Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
waren. »Ich ziehe das Gegenfeuer auf mich, während Sie die Buchhaltung sichern. Das ist dem Handbuch der Gilde zufolge in einer Situation wie der unseren die übliche Vorgehensweise bei einem Zweipersonenangriff.«
»Oh.« Zuckuss streckte den Kopf um die Ecke des Seitengangs und musterte die Türen. »Das macht Sinn. denke ich.«
Idiot, dachte Bossk. Der wahre Grund war natürlich, dass der, der zuerst in den Raum stürmte, mit größerer Wahrscheinlichkeit auch der sein würde, der von den Scharfschützenlasern der Wachen zuerst in seine blutigen Einzelteile zerlegt wurde. Besser du als ich... vor allem, da er nach dem Tod seines Partners das ganze Kopfgeld für sich alleine behalten konnte, zumindest alles, was noch übrig sein würde, nachdem die Gilde ihren Anteil abgezogen hatte.
»Los jetzt.« Er stieß Zuckuss im selben Moment, da er den Auslöser am Ärmel seiner Jagdmontur betätigte, vor sich auf den Gang. Die gedämpften Geräusche der Musik und der ausgelassenen, vergnügten Gäste wurden von dem tiefen Grollen der Thermalladungen verschluckt, deren Sprengkraft die fest verschlossenen Türen öffnete.
Bossk pflanzte sich mit weit gespreizten Krallenfüßen mitten in den Korridor und riss das Blastergewehr vor seine mit geschlitzten Pupillen ausgestatteten Augen. Eine Kralle zuckte voller Vorfreude am Abzug des Gewehrs. Das kalte Herz in seiner Brust schlug vor Aufregung schneller, während er durch
die Rauchwolken spähte.
. doch hinter den zerfetzten, von der Hitze verformten Türen ließ sich kein einziger Schuss vernehmen.
»Zuckuss!«, brüllte er in das Kom-Mikro vor den ledernen Schuppen an seinem Hals. »Was ist da los?«
Ein weiterer Moment verging, bis ihn die Antwort des zweiten Kopfgeldjägers erreichte. »Na ja«, meldete sich Zuckuss' Stimme, »die gute Nachricht ist, dass wir uns um die Wachen keine Sorgen mehr machen müssen.«
Bossk stürmte den Korridor entlang, die Krallen beider Hände umklammerten das Gewehr, und stürzte in den Raum, in dem die Buchhaltung des Kasinos untergebracht war. Oder besser in deren Überreste. Der Rauch von der Explosion der Thermalladungen hatte sich so weit gelichtet, dass er die im Raum verstreuten Taliputerund Vidlink-Konsolen erkennen konnte. Und außerdem die Leichen von einem halben Dutzend Kasinowächter, deren jedem mit beeindruckender Genauigkeit ein Laserloch in die Brustplatte seiner Uniform gestanzt worden war. Und mit beeindruckender Schnelligkeit, konnte Bossk feststellen. Keinem der Wächter war es gelungen, seine Waffe auch nur aus dem Holster zu ziehen. Wer auch immer die Männer ausgeschaltet hatte, hatte dies binnen weniger Sekunden getan.
»Sehen Sie sich das an«, sagte Zuckuss. Er ging in die Hocke und berührte das Loch im Brustpanzer eines Wächters. »Ich bekomme hier eine thermische Anzeige. Das Plastoid hat sich noch nicht abgekühlt, die wurden also alle erledigt, während wir draußen auf dem Korridor standen!« Der Kopfgeldjäger erhob sich und deutete auf die der Tür gegenüberliegende Wand des Raums. Ein gezacktes Loch, so groß, dass sogar
Bossk, ohne sich zu ducken, hätte hindurchgehen können, gab den Blick auf die übereinander gestapelten Zylinder der Energiekonverter frei, die das Hauptgebäude des Kasinos versorgten. »Da ist uns jemand zuvorgekommen.«
»Das ist ganz unmöglich«, bellte Bossk. »Diese Wand besteht aus einem Verbund von Monokristallen. Eine Explosion, die stark genug gewesen wäre, um da durchzukommen, hätten wir auf jeden Fall gehört. Es sei denn...« Ihm kam plötzlich ein Verdacht. Er warf über die Schulter einen Blick auf die andere Wand. Da hing an seinen automatisch ausgefahrenen Greifern ein Schallvertilger von der Decke. Die Anzeige auf der silbrigen eiförmigen Oberfläche stand noch zitternd vor dem Überlastungspunkt, doch während der Nachhall der mauerbrechenden Erschütterung in ein harmloses zischelndes Säuseln verwandelt wurde, verließ die Anzeige langsam den roten Bereich.
Die Wut, die Bossk erfüllte, nahm indes sprunghaft zu, als wollte er damit ein zweites, noch größeres und heißeres Loch in die Wand sprengen. Dieser blutschänderische Abkömmling einer... Der Fluch erstarb zwischen seinen zusammengebissenen Fangzähnen. Es gab nur einen Kopfgeldjäger, der derart ausgeklügelte und kostspielige Mittel einsetzte. Entweder hatte er dieses Ding irgendwie in die Buchhaltung geschmuggelt oder, was wahrscheinlicher war, einfach eine Öffnung in die Wand gebohrt,
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