Der Kopfgeldjägerkrieg 01 - Die mandalorianische Rüstung
würden für ein paar Credits alles tun, nicht wahr?«
Boba Fett konnte sein doppeltes Abbild in den kleinen Spiegeln der erbost brennenden Augen des Buchhalters sehen. Er sah das Bild eines geschlossenen, ramponierten Helms, von dem die Farbe abblätterte, der aber noch vollständig funktionierte; sein Gesicht lag hinter dem schmalen T-förmigen Visier verborgen; die Kampfmontur strotzte vom Schienbein bis zu den Handgelenken vor Waffen; hinter einer Schulter lugte sogar die spitz zulaufende Nase einer Lenkrakete hervor. Er war ein wandelndes Arsenal, eine aus Maschinen zusammengesetzte menschliche Gestalt von absolut tödlicher Art.
Das zurück geworfene Abbild nickte langsam. »Das ist richtig«, erwiderte Boba Fett. »Ich mache das, was ich gut kann und wofür ich am besten bezahlt werde.« Er warf einen Blick auf die Anzeigen seines Datenblocks. »Das ist nichts Persönliches.«
»Dann könnten wir vielleicht zu einer Einigung kommen.« Posondum sah seinen Häscher voller Zuversicht an. »Oder?«
»Welche Art Einigung?«
»Was glauben Sie denn?« Der Buchhalter stand auf und um-
schloss die Gitterstäbe direkt vor Fetts Nase. »Sie schätzen es, gut bezahlt zu werden. Ich weiß, welche unerhörten Summen Sie für Ihre Dienste berechnen, und ich bleibe gerne am Leben. Ich bin darauf vermutlich genauso scharf wie Sie auf Ihre Credits.«
Boba Fett ließ sein maskiertes Starren auf dem schwitzenden Gesicht seines Gegenübers ruhen. »Du hättest dir Gedanken darüber machen müssen, was dir dein Leben wert ist, bevor du den Zorn der Hutts auf dich geladen hast. Jetzt ist es ein bisschen spät für dein Bedauern.«
»Aber es ist nicht zu spät für Sie, ein paar Credits zu machen. Mehr Credits, als die Hutts Ihnen zahlen können.« Posondum drückte das Gesicht zwischen die Gitterstäbe, als könnte er sich mit der schieren Kraft seiner Verzweiflung irgendwie durch sie hindurch ins Freie quetschen. »Sie lassen mich gehen und es soll ihr Schaden nicht sein.«
»Das bezweifle ich«, gab Fett kalt zurück. »Die Hutts zahlen exzellente Belohnungen. Aus dem Grund arbeite ich auch sehr gerne für sie.«
»Und weshalb, glauben Sie, wollen die mich wohl unbedingt wieder haben?« Posondums Fingerknöchel traten, als er die Hände zu Fäusten ballte, weiß hervor. »Bloß wegen der alten Bücher, die ich im Kopf habe? Oder weil die Konkurrenz sonst hinter ein paar kleine Geschäftsgeheimnisse kommt?«
»Aus welchem Grund meine Klienten bestimmte Dinge wünschen, geht mich nichts an. Dinge wie dich, meine ich.« An dem Datenblock an seinem Handgelenk pulsierte eine kleine Leuchtanzeige. Er würde in Kürze zu den Kontrollen der Sklave I zurückkehren müssen. »Ich bin nur froh, dass sie diese Dinge
wollen. Und dass sie dafür bezahlen.«
»Und wenn ich mehr bezahlen würde?« Posondum senkte die Stimme, obwohl niemand da war, der sie hätte belauschen können. »Ich habe, als ich die Hutts verließ, mehr mitgenommen als Informationen. Ich habe Credits genommen - viele Credits.«
»Das war dumm von dir.« Fett wusste, wie kleinlich die Hutts waren, wenn es um Credits ging; das war eine besondere Eigenheit ihrer Spezies. Er hatte gelegentlich extreme Maßnahmen ergreifen müssen, um das Geld für einen erledigten Auftrag einzutreiben, selbst dann, wenn die Geschäftsbedingungen zuvor genau abgesprochen worden waren. Es war also der Gipfel der Idiotie, wenn man glaubte, einen Hutt bestehlen und auch noch damit durchkommen zu können.
»Ja, vielleicht... aber da waren so viele Credits. Und ich dachte, ich käme damit durch und könnte mich irgendwo verstecken. Und dass meine neuen Bosse mich schon beschützen würden.«
»Die haben getan, was sie konnten.« Boba Fett zuckte die Achseln. »Aber es hat eben nicht gereicht. Wenn ich ins Spiel komme, reicht es nie.«
»Hören Sie, ich gebe Ihnen die Credits. Alle.« Posondum bebte unter der Inbrunst seines Flehens. »Jeden einzelnen Credit, den ich den Hutts gestohlen habe. Alles gehört Ihnen. Lassen Sie mich einfach gehen.«
»Und wo genau sind diese Credits?«
Posondum wich von den Gitterstäben des Käfigs zurück. »Versteckt.«
»Ich könnte sehr leicht herausfinden, wo.« Fetts Stimme blieb
so gleichmäßig und gefühllos wie zuvor. »Das Extrahieren von nützlichen Informationen ist eine Spezialität von mir.«
»Der Ort ist in mein Gedächtnis eingeschrieben«, sagte der Buchhalter. »Unterhalb der Bewusstseinsebene. Außerdem wurde mir ein
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