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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Neues auftaucht. Aber keine von ihnen hat bis jetzt nach einem Anwalt verlangt, und keine hat mit einem Wort den Wunsch geäußert, rauskommen zu wollen, deshalb weiß ich nicht ...«
    »Trotzdem besser, wenn wir uns an die Regeln halten«, meinte Suijderbeck. »Dann haben sie zumindest nichts, was sie uns später vorwerfen können.«
    »Genau«, stimmte der Hauptkommissar zu. »Wir müssen sie am Wochenende knacken. Wäre das nicht etwas, an dem die Damen Interesse hätten ...?« Er zeigte mit dem Zahnstocher zuerst auf Tolltse und dann auf Lauremaa.
    ». . . ich habe nämlich so das Gefühl, dass es da eine kleine Geschlechtsbarriere gibt.«
    »Und tschüß dann«, sagte Lauremaa.
    »Ich hätte nichts dagegen, erst einmal für eine Weile wieder nach Hause zu kommen«, erklärte Tolltse. »Wir sind jetzt schon seit vier Tagen hier.«

    »Was meint der Leiter der Ermittlungen?«, fragte Van Veeteren und fuchtelte wieder mit dem Zahnstocher herum.
    »Tja ...«, sagte Kluuge. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Dann Sonntag«, entschied der Hauptkommissar. »Bis dahin werde ich wie gesagt noch einen Versuch wagen, aber wenn ich keinen Stich mache, dann müsst ihr das übernehmen.«
    »Danke«, sagte Lauremaa. »Das ist in Ordnung.«
    »Weiter«, sagte der Hauptkommissar. »Was haben wir noch?«
    Zum ersten Mal seit langem war eine Spur von Ungeduld aus seiner Stimme herauszuhören. Er bemerkte es selbst und wunderte sich leicht darüber, überlegte, ob es an der Hitze lag oder an der Umgebung. Wahrscheinlich an beidem; jedenfalls hätte er nichts dagegen gehabt, Münster oder Reinhart für einen kleinen Gedankenaustausch zur Verfügung zu haben.
    Man wird mit den Jahren verwöhnt, musste er zugeben. Erschöpft und desillusioniert und Gott weiß was, aber außerdem auch verwöhnt. Vielleicht gar nicht schlecht, das im Hinterkopf zu behalten.
    »In letzter Zeit ist kein bekannter Gewaltverbrecher freigekommen«, las Servinus von einem Zettel ab. »Einer ist gerade aus Ulmenthal entlassen worden, aber er hält sich nachgewiesenermaßen weit von hier entfernt auf ... ja, wir haben es anscheinend mit einem neuen Namen in der Branche zu tun. Ob er nun Jellinek heißt oder nicht ...«
    Der Hauptkommissar nickte.
    »Weiter«, wiederholte er.
    »Das war’s dann schon fast«, sagte Kluuge. »Ein bisschen mehr steckt natürlich noch in dem Bericht der Gerichtsmedizin. . .«
    Er blätterte in einer Mappe, die auf dem Schreibtisch lag.
    ». . . das mit dem Gummifragment könnte wert sein, näher betrachtet zu werden ... von einem Kondom oder so.«
    »Darüber habe ich nachgedacht«, sagte Tolltse. »Benutzen Vergewaltiger denn Kondome? Jedenfalls habe ich noch nie davon gehört.«

    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen. Suijderbeck kratzte sich am Holzbein.
    »Es gibt alle möglichen Varianten«, sagte Van Veeteren. »Glaubt mir ... wirklich alle.«
    »Muss auch kein Kondom sein«, bemerkte Servinus. »Sie betonen ja, dass es sich um ein äußerst winziges Fragment handelt und dass es ebenso gut etwas anderes sein könnte.«
    »Und was beispielsweise?«, fragte Kluuge, erhielt aber keine Antwort.
    Und für eine Sekunde war ganz offensichtlich, dass das gesamte Fahndungsteam dasaß mit dem gleichen Bild im Kopf.
    Dem gleichen teuflischen, nicht fassbaren Bild.
    Nach der Pressekonferenz, die diesmal mehr als eine Stunde in Anspruch nahm und auf der in erster Linie der Hauptkommissar und Inspektorin Lauremaa dem reichlich erschöpften Kluuge die schwerste Bürde abnahmen, aß Van Veeteren gemeinsam mit Suijderbeck im Florian’s zu Mittag. Es war jetzt genau eine Woche vergangen, seit er hier das erste Mal gegessen hatte und in Anbetracht der Lage gab es Grund genug, sich etwas zu gönnen.
    Vielleicht sogar zu verwöhnen.
    »Verdammter Zirkus«, sagte Suijderbeck. »Ich glaube, ich nehme Aal.«
    »Nun ja«, sagte Van Veeteren, »irgendwie haben Aal und Wasserleichen ja was gemeinsam, wenn du entschuldigst ... was meinst du mit Zirkus?«
    »Na, natürlich Medienclowns. Aber du bist diesen Dreck wahrscheinlich gewohnt, oder?«
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Schwer, sich daran zu gewöhnen«, erwiderte er. »Aber jedenfalls besteht eine gewisse Diskrepanz.«
    »Diskrepanz?«, wiederholte Suijderbeck und schnupperte an seinem Bierglas.
    »Na, zwischen dem, was geschrieben, und dem, was getan wird. In den Zeitungen passiert sehr viel mehr als bei den Ermittlungen.«

    Suijderbeck probierte sein Bier und

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