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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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Gas.
    »Fahrt ihm nach, damit er
keine Dummheiten macht«, sagte die Kommissarin zu zwei Kollegen in Zivil, die
mit einem unauffälligen Mittelklassewagen in der Nähe standen und so taten, als
gehörten sie nicht zum Geschehen. »Vielleicht findet er seine Frau tatsächlich,
und wenn ihr etwas passiert ist, gibt es ein Unglück.«

18
    Maria wurde aus dem
Fahrstuhl gestoßen und wäre beinahe umgeknickt, doch der dunkle Mann packte im
letzten Moment ihren Arm. Der Raum, in dem sie sich nun befanden, war
fensterlos, aber hell erleuchtet von Lichtquellen, die auf den ersten Blick
nicht sichtbar waren, wie von einem guten Designer entworfen. Die steinernen
Wände waren grau, aber sauber, der Boden war dunkel gefliest.
    Granit, dachte Maria.
Wie Grabumrandungen auf dem Friedhof. Die sahen so aus, kalt und glänzend. Die
Luft war vollkommen unbewegt, als befänden sie sich tief im Innern des Felsens.
Maria bemerkte einen leicht metallischen Geschmack auf der Zunge.
    »Setz dich da hin!«
Zilla Berggrün sprach nur noch im Befehlston, als hätten sie einander nie
gekannt und nie ein persönliches Wort gewechselt.
    An einer Seite des
Raumes befand sich eine lange Bank, aus dem gleichen Stein gehauen wie die
Wände. Maria gehorchte. Ihre Beine zitterten noch von den vielen Stufen, die
sie hatte hinaufsteigen müssen. Die Bank war kalt und unbequem. Aber das war
egal. Krampfhaft überlegte sie, wie sie jemals wieder hier herauskommen sollte
und ob ihr Mann sie noch nicht vermisste. Der Tobias musste inzwischen auch
längst zu Hause sein. Wunderten sie sich nicht, wenn kein Essen auf dem Herd
stand?
    Die Lehrerin, in deren
Mundwinkel nun eine Zigarette hing, sprach in ihr Telefon. Zwischendurch
blickte sie zu ihrer Gefangenen. »Ich musste sie herbringen, was hätte ich
sonst tun sollen?«
    Maria senkte schnell den
Blick, damit niemand auf die Idee kam, sie für aufsässig zu halten. Sie würde
ja alles tun, was man von ihr verlangte. Jedenfalls so lange, bis sich ein
Ausweg abzeichnete. Die steinernen Wände des riesigen Raumes bildeten ein
weitläufiges Sechseck, fast wie eine übergroße Bienenwabe. In den Wänden steckten
metallene Halter für Fackeln, wie sie in vielen alten Burganlagen zu finden
waren. Das hier war ohne Zweifel ein Teil der alten Höhlenburg des Raubritters
Heinz vom Stein, der für den Publikumsverkehr und für Besichtigungen nicht
geöffnet war. Trotzdem hatte jemand viel Aufwand betrieben, den Raum instand zu
setzen. In der Mitte war der Fußboden durch eine Stufe erhöht, sodass sich der Eindruck
einer Bühne ergab. Ob hier fremdartige Schauspiele stattfanden? Konzerte mit
Hörnern und Trommeln und Eulengeschrei? Oder vielleicht sogar Menschenopfer?
Maria bekam einen Schluckauf, der sich beim besten Willen nicht unterdrücken
ließ. Die Berggrün hatte sich plötzlich zu ihr umgedreht. Sie kam herüber und
blieb direkt vor ihr stehen.
    »Hast du den Schlüssel?«
    »Welchen Schlüssel
meinen Sie?«
    »Stell dich nicht dumm!«
    Trotz aller Angst begann
Maria sich zu ärgern. »Was fällt Ihnen eigentlich ein, mich zu duzen? Sie sind
eine ganz unverschämte Person!«
    Die Lehrerin grinste
höhnisch. Ihre Hand, in der sie die glühende Kippe hielt, kam Marias Gesicht
bedrohlich nahe.
    »Es ist gut!«
    Maria fuhr hoch. Sie
hatte die Stimme sofort erkannt. Es war Hermann Graue, der Mann aus dem
Spielzeugladen. Unbemerkt hatte er den Raum betreten, vielleicht war er mit dem
Paternoster gekommen. Als er sich näherte, bemerkte sie nun im Schein der Beleuchtung
eine Tätowierung auf seinem linken Handrücken. Ein schwarzes Rad. Ihr graute.
    »Birnbaum, Maria?«,
fragte er mit einer leichten Verbeugung.
    Maria nickte, ohne ein
Wort herauszubringen. Ihre Hände hielt sie wie einen Schutzschild vor den Bauch
gepresst.
    »Es freut mich, Sie
wiederzusehen, Frau Birnbaum. Sie können beruhigt sein, Ihrem Kind wird nichts
geschehen – wenn Sie uns einen kleinen Gefallen tun.«
    »Ich wüsste nicht, was
ich Ihnen für einen Gefallen tun sollte«, sagte Maria so ruhig wie möglich.
    »Ich glaube nicht, dass
sie den Schlüssel dabeihat«, mischte sich die Berggrün ein.
    »Natürlich nicht. Warum
sollte sie ihn bei sich tragen?«
    Maria sagte nichts. Inzwischen
war ihr klar, von welchem Schlüssel die Rede war.
    »Liebt Ihr Mann Sie,
Frau Birnbaum?«, fragte Graue nun zynisch. »Er würde doch sicher alles tun, um
Sie wiederzubekommen, nicht wahr?« Seine Hand näherte sich Marias Wange, als
wollte er sie

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