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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Glas in einem Zug.
    »Nein«, sagte Wim. »Ich hab ihn auch nur ganz kurz gesehen. War bestimmt wie immer.«
    »Und auch an den Mädchen war nichts Auffälliges?«
    Wim schüttelte den Kopf. Sein Vater rülpste.
    »Nein«, sagte er. »Die warteten wie immer an der Pforte.«
    »Hm«, sagte Van Veeteren. »Versprechen Sie mir, uns Bescheid zu geben, wenn Ihnen noch etwas einfällt? Jede Kleinigkeit kann von Nutzen sein.«
    Von Nutzen? überlegte er. Die Worte lassen mich auch schon im Stich.
    »Ja, natürlich«, sagte Fingher und kratzte sich am Kopf. »Ist doch klar, dass wir helfen. Obwohl ich sagen muss, ich verstehe nicht ganz, wohinter ihr eigentlich her seid.«
    Van Veeteren ignorierte die Kritik.
    »Und Montag?«, fragte er stattdessen. »Ich gehe davon aus, dass Jellinek da nicht dabei war.«
    »Das stimmt«, sagte Fingher. »Am Montag kam nur eine von diesen Frauen.«
    »Keine Mädchen?«
    »Keine Einzige.«
    »Hat sie erklärt, warum?«
    »Erklärt? Hol’s der Teufel, die doch nicht. Stand nur einfach da und guckte uns scheißvornehm an, als ob sie die Cousine der Muttergottes wäre oder etwas in der Art.«
    Van Veeteren räusperte sich.

    »Sie selbst sind nicht gläubig, Herr Fingher?«
    »Nicht die Bohne«, sagte der Bauer und rülpste wieder.
    »Ich auch nicht«, erklärte sein Sohn.
    Der Hauptkommissar trank sein Glas aus.
    »Tja, na gut«, sagte er. »Ich will auch nicht länger stören. Aber lassen Sie von sich hören, wenn Ihnen noch etwas einfällt – wie gesagt.«
    »Aber natürlich«, sagte Fingher und brachte den Hauptkommissar noch bis zur Pforte.
     
    »Sonntagabend«, sagte er und bohrte seinen Blick in den der Zwölfjährigen.
    Das Mädchen, das Joanna Halle hieß, schaute auf den Tisch und rieb sich nervös über die Handrücken.
    »Vielleicht ein bisschen freundlicher«, flüsterte die junge Psychologin ihm ins Ohr.
    »Kannst du mir erzählen, was ihr am Sonntagabend gemacht habt?«, passte Van Veeteren sich an. »Als ihr da unten am Fels wart und gebadet habt.«
    »Wir haben gebadet«, erklärte Joanna Halle.
    »Ja, ja. Wer ist wir?«
    »Das waren ich und Krystyna und Belle. Und natürlich Clarissa.«
    »Und ihr habt gebadet?«
    »Ja«, antwortete das Mädchen.
    Intelligentes Gespräch, dachte Van Veeteren. Läuft ja wie geschmiert.
    »Wart ihr Freundinnen, ihr vier?«
    »Ja ... nein, nicht direkt ...«
    »Wie meinst du das?«
    Lernt man heutzutage in der Schule eigentlich nicht mehr reden? dachte er.
    »Wir waren nur so ... na, so ungefähr.«
    »Ach ja? Und wie spät war es, als ihr da wart, so ungefähr?«
    »Ich weiß nicht, aber auf jeden Fall waren wir um sechs Uhr wieder zurück, denn dann gibt es Abendessen.«

    »Ist etwas Besonderes passiert, als ihr da unten beim Felsen wart?«
    »Nein, was sollte denn passiert sein?«
    »Ich weiß nicht. Worüber habt ihr geredet?«
    »Über nichts Besonderes.«
    »Ihr habt euch nicht gestritten?«
    »Gestritten?«
    »Ja. Weißt du nicht, was das bedeutet?«
    »Doch, aber in dem Reinen Leben streitet man sich nicht. Das tun nur andere.«
    »Sagst du jetzt die Wahrheit?«
    »Natürlich.«
    Natürlich? dachte der Hauptkommissar. Ich sollte häufiger Kinder verhören, dann lerne ich auch noch, mit ihnen zu kommunizieren.
    Obwohl, Marieke Bergson und die anderen waren nicht so schwere Brocken gewesen, also nahm er erst einmal an, dass es wohl Joanna Halle war, die das Problem darstellte. Und es nicht an ihm selbst lag.
    »Wart ihr vier die ganze Zeit zusammen?«, versuchte er es wieder.
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Weißt du noch, wie ihr von dort weggegangen seid?«
    Joanna Halle sah aus, als würde sie zum ersten Mal nachdenken. »Ich bin mit Krys gegangen«, sagte sie.
    »Krystyna Sarek?«
    »Ja.«
    »Dann sind Clarissa und Belle Moulders nach euch gegangen?«
    »Ich denke schon.«
    »Aber du weißt es nicht?«
    »Doch, die waren noch da, als wir gegangen sind. Zumindest Belle.«
    »Aber Clarissa hast du nicht gesehen, als ihr von dem Badefelsen aufgebrochen seid?«
    »Doch, sie war auch da.«

    »Jetzt musst du dich entscheiden. War Belle nun allein, oder waren die beiden da, als Krystyna und du aufgebrochen seid?«
    »Die waren alle beide da.«
    »Sicher?«
    »Natürlich.«
    Der Hauptkommissar seufzte und warf der Psychologin einen Blick zu, aber sie sah ebenso unergründlich aus wie eine Sphinx. Das Ding an und für sich, dachte er finster.
    »Und hinterher hast du Clarissa nicht mehr gesehen?«
    »Nein ... nein, habe ich

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