Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
schwebenden Zylinders ragte, erfüllte ihn mit kalter Abscheu. »Wenn nicht für Sie, so auf jeden Fall für mich.«
»Das wundert mich allerdings.« Gheeta hob eine der mechanischen Hände seines Zylinders und benutzte die Spitze eines Greifers, um sich in einer tiefen Falte am Kinn zu kratzen. »Wie viel kann ein lebendes Wesen jemals vergessen? Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich ein wenig philosophisch werde, ich weiß ja, wie ungeduldig Sie sein können, aber ich denke manchmal, dass nichts wirklich vergessen ist. Alles ist gleichsam tief oder nur ein kleines Stück unter der Oberfläche vergraben und wartet auf seine sichere Wiederkehr, darauf, eines Tages wieder ans Licht gebracht zu werden.«
Boba Fett konnte die tiefere Bedeutung der Worte des Shell-Hutts leicht entschlüsseln. Was er mir sagen will, dachte er, ist, dass er nichts vergessen hat. Die Andeutungen an Bord der Sklave I hatten offenbar noch nicht genügt, um deutlich zu machen, wie tief sich die Erniedrigung in Gheetas Gedächtnis eingebrannt hatte. Wenn man einen Blick hinter sein zuckersüßes und einschmeichelndes Gebaren, hinter das ganze Begrüßungsgetue hier auf Circumtore warf, offenbarte er deutlich den vorhersehbaren Wunsch nach Rache.
Er hat seine Pläne, dachte Boba Fett, und ich habe meine. Einen kurzen Moment lang fragte sich Boba Fett, während er in Gheetas große, halb geschlossene Augen blickte, ob die Worte, die der Shell-Hutt soeben ausgesprochen hatte, auch noch eine andere Bedeutung haben mochten. Wiederkehr... ans Licht gebracht...
Wenn man sich auf ein riskantes Spiel einließ, bestand immer die Möglichkeit, dass einem der Gegner einen Zug voraus war. Und Fett wusste, dass dies in diesem Spiel sein Tod wäre. Wenn er dahinter gekommen ist, überlegte Fett, während er in Gheetas riesigem Gesicht nach einem Hinweis suchte. Wenn er darüber
Bescheid weiß, was sich hier abgespielt hat, in der Vergangenheit... war das Spiel schon jetzt vorbei, dann würde es keine weiteren Züge mehr geben, sondern nur noch zerbrochene Figuren, die vom Brett gefegt wurden. Zu diesen Figuren würden er selbst und die übrigen Kopfgeldjäger gehören, die er mit hierher gebracht hatte. Und vielleicht noch eine weitere Figur im Spiel.
Aber was auch passiert, entschied Boba Fett, während er, ohne mit der Wimper zu zucken, in die dunkle Mitte von Gheetas Augen starrte, was auch passiert, er wird mit mir untergehen.
»Doch genug von alledem.« Der Schwebezylinder, der Gheeta umgab, drehte sich ein Stück weit, sodass er mit einer seiner mechanischen Hände auf das Zentrum der Empfangshalle deuten konnte. »Wie Sie mich so deutlich erinnert haben, ist dies heute leider eher ein geschäftliches Treffen als eine gesellige Begegnung. Gehen wir also weiter, denn es gibt andere hier die mehr als begierig sind, Ihnen und Ihren Begleitern persönlich zu begegnen.«
»Nach Ihnen«, sagte Boba Fett. »Es sind Ihre Artgenossen, nicht meine.«
Er hatte vor einigen Jahren eine Gewinn bringende Ware auf einem rückständigen Planeten an Bord genommen, auf dem das vorherrschende Transportmittel auf langen Strecken eine Art Frachtluftschiff gewesen war. Langsame, riesenhafte ovale Gebilde, die mit Helium oder anderen leichten Gasen gefüllt waren. Diese Luftschiffe hatten den Himmel jener Welt bedeckt wie in die Länge gezogene silbrige Monde. Die Gondeln für die Mannschaft und die Frachtcontainer hingen an den gewölbten, im Schatten liegenden Bäuchen der Luftschiffe. Die Große Empfangshalle von Circumtore erinnerte Boba Fett an diesen Anb-
lick. Außer Gheeta gab es hier noch ein Dutzend weiterer Shell-Hutts; die vernieteten Zylinder schwebten auf ihren Repulsoren und stießen bei jeder Drehung mit unansehnlicher Trägheit gegeneinander. An der Vorderseite jedes Schwebezylinders wölbte sich wie ein Klumpen irgendeiner unerfreulichen organischen Substanz, die man in die kreisrunde eiserne Halskrause gestopft hatte, ein anderes hängendes Hutt-Gesicht. Einige dieser Gesichter wirkten jünger als das von Gheeta, die großen Augen funkelten gierig, die geschlitzten Nüstern blähten sich unter den vagen Gerüchen, die ihren unstillbaren Appetit anregten. Die Schwebezylinder der jüngeren Shell-Hutts waren überdies kleiner. Boba Fett wusste, wie sehr sie die verschwenderischen Feste liebten, die sie veranstalteten, wann immer der wachsende Rumpf eines Shell-Hutts in einen neuen, größeren Zylinder übertragen wurde.
Dank ihrer künstlichen
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