Der Konvent der Zauberer
dieser Stadt ankamst, wolltest du nur eins: die Universität besuchen.«
»Das will ich immer noch. Aber vielleicht trage ich dann ein bisschen Lidschatten.«
»Was ist nur aus Makri, der wahnsinnigen Schwertkämpferin, geworden?«
»Entscheide dich endlich, Thraxas. Erst letzte Woche hast du mir die Leviten gelesen, weil ich den Boahhändler getötet habe. Willst du, dass ich jemanden umbringe? Gern. Zeig einfach mit dem Finger drauf.«
»Ich will nicht, dass du jemanden umbringst.«
»Mach dir keine Sorgen um mich«, sagt Makri, die sich zusehends für dieses Thema erwärmt. »Ich töte jeden, der getötet werden muss. Orgks, Menschen, Elfen, Trolle, Drachen, Schlangen, mythische Biester…«
»Wirst du endlich aufhören, ständig vom Umbringen zu reden?«
»Was denn, ich soll also weder davon reden, Leute umzubringen, noch über Frisuren oder Schminke? Gibt es vielleicht ein Thema, mit dem du einverstanden wärst?«
»Die Lösung eines Mordfalls wäre zum Beispiel ein sehr gutes Thema. Wie lange wird Lisutaris brauchen?«
»Ich glaube, sie bekommt heute auch noch eine Maniküre. Copro hat seine besten Assistenten mitgebracht und auch einen Fußpfleger.«
Das kann ja noch ziemlich lange dauern. Makri scheint sich nicht besonders für das Essen auf dem Büfett zu interessieren, also häufe ich mir ein ordentliches zweites Frühstück auf den Teller und verwünsche dabei lautlos Copro und seinesgleichen. In meiner Jugend war die Stadt noch nicht von Kosmetikern und Coiffeuren überlaufen. Der alte Konsul Juvenius hätte Copro kurzerhand von der Mauer geworfen. Was ich ganz gut finden würde.
»Also, was ist deine Meinung?«, fragt Makri.
»Wozu?«
»Ob ich mein Haar blond färben sollte.«
»Ich glaube, du würdest wie ein billiges Flittchen aussehen. Hör auf, mich deswegen auszufragen.«
»Musst du so unfreundlich sein? Es ist sehr anstrengend, auf Lisutaris aufzupassen. Ich brauche dringend eine Entspannung.«
Ich kann das einfach nicht länger ertragen, gehe mit meinem Teller ans Fenster und betrachte den weißen Garten. Wenn Makri mich noch einmal wegen ihres Haars fragt, dann könnte ich geneigt sein, sie wegen Beihilfe zum Mord hinter Gitter zu bringen. Plötzlich gibt es Unruhe in der Halle, und ein Bote kommt herein. Er ruft nach Makri. Dann reicht er ihr ein Stück Papier. Makri bricht das Siegel auf, liest, und ihre Stirn kräuselt sich in Sorgenfalten.
»Schlechte Nachrichten von dem Konvent.«
»Haben die Zauberer etwa den Schleier durchdrungen …?«
»Nein. Ramius Sonnensturm hat Adonius losgeschickt, damit dieser Prinzessin Direeva zum Abendessen einlädt. Tilupasis macht sich große Sorgen.« Makri springt auf die Füße. »Ich muss sie abfangen.«
»Wer ist denn Adonius?« Ich bin verwirrt.
»Nach übereinstimmenden Berichten der bestaussehende junge Mann von Simnia. Tilupasis hat sich schon die ganze Zeit seinetwegen Sorgen gemacht. Dieser Ramius ist wirklich gerissen.« Makri will sofort aufbrechen. Sie hat einen entschlossenen Ausdruck in ihren Augen. »Ich werde es nicht zulassen. Nicht einmal der bestaussehende junge Mann von Simnia wird Direeva dazu verleiten können, ihre Stimmen Ramius Sonnensturm zu geben.« Sie legt hastig ihre Rüstung an und wirft ihre Waffen in das kleine Täschchen, in dem sich auch der magische Beutel befindet. Die ganze Zeit über murmelt sie dabei etwas von der Hinterhältigkeit der Simnianer. »Das ist eine wirklich verschlagene Taktik. Denen werde ich es zeigen.«
»Ich dachte, du wärst nicht begeistert über diese Sache mit dem Stimmenabwerben? Du sagtest, es wäre korrupt.«
»Das ist es ja auch. Aber ich lasse mich auf keinen Fall besiegen«, behauptet Makri. »Kümmere dich um Lisutaris, bis sie zum Konvent kommt. Und was du auch tust, beleidige Copro nicht. Er ist extrem empfindlich.«
Makri wirft einen letzten missbilligenden Blick auf ihre Fingernägel und eilt davon. Ich setze mich hin, verdrücke den Rest des Büfetts und klingele nach mehr Bier. Die junge Dienerin, die auf das Klingelzeichen hin auftaucht, hat einen deutlich bäuerlichen Akzent. Zweifellos eine bodenständige und kluge Frau, die von den Bauernhöfen vor der Stadt kommt.
»Was haltet Ihr von Copro?«. frage ich sie.
»Er ist ein großer Mann und eine Zierde für die Stadt«, erwidert sie wie vom Katapult geschossen. »Man sollte ihn zum Senator machen.«
Ich mustere ihr Gesicht. »Gab es auf Eurem Bauernhof Kosmetikbehandlungen?« Sie schüttelt den Kopf.
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