschluckt.
    Xaver Birnbaum nahm
seine Frau in die Arme.
    »Gott sei Dank, dass du
da bist«, flüsterte sie.
    Hermann Graue, dem es
nicht gelungen war, sich so

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