Der Konvent der Zauberer
einfach, wie einen Senator zu schmieren. Ich sage ihm einfach, er soll aufhören, unartig zu sein. Nun nimm endlich Vernunft an.«
»Du kannst es tun«, wiederholt Makri hartnäckig. »Es gehört zu deinen Machtbefugnissen.«
»Ich habe keine Machtbefugnisse!«, brülle ich sie an. »Und hast du vielleicht vergessen, was hier sonst noch so alles los ist? Ich stecke mitten in einem Fall, der mich vermutlich hinter das Ruder einer Sklavengaleere bringt, während Lisutaris an einem Galgen baumelt. Ich muss mir den Kopf über Zauberer, den Vizekonsul und eine Wahl zerbrechen, ganz zu schweigen von Incognixus. dem mörderischen Meuchler. Wie stellst du dir das vor? Soll ich einfach in das Büro von Präfekt Drinius marschieren und ihm sagen: ›’tschuldigung, Kollege, du musst diese Räumung leider abblasen, weil ich, ein Volkstribun, dir das befehle‹?«
»Ganz genau.«
»Vergiss es!«
»Sermonatius wird nicht aus seiner Wohnung geworfen.«
»Ich kann das jedenfalls nicht verhindern.«
»Ich werde jeden umbringen, der es versucht«, droht Makri.
»Viel Vergnügen. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich muss mit meinen Ermittlungen weitermachen.«
Ich schnappe mir meinen warmen Mantel und verdrücke mich schleunigst. Eine Räumung aufhalten, also wirklich! Meine Machtbefugnisse als Volkstribun einsetzen! Wenigstens hätten die Bewohner unseres Viertels dann etwas zu lachen. Wahrscheinlich würden sie immer noch lachen, wenn Prätor Raffius mich von zwanzig seiner gedungenen Handlanger unter Schimpf und Schande aus ZwölfSeen verjagen lassen würde.
Es dauert eine Weile, bis ich endlich einen freien Landauer finde. Mir ist kalt, und ich bedauere, dass ich nicht mehr Bier getrunken habe. Außerdem wünschte ich, ich müsste nicht ständig den Vizekonsul aufsuchen. Für einen Mann, der noch vor ein paar Tagen viel Geld bezahlt hat, um mich zu engagieren, legt er einen beachtlichen Mangel an Begeisterung an den Tag, als ich endlich vor seiner Villa vorfahre und ihm unter die Augen trete.
»Was wollt Ihr?«
»Bier. Aber da es daran bei Euch ja meist mangelt, nehme ich auch alles andere Hoch-und Niederprozentige, das Ihr anzubieten habt.«
»Habt Ihr mich nur gestört, um Alkohol zu verlangen? Ich muss gleich zu einem wichtigen Treffen mit Tilupasis.«
»Diese Tilupasis ist eine sehr effektive Frau. Spitz wie ein Elfenohr. Ihr solltet sie zur Senatorin machen. Ich muss mit Abzox reden. Ich habe ihn vor etwa einer Woche in den Knast geschickt, und ich muss sofort mit ihm reden. Es geht um Lisutaris.«
Zitzerius mag ja ein verknöcherter Paragraphenreiter und armseliger Soldat gewesen sein, aber er reagiert verdammt schnell, wenn es nötig ist. Im Senat ist er wegen seines schnellen Verstandes berüchtigt. Kaum erwähne ich, dass ich Lisutaris helfen könnte, reagiert er und kritzelt ein offizielles Schreiben auf einen Papyrus, in dem er mir gestattet, Abzox im Gefängnis besuchen zu dürfen. Und als ich beiläufig erwähne, dass Abzox vielleicht nicht freiwillig mit den gewünschten Informationen herausrücken will, antwortet er brüsk, dass er sich nötigenfalls darum ebenfalls kümmern kann.
»Er hat Drachenschuppen aus einem Lagerhaus gestohlen? Berichtet mir unterwegs, warum das wichtig ist. Wenn er abgeneigt scheint zu antworten, bin ich befugt, ihm die Freiheit in Aussicht zu stellen.«
Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, Zitzerius mitzunehmen, aber er lässt sich nicht abwimmeln. Im Inneren ist er kein bisschen ruhiger als ich. Wir warten beide nur darauf, dass uns der Skandal mit lautem Knall um die Ohren fliegt. Der Vizekonsul lebt in ständiger Furcht, dass etwas seinem geliebten Turai schaden könnte. Außerdem würden die Rückwirkungen von Lisutaris’ Verhaftung Senator Lohdius, dem Chef der Volkspartei, eine Menge explosiver Munition in die Hände spielen. Die Opposition dürfte Lisutaris’ Fall nutzen, um Zitzerius mit Schmutz zu bewerfen und dabei auch gleich Konsul Kahlius und selbst den König anzuschmieren.
Wir eilen in Zitzerius’ Dienstkutsche zum Alten Knast.
»Pulverisierte Drachenschuppen bilden übrigens den Hauptbestandteil eines seltenen Zaubers, mit dem man die Vergangenheit auslöschen kann.«
Zitzerius behauptet nach wie vor, dass die Dinge niemals so aus dem Ruder gelaufen wären, wenn ich mich ordentlich um Lisutaris gekümmert hätte.
»Es könnte schlimmer sein. Gewisse Gruppen der Bevölkerung von ZwölfSeen schlagen vor, dass ich meine Befugnisse als Tribun
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