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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Wichtigste.«
    »Wer?«
    »Oscar Jellinek. Wo hält er sich auf?« Servinus trat von einem Fuß auf den anderen und sah ziemlich bedrückt aus.
    »Wer ist dieser Jellinek? Ich bin ja verdammt noch mal ganz frisch hier.«
    Van Veeteren spürte, wie ihm etwas Unheil verkündendes Kaltes den Rücken hinunterzulaufen begann. Das darf doch nicht wahr sein, dachte er.
    »Du willst sagen, du hast Jellinek gar nicht angetroffen?«
    Servinus schüttelte den Kopf.
    »Und die haben auch nichts über ihn gesagt?«
    »Kein Wort. Sie machen ja verdammt noch mal kaum das Maul auf.«
    Der Hauptkommissar faltete die Hände und brummte einen langen, derben Fluch vor sich hin.
    »Komm«, sagte er dann. »Das muss ich mit eigenen Augen sehen.«
    Er ging mit schnellen Schritten zurück zur Tür. Riss sie auf, trat ein und stellte sich breitbeinig mitten ins Zimmer.
    »Okay«, knurrte er. »Wo ist euer Goldjunge?«
    Die Schwestern drängten sich mit ihren Stühlen näher aneinander und betrachteten ihre nackten Füße. Der Hauptkommissar wartete fünf Sekunden, während er die Kiefer zusammenpresste,
dass es in den Zähnen knackte. Dann ging er zum Schreibtisch und schlug mit der Faust darauf.
    »Wo ist Oscar Jellinek?«, schrie er. »Verdammt noch mal, beantwortet endlich meine Frage! Da draußen im Wald liegt ein ermordetes Mädchen, sie ist vergewaltigt und erwürgt worden, und ihr könnt davon ausgehen, dass eure verdammte Sekte von diesem Moment an aufgelöst ist. Also?«
    Madeleine Zander hob langsam den Kopf und erwiderte seinen Blick.
    »Hören Sie genau zu, Herr Hauptkommissar«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wir sind ohne jede Schuld, und Sie haben kein Recht, uns grundlos zu beschuldigen. Wir haben beschlossen, nicht mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Wir werden Ihre Fragen nicht beantworten«, unterstrich Ulriche Fischer.
    »Wo ist er?«, unterbrach Van Veeteren sie. »Ihr habt drei Sekunden Zeit für eine Antwort!«
    Madeleine Zander räusperte sich und faltete ihre Hände im Schoß. Die anderen beiden Schwestern folgten ihrem Beispiel. Sie senkten ihre Blicke und schienen ganz in sich selbst versunken. Wahrscheinlich beten sie jetzt zu ihrem zweifelhaften Herrn, dachte der Hauptkommissar. Hol ihn der Teufel!
    »Ihr versteckt ihn.«
    Keine Reaktion.
    Van Veeteren biss sich auf die Zunge und überlegte. Er schaute auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor zwei.
    »Ich dachte, ihr wechselt euch damit ab, wer mit ihm ins Bett geht. Wer war heute Abend dran?«
    Madeleine Zander hob ihren Blick und schnaubte verächtlich.
    »Oder liegt ihr alle zusammen in einem Bett?«
    Er warf Inspektor Servinus einen Blick zu, der immer verblüffter dreinschaute. Plötzlich spürte er, wie die Hitze des Bourgogne wieder in seine Wangen stieg. Oder waren das nur die Wut und der Blutdruck?
    »Ihr meint also, er ist verschwunden?«, fragte er.

    Keine der Frauen antwortete. Van Veeteren brach einen Zahnstocher durch und warf ihn auf den Boden.
    »Jetzt hört mal zu! Eines von euren Mädchen liegt ermordet draußen im Wald. Euer verdammter Oberpriester ist auf der Flucht. Ich scheiße drauf, was für fromme Schlüsse ihr daraus zieht, aber ich weiß, welche ich ziehe ... Servinus!«
    Der Inspektor zuckte zusammen.
    »Ja.«
    »Bleib hier und bewache die drei Grazien. Wir werden sie in einen Einsatzbus sperren, sobald einer kommt. Die armen Mädchen lassen wir lieber noch schlafen. Weißt du, ob auch weibliche Kollegen auf dem Weg hierher sind?«
    »Ich denke doch«, sagte Servinus. »Kluuge hat sicher nach welchen geschickt.«
    »Gut«, sagte der Hauptkommissar.
    Er hielt kurz inne. Versuchte durch das rabenschwarze Fenster hinauszusehen und holte drei- bis viermal hörbar Luft. Dann wandte er sich wieder den drei Frauen zu.
    »Es ist meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Sie verhaftet sind, dass Sie unter dem Verdacht verschiedener Straftaten stehen, die ich jetzt gar nicht alle herunterleiern will. Mord, Beihilfe zum Mord, Vertuschung eines Verbrechens sind nur einige Beispiele ...«
    »Sie haben kein Recht ...«, wollte Madeleine Zander einwerfen.
    »Ich hatte es so verstanden, dass Sie sich dazu entschlossen haben zu schweigen«, unterbrach Van Veeteren sie. »Darf ich Sie dann darum bitten, sich an das zu halten, was Sie sagen. Und die Schnauze zu halten!«
    Servinus hustete unschlüssig. Der Hauptkommissar holte noch einmal tief Luft, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
    Verdammte Scheiße, dachte er, als er wieder in

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