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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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einziges Streben nur darin zu bestehen schien, sich vor den Füßen ihres neu gewonnenen Herrschers in die Erde zu bohren.
    »Memmen«, brummte Suijderbeck und ging weiter den Kiesweg entlang.
    Eine Frau in abgeschnittenen Jeans und kariertem Herrenhemd kam auf die Terrasse, die Fäuste in die Seite gestemmt. Suijderbeck blieb stehen und betrachtete sie einen Augenblick lang. Ihm war klar, dass es in ihrem Fall mit einem einfachen Befehl wahrscheinlich nicht getan wäre.
    Obwohl es lustig wäre, das mal auszuprobieren. Zweifellos.
    »Frau Kuijpers?«, fragte er stattdessen.
    »Und wer zum Teufel sind Sie?«
    »Suijderbeck, Polizei«, sagte Suijderbeck und kletterte die Treppe mit artig ausgestreckter Hand hinauf.
    »Ihren Ausweis«, sagte die Frau statt einer Begrüßung.
    Suijderbeck zog ihn aus der Innentasche. Er hielt ihn zehn Zentimeter vor das Gesicht der Frau, wobei er ihre Schnapsfahne riechen konnte. Er beschloss, die Samthandschuhe auszuziehen.
    »Ich habe Ihnen ein paar Fragen zu stellen«, sagte er. »Wollen Sie mit ins Auto, oder können wir das hier erledigen?«

    »Was zum Teufel soll das?«, brauste die Frau auf. »Einfach herkommen und ...«
    »Es geht um den Mord unten im Ferienlager«, schnitt Suijderbeck ihr das Wort ab und zeigte mit der Hand zum Wald und dem Weg, auf dem er gerade gekommen war. »Ich nehme an, Sie wissen, was da passiert ist.«
    »Ja, natürlich ...« Sie schien gleich ein wenig zahmer zu werden. »Äh ... bitte, setzen Sie sich doch.«
    Sie selbst ließ sich auf einem der Plastikstühle draußen auf der Terrasse nieder, und Suijderbeck setzte sich ihr gegenüber.
    »Aber wir haben nichts gemacht ...«, fuhr sie ungefragt fort. »Ich meine, Henry ist doch im Frühling rausgekommen, und seitdem sind wir lammfromm hier draußen.«
    »Wirklich?«, fragte Suijderbeck.
    »Wer zum Teufel ist das?«, war eine grobe Männerstimme aus dem Haus zu vernehmen.
    »Die Polizei!«, rief die Frau in einem gebrochenen Versuch zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
    Der Mann trat durch die Tür. Fast eine Kopie seiner Frau, registrierte Suijderbeck. Groß, kräftig, heruntergekommen. Wahrscheinlich knapp fünfzig.
    Aber nur die Frau hatte blondiertes Haar und trug einen Nasenring.
    »Kuijpers«, sagte der Mann und streckte eine behaarte Faust vor. »Ich bin unschuldig wie ein Säugling.«
    Er lachte scheppernd, und Suijderbeck zündete sich eine Zigarette an. Was für Schwachköpfe, dachte er. Wenn ich jetzt einfach nur die Schnauze halte, haben sie in weniger als einer Viertelstunde Schwarzbrennerei und Hehlerei gestanden.
    »Ja, ja«, sagte Kuijpers. »Es geht also um die Mädchen, wie ich gehört habe.«
    »Genau«, sagte Suijderbeck. »Wissen Sie etwas?«
    Beide schüttelten den Kopf. Die Frau bekam einen Schluckauf und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Das ist einfach nur schrecklich«, sagte Kuijpers. »Nein, wir
haben keinen Kontakt mit denen gehabt. Und dieser Schwarzrock auf der Flucht ... nein, mir fehlen einfach die Worte.«
    »Vor ein paar Tagen war schon ein anderer Polizist hier«, warf die Frau ein.
    »Ich weiß«, sagte Suijderbeck. »Ich wollte nur ein paar Aussagen noch einmal überprüfen.«
    »Ach?«, sagte der Mann und kratzte sich im Schritt.
    Suijderbeck zog seinen Block heraus und blätterte einige Seiten darin um.
    »Wir wissen nichts«, sagte die Frau nervös.
    »Nun meckere nicht«, sagte der Mann.
    »Hm«, sagte Suijderbeck. »Sie haben also nie mit jemandem von denen geredet? Weder mit den Mädchen noch mit ihren Begleiterinnen ... den ganzen Sommer lang? Schließlich ist es nur einen Kilometer von hier.«
    Der Mann schüttelte wieder den Kopf.
    »Es war ein paar Mal eine kleine Gruppe hier«, sagte die Frau. »Die haben wohl Blaubeeren gepflückt oder so, aber die Hunde halten die Leute ja auf Abstand ...«
    Sie nickte mit dem Kopf zum Hof hin, wo die Schäferhunde in großen, zögerlichen Kreisen herumliefen.
    ». . . jedenfalls die meisten«, fügte sie vorsichtig hinzu.
    »Wir sind nur dran vorbeigekommen, wenn wir in die Stadt wollten«, erklärte der Mann. »Aber mit denen reden? Nein, vielen Dank ... wundern tut mich das Ganze ja nicht. So ein Geheimniskrämer von Priester, ja, so einer kann doch auf die idiotischsten Gedanken kommen.«
    Suijderbeck zeichnete einen fetten Priester auf seinen Notizblock.
    »Was haben Sie Sonntagnacht gemacht?«, fragte er. »Ich meine den vorigen Sonntag, die Nacht, in der das Mädchen ermordet wurde?«
    »Was?«, fragte

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