Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
wieder.
»Natürlich können sie
das Ding haben!«, rief er. »Sag mir nur, wie und wo!«
Dann schien die Leitung
plötzlich unterbrochen zu sein. Birnbaum blökte noch ein paarmal in das Gerät,
bekam aber keine Antwort mehr.
»Was ist los?«, fragte
der Beamte.
»Sie haben meine Frau!
Sie wollen im Austausch den Kometen. Den Meteoriten auf meinem Feld. Ich muss
sofort los und ihn holen!«
Birnbaum wollte den
Motor wieder starten.
»Wie und wo soll die
Übergabe stattfinden, Herr Birnbaum?«
»Das weiß ich noch
nicht«, sagte Birnbaum hektisch. »Das erfahre ich dann!«
Inzwischen war auch der
Wagen der Kommissarin hinter ihnen aufgetaucht.
»In Rosenheim ist der
Vogel ausgeflogen«, sagte sie. »Die Kollegen waren schon vor Ort. Julius Zarm
hat seinen Laden geschlossen.«
Nachdem sie über die
neue Lage in Kenntnis gesetzt war, legte die Kommissarin ihre Hand auf
Birnbaums Arm. »Glauben Sie wirklich, man wird Ihre Frau freilassen, wenn Sie
diesen Leuten den Kometen übergeben?«
»Natürlich!«, rief
Birnbaum. »Das ist doch die einzige Chance!«
»Herr Birnbaum, ich will
Sie bestimmt nicht entmutigen.« Die Miene der Kommissarin war sehr ernst. »Aber
es sieht doch so aus, dass Ihre Frau bereits viel zu tief in der Sache
drinsteckt. Sie weiß zu viel. Sie kennt Gesichter. Sie wird sich an den Ort erinnern,
an dem sie sich nun befindet. Wir haben doch gesehen, wie skrupellos diese
Leute vorgehen. Ein Menschenleben zählt für die nicht viel. Wahrscheinlich wird
man auch Sie nicht verschonen, wenn Sie den Meteoriten übergeben, Herr
Birnbaum. Ein einsamer Ort, ein Schalldämpfer. Es ist viel zu gefährlich und
die Aussicht auf ein glückliches Ende denkbar gering.«
»Was sollen wir denn
tun?«, murmelte Birnbaum mit hängenden Schultern. Ihm standen Tränen in den
Augen.
»Wir dürfen nun nicht
die Ruhe verlieren. Was hat Ihre Frau genau gesagt? Versuchen Sie, sich zu
erinnern. Der Kollege sagte, Sie wären einen Moment verwirrt gewesen. Stimmte
etwas nicht? Gab es Ungereimtheiten?«
Birnbaum riss sich
zusammen und dachte nach. »Sie sagte: ›Sie wollen den Stein. Du musst Ihnen den
Stein geben, dann passiert mir nichts.‹«
»Und weiter?«
»Sie redete etwas wirr.
Ich dachte schon, sie hätte Fieber, aber wahrscheinlich war sie so voller
Angst. Sie sagte: ›Der große Stein ist ihr Beschützer, und er war der
Beschützer ihrer Vorfahren …‹ Dann hat jemand ihr das Telefon aus der Hand
genommen und gesagt, ich soll den Kometen mit meinem Wagen holen, und dann
würde man mich wieder kontaktieren.«
»Der große Stein ist ihr
Beschützer und der Beschützer ihrer Vorfahren«, murmelte die Kommissarin.
»Können Sie sich darauf einen Reim machen, Bichler?«
»Natürlich!«, rief
Bichler, der gelegentlich Geistesblitze hatte. »Die Kelten! Darum dreht sich
doch alles. Dieser ganze philosophische Unterbau der Heilsgemeinschaft
Sonnenrad. Der Komet! Dieser sogenannte Impakt, von dem die Frau Schwalbe
ständig erzählt!«
»Was meinen Sie?«,
fragte die Kommissarin, die ebenso begriffsstutzig dreinschaute wie Birnbaum.
»Sie sind wohl nicht gut
in Heimatgeschichte, Chefin? Wir stehen doch fast direkt davor! Schloss Stein.
Die Felswand, in der sich die Höhlenburg befindet! Diese Höhlen waren schon vor
Urzeiten Zufluchtsort der Kelten, das habe ich zumindest in der Schule so
gelernt. Vor zweitausend Jahren hat ein Meteorit die Kelten getötet, die im
Chiemgau siedelten, und die Überlebenden fanden Schutz im großen Stein!«
Im Gesicht der
Kommissarin arbeitete es. »Das klingt gar nicht so dumm, Bichler. Die Zuflucht
der Kelten. Sie müssen also irgendwo in der Burg Stein sein, irgendwo in diesem
riesigen Felsen …«
»Verdammt noch mal!«,
schrie Birnbaum. Er sprang in seinen Wagen und startete den Motor.
»Wir kommen mit, Herr
Birnbaum! Wir dürfen keine Katastrophe heraufbeschwören. Ich verständige über
Funk weitere Kollegen. Wir können nicht mit fünf Leuten die ganze Burg einnehmen!«
Birnbaum fuhr in
gemäßigtem Tempo los, obwohl es ihn in den Zehen juckte, Gas zu geben. Es war
nicht weit bis Stein. Seine Augen begannen zu brennen. Vielleicht war Maria
schon tot. Vielleicht würde es ein furchtbares Durcheinander geben, und eine
Kugel würde sie treffen. Die Polizei würde doch nichts Unvorsichtiges unternehmen,
wenn das Leben einer schwangeren Frau auf dem Spiel stand?
Neben der Straße,
verborgen durch einen dichten Streifen Gestrüpp, erhob sich nun die enorme
Felswand.
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