Der Konvent der Zauberer
Filzmütze und schleppt eine komplette Waffenkammer mit sich herum.
»Ihr werdet Sermonatius nicht räumen!«, ruft sie.
Ein älterer Mann in einem einfachen Mantel tritt aus dem Schneetreiben vor und legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Es ist der Philosoph selber. Er macht ihr wohl deutlich, dass er keine Gewaltanwendung wünscht. Grobiax stellt sich ihr in den Weg. Seine Helfer flankieren ihn. Makri hebt ihre Axt. Ich trete vor.
»Haltet ein!«
Wenn es nötig ist, habe ich eine sehr sonore Stimme, die ausgezeichnet mit meiner stattlichen Gestalt harmoniert. Mich kann man selbst in einem ausgewachsenen Schneesturm nicht übersehen.
»Ich gebiete dieser Arbeit Einhalt! Als Tribun des Volkes werde ich in dieser Angelegenheit den Senat anrufen!«
Es herrscht allgemeines Staunen. Hauptmann Rallig lacht sogar. Grobiax findet meinen Auftritt dagegen offenbar nicht amüsant.
»Was soll das alberne Geschwätz, Thraxas? Geh mir aus dem Weg!«
Aber jetzt treten wie aufs Stichwort einige andere Personen vor, um mich zu unterstützen. Ein paar Anwälte, die in jeder Hinsicht kalt wirken und eine beachtliche Zahl von Bewaffneten hinter sich haben. Offenbar mit besten Empfehlungen von Lohdius. Sie verkünden, dass diese Räumung jetzt nicht weiter durchgeführt werden kann.
»Der Tribun hat gesprochen.«
Alle sehen mich an. Ich komme mir ausgesprochen blöd vor. Und diesen Moment wählt Senator Lohdius für seinen Auftritt. Als die Leute ihn erkennen, wird ihnen schnell klar, dass es sich hier keineswegs um einen Scherz handelt. Hauptmann Rallig wendet sich an Grobiax.
»Es ist vollkommen legal«, erklärt er. »Die Angelegenheit muss vor den Senat gebracht werden. Ihr dürft die Räumung nicht weiter durchführen.«
Grobiax will protestieren, aber Hauptmann Rallig schneidet ihm einfach das Wort ab.
»Ich sagte schon, dass es den Gesetzen entspricht. Und wenn Ihr mich jetzt noch länger hier im Schneesturm herumstehen lasst, dann lasse ich Euch gleich in den Alten Knast bringen, weil Ihr einen Offizier der Zivilgardisten bei der Amtsausübung behindert. Die Räumung ist abgeblasen. Geht nach Hause.«
Grobiax wirft mir einen verächtlichen Blick zu. »Der Prätor wird dafür wie ein böser Bann über dich kommen«, verspricht er mir.
Makri tritt vor. »Halt dich von ihm fern, sonst vierteile ich dich«, zischt sie ihn an.
Grobiax war schon immer jähzornig. Würden nicht so viele Zivilgardisten als Zeugen herumstehen, hätte er Makri bestimmt angegriffen. Es hätte mir gefallen, zuzusehen, wie Makri Grobiax über beide Seiten der Straße verteilt.
Der Blick, den der Hüne ihr zum Abschied zuwirft, verheißt ihr aber eine zweite Chance. Dann zieht er mit seinen Gefährten ab.
»Thraxas, du bist großartig!«, ruft Makri begeistert. »Ich wusste, dass du uns am Ende doch helfen würdest! Komm mit, ich möchte dich Sermonatius vorstellen!«
Ich schüttele dem ältlichen Philosophen die Hand. Er bedankt sich herzlich, aber als er mir in die Augen sieht, kann er ihrem mürrischen Blick entnehmen, dass ich nicht gerade aus freiem Willen hier bin. Die Bewohner der Elendsquartiere drängen sich um mich, um sich bei mir zu bedanken, dass ich sie vor Grobiax gerettet habe.
»Gute Arbeit, Tribun«, verkündet Senator Lohdius und wendet sich dann an die Runde, um rasch klarzustellen, dass er, und nur er, für ihre Rettung verantwortlich ist. Die Gratulationen können mich sowieso nicht sonderlich erwärmen. Makri ist zwar so wohlgemut wie ein Elf in einem Baum, weil ihr geliebter Sermonatius einen Aufschub bekommen hat, aber ich habe andere Sorgen.
»Wo ist Lisutaris? Du solltest sie doch beschützen!«
Makri erzählt mir, dass sie in ihrem Zimmer in der Rächenden Axt eingeschlafen ist. Direeva ist bei ihr.
Ich runzle die Stirn. »Allmählich kommt mir Direeva verdächtig vor. Es gefällt mir nicht, dass sie nicht von Lisutaris’ Seite weicht.«
»Tilupasis gefällt es aber. Tilupasis hat eine Menge Einfluss, selbst beim Konsul.«
»Das sollte sie auch. Schließlich benutzen sie dasselbe Kopfkissen. Jedenfalls dem landläufigen Klatsch zufolge, und dem traue ich gewöhnlich. Wenn du Tilupasis zufrieden stellst, kann sie dir vielleicht helfen, an der Universität zugelassen zu werden.«
»Daran habe ich auch schon gedacht.«
Ich frage Makri, ob Tilupasis vielleicht auch eine Förderin der Vereinigung der Frauenzimmer ist, aber sie glaubt das eher nicht. Was ihr aber merkwürdig vorkommt, jetzt, wo ich
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