Der Konvent der Zauberer
bekommt, etwas herauszufinden, dann wirst du enttäuscht sein«, erkläre ich ihm.
Orius Feuerzähmer faucht mich an: »Glaubst du, du hättest genug Macht, um mich zu beeinflussen?«
»Ich glaube, dass ich dir die Gurgel durchschneiden kann, bevor du auch nur einen Fluch über die Lippen bringst, Kleiner, geschweige denn einen ganzen Zauberspruch.«
Donax muss beinah grinsen. »Das könnte er vielleicht wirklich, Orius. Unser Thraxas hier ist ein harter Bursche. Zwar nicht so hart, dass er mir ernsthaft Sorgen macht, aber hart. Das heißt, wenn er zufällig nüchtern ist.« Er sieht mich an. »Wenn deine Orgk-Freundin meinen Händler umgelegt hat, dann komme ich über sie wie ein böser Bann. Es geht mir dabei nicht um den Händler, die sind ersetzbar. Aber ich habe einen Ruf zu verlieren. Du verstehst mich.«
Sie verschwinden. Ich öffne meine Kleehflasche. Sie ist fast leer. Ich nehme mir vor, Nachschub zu kaufen. Da kommt Makri herein.
»Waren sie wegen des Händlers hier?«
»Haben sie gesagt. Aber ich glaube, dass Donax stärker interessiert war, zu erfahren, was Lisutaris und Direeva hier gewollt haben. Orius wird ihm aber nichts erzählen können. Dieses Bürschchen kann einen Verschleierungszauber, den Lisutaris gewebt hat, bestimmt nicht durchdringen. Was fällt diesem Jungen eigentlich ein, sich mit der Bruderschaft einzulassen? Als ich in seinem Alter war …«
»Thraxas!«, unterbricht Makri mich laut. »Halt den Mund. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.«
»Wenn es um Gal-an geht, dann will ich es nicht …«
»Es geht nicht um Gal-an. Es geht um Sermonatius. Sie wollen ihn rauswerfen.«
»Was?«
»Der Hausbesitzer will den ganzen Wohnblock niederreißen. Er benutzt den Zusammenbruch des Aquädukts als Vorwand. Schon seit Monaten versucht er, Sermonatius und die anderen Bewohner zu räumen, weil er mit dem Grundstück mehr Geld verdienen will.«
Ich sehe Makri verwundert an. Warum erzählt sie mir das? Es klingt beinah so, als erwarte sie, dass ich etwas dagegen unternehmen sollte.
»Du musst etwas dagegen unternehmen.«
Ich trinke den letzten Schluck Kleeh. »Ich? Wie? Was? Warum?«
»Der Besitzer hat zwar die Einwilligung des Präfekten Drinius eingeholt, aber es verstößt gegen das Gesetz, einen Wohnblock ohne eine Genehmigung aus dem Büro des Konsuls niederzureißen.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das passiert doch alle naselang. Wenn der Präfekt des Bezirks seine Zustimmung gibt, wird der Besitzer nicht darauf warten, bis der Konsul die Dinge kompliziert. Das würde letztlich nur bedeuten, dass er noch mehr Bestechungsgelder zahlen muss.«
»Sie dürfen Sermonatius nicht hinauswerfen! Er ist ein großer Mann!«
Sermonatius interessiert mich nicht die Bohne.
»Du musst das verhindern!«
»Makri, wie kommst du auf die bizarre Idee, dass ich da etwas ausrichten könnte? Ich bin ein Detektiv, kein Planungsinspektor.«
»Du bist ein Volkstribun. Du kannst alle Bauarbeiten stoppen, indem du den Senat anrufst, um sein Votum einzuholen.«
Mir schwindelt. »Was?«
»Das gehörte zur Amtsbefugnis der Tribunen. Sie konnten vieles tun, um die Armen zu schützen. Vermieter daran zu hindern, ihre Gebäude abzureißen, war nur eines ihrer vielen Rechte.«
»Du bist verrückt.«
»Keineswegs. Ich habe es in der Bibliothek überprüft.«
»Das war vor hundertfünfzig Jahren.«
»Ihre Machtbefugnisse wurden niemals beschnitten.«
»Aber ich bin kein echter Tribun. Es ist doch nur eine Tarnung, mit der mir Zitzerius Zutritt zu dem Konvent beschaffen wollte.«
»Das spielt keine Rolle«, behauptet Makri. Sie ist fest entschlossen. »Zitzerius hat dich zum Tribun ernannt, und das ist vollkommen legal. Du verfügst jetzt über die vollen Machtbefugnisse des Tribunenamtes, und du musst etwas unternehmen.«
Ich greife nach meiner Kleehflasche. Sie ist leer. Irgendwo hier muss doch noch ein Bier herumstehen.
»Makri, das ist Wahnsinn. Es tut mir Leid, dass dein Kumpel obdachlos wird, aber ich kann nichts dagegen unternehmen. Was wird Zitzerius sagen, wenn ich plötzlich meine angebliche Macht einsetze, um den örtlichen Präfekten herumzuschubsen? Das gäbe einen Aufstand im Senat. Vermutlich auch im Palast. Ich hätte augenblicklich die ganze Regierung am Hals. Wer ist denn überhaupt dieser Hausbesitzer?«
»Prätor Raffius.«
»Raffius? Der reichste Mann Turais? Er kontrolliert etwa vierzig Sitze im Senat. Sicher, Makri, den nehme ich mir liebend gern zur Brust. Die Sache ist so
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